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Der Untergang

Der Untergang

Titel: Der Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim C. Fest , Bernd Eichinger
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Reichskanzlei, eingedrungen seien. Da von den Verbänden keine Lageberichte mehr kämen, habe er seine Informationen, wie schon verschiedentlich, den Meldungen ausländischer Rundfunksender entnehmen müssen. Die Stadt sei nicht länger zu verteidigen, sagte er. Auf den Zusatz hin, vielleicht sollte er, der Führer, noch versuchen, »hier rauszukommen« und bei Potsdam zur Armee Wenck durchzubrechen, erwiderte Hitler, das sei zwecklos: »Meine Befehle werden ohnehin von niemandem ausgeführt.« Als Weidling nach einer Anweisung für den Fall verlangte, daß sämtliche Munitionsreserven erschöpft seien, zog Hitler sich mit der Bemerkung, er werde niemals kapitulieren und untersage ihm wie jedem Truppenführer die Kapitulation, zu einem abschließenden Konklave mit General Krebs zurück. Und jetzt erst, zu längst überfälliger Stunde, genehmigte er für einzelne Einheiten den Ausbruch, den er während der vergangenen Wochen jedem Verband verweigert hatte. Wenig später wurde Weidling der letzte »Führerbefehl« zugestellt. Er lautete:
      »Im Falle des Munitions- und Verpflegungsmangels bei den Verteidigern der Reichshauptstadt gebe ich mein Einverständnis zum Ausbruch. Es ist in kleinsten Gruppen auszubrechen und Anschluß an die noch kämpfende Truppe zu suchen. Wo dieser nicht gefunden wird, ist der Kampf in kleinen Gruppen in den Wäldern fortzusetzen.«
      Nach dem Ende der Besprechung kam Hitler als letzter aus dem Konferenzraum. Er trat auf Otto Günsche zu und wiederholte, daß er den Russen weder tot noch lebendig in die Hände fallen dürfe. Er werde sich, nicht anders als »Fräulein Braun«, wie er charakteristischerweise noch immer sagte, selber das Leben nehmen. Er wolle verbrannt werden und »für immer unentdeckt« bleiben. Dann nahm er Günsche das Versprechen ab, alle erforderlichen Vorkehrungen für die Beseitigung seiner sterblichen Überreste zu treffen. Die Anordnung war ihm offenbar so wichtig, daß er sie auch schriftlich erließ. Unmittelbar darauf ließ Günsche sich mit dem Chauffeur Hitlers, Erich Kempka, verbinden, der sein Büro im unterirdischen Garagentrakt nahe der Reichskanzlei hatte, und forderte ihn auf, auf schnellstem Wege soviel Benzin wie möglich zu beschaffen, zur Not auch auf die Tanks der abgestellten Fahrzeuge zurückzugreifen. Als Kempka fragte, wozu dergleichen benötigt werde, erwiderte Günsche, er wolle darüber am Telefon nichts sagen. Etwas später kamen unter dem Feuerhagel sowjetischer Geschütze, in den Schutz von Mauervorsprüngen und Erdaufschüttungen gedrückt, einige SSMannschaften und stellten eine Anzahl Benzinkanister im Vorbunker ab.
      Gegen vierzehn Uhr nahm Hitler in Gesellschaft seiner Sekretärinnen und seiner Diätköchin die letzte Mahlzeit ein. Er gab sich nach den zahlreichen Ausbrüchen und Krampfanfällen dieser Tage ruhig und beherrscht, und auf eine der Sekretärinnen wirkte die kleine Runde um den Tisch in Hitlers Wohnraum wie »ein Bankett des Todes«. Schon am Abend zuvor hatte Hitler ihr eine der Kupferpatronen überreicht, in denen die Giftampullen verwahrt wurden, und dazu bemerkt, er wisse wohl, daß dies ein armseliges Abschiedsgeschenk sei. Wider Erwarten war Eva
    Braun nicht erschienen.
      Mit den Worten: »Nun ist es soweit, es ist zu Ende«, hob Hitler die Tafel schon nach kurzer Zeit auf und ging zu Goebbels hinüber. Den unabweislich näher rückenden Tod vor Augen, hatte der Mann, der sich gern als »Letzter der Getreuen« bezeichnete, die Schwüre von Ehre und Untergang doch noch beiseitegeschoben und drang plötzlich auf Hitler ein, Berlin zu verlassen. Hitler aber wiederholte aufs neue alle, zum Teil von Goebbels selber vorgebrachten Argumente und stellte ihm vermutlich auch die Frage, mit der er in diesen Tagen mehrfach schon die Überredungsversuche der einen oder anderen abgewehrt hatte: Wo er denn hinsolle und daß er nicht gewillt sei, »auf den Straßen irgendwie zugrunde zu gehen«. Am Schluß sagte er: »Doktor, Sie kennen meinen Entschluß. Dabei bleibt es!« Goebbels selber hingegen, beschied er ihn zuletzt, bleibe es anheimgestellt, zusammen mit seiner Frau und seinen Kindern aus Berlin fortzugehen. Doch diesmal widersprach Goebbels und versicherte, er werde nicht von der Seite des Führers weichen.
      Dem einen Abschied folgte der nächste. Als er Goebbels und dessen inzwischen hinzugekommene Frau zur Tür geleitete, stieß Hitler auf seine persönliche Ordonnanz Heinz Linge. Linge bat um seinen

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