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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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werde ihm Simon Cormacks Freilassung melden – die frühe Stunde des Anrufs nicht übel: 5.00   Uhr Washingtoner Zeit. Als er hörte, was Seymour ihm mitzuteilen hatte, wurde er aschfahl im Gesicht.
    »Aber wieso denn? Warum? Um Himmels willen, warum?«
    »Wir wissen es nicht, Sir«, sagte die Stimme aus London. »Der Junge war unversehrt freigelassen worden. Er kam auf uns zugelaufen und war noch neunzig Yards von uns entfernt, als es geschah. Wir wissen nicht einmal, was dieses ›es‹ war. Aber er ist tot, Herr Vizepräsident.«
    Schon nach einer Stunde trat das Komitee zusammen. Alle Mitglieder waren tief erschüttert, als ihnen eröffnet wurde, was geschehen war. Nun ging es darum, wer dem Präsidenten die Nachricht beibringen sollte. Als Vorsitzendem des Komitees, dem Mann, dem Cormack vierundzwanzig Tage vorher die Aufgabe übertragen hatte, »mir meinen Sohn zurückzubringen«, fiel dies Michael Odell zu. Mit schwerem Herzen trat er den Weg aus dem Westflügel ins Mansion an.
    Präsident Cormack brauchte nicht geweckt zu werden. Er hatte in den vergangenen dreieinhalb Wochen nur wenig geschlafen, und war häufig noch vor dem Morgengrauen von selbst wach geworden und in sein persönliches Arbeitszimmer gegangen, wo er versuchte, sich auf Staatsdokumente zu konzentrieren. Als Cormack hörte, daß der Vizepräsident unten sei und ihn zu sprechen wünsche, ging er in den Yellow Oval Room und sagte, er werde Odell hier empfangen.
    Der Yellow Oval Room im zweiten Stock ist ein geräumiges Empfangszimmer zwischen dem Arbeitszimmer des Präsidenten und dem Treaty Room. Vor seinen Fenstern, die auf die Rasenflächen und zur Pennsylvania Avenue gehen, ist der Truman Balcony. Beide liegen im Zentrum des Mansion, unterhalb der Kuppel und direkt über dem südlichen Portikus.
    Odell trat ein. Präsident Cormack stand in der Mitte des Raumes und blickte ihn an. Odell schwieg. Er konnte sich nicht überwinden, die Hiobsbotschaft auszusprechen. Der Ausdruck der Erwartung auf dem Gesicht des Präsidenten erlosch langsam.
    »Nun, Michael?« sagte er dumpf.
    »Man hat ihn … Simon … ist gefunden worden. Er lebt nicht mehr.«
    Präsident Cormack rührte sich nicht, bewegte keinen Muskel. Als er sprach, war seine Stimme klar, aber ausdruckslos.
    »Lassen Sie mich bitte allein.«
    Odell drehte sich um und ging, hinaus in die Centre Hall. Er schloß die Tür hinter sich und wandte sich der Treppe zu. Hinter sich hörte er einen einzigen Schrei, wie von einem verwundeten Tier in Todespein. Es überlief ihn kalt, und er ging weiter.
    Am Ende der Halle stand Secret-Service-Mann Lepinsky neben einem Schreibtisch und hielt einen Telefonhörer in der Hand.
    »Die britische Premierministerin ist am Apparat, Herr Vizepräsident«, sagte er.
    »Ich gehe ran. Hallo, hier spricht Michael Odell. Ja, Prime Minister, ich habe es ihm soeben gesagt. Nein, Ma’am, er nimmt jetzt keine Anrufe entgegen. Keinerlei Anrufe.«
    In der Leitung trat eine Pause ein.
    »Ich verstehe«, sagte sie dann leise. »Haben Sie einen Bleistift und ein Stück Papier?«
    Odell winkte Lepinsky, der sein amtliches Notizbuch herauszog. Odell kritzelte hinein, was ihm gesagt wurde.
    Präsident Cormack bekam den Zettel zu einer Stunde, da die meisten Leute in Washington, nicht ahnend, was geschehen war, sich ihr Frühstück zubereiteten. Er war, noch immer in einem seidenen Morgenmantel, in seinem Amtszimmer und starrte durch die Fenster hinaus in den grauen Morgendunst. Seine Frau schlief noch (sie würde die Nachricht später erfahren). Er nickte, als der Diener sich zurückzog und schüttelte das zusammengefaltete Blatt aus Lepinskys Notizbuch auseinander.
    Darauf stand nur: Samuel 2, XIX , 1.
    Nach mehreren Minuten erhob er sich und ging zu dem Regal, wo er einige Bücher aus seinem Privatbesitz aufbewahrte, darunter die Familienbibel mit den Namenszügen seines Vaters, seines Großvaters und seines Urgroßvaters. Er fand den Vers am Ende des 2. Buchs Samuel:
    »Da ward der König traurig und ging hin auf den Saal im Tor und weinte, und im Gehen sprach er also: Mein Sohn Absalom, mein Sohn, mein Sohn Absalom! Wollte Gott, ich könnte für dich sterben! O Absalom, mein Sohn, mein Sohn!«

11. Kapitel
    Dr.   Barnard lehnte die Mithilfe der hundert jungen Constables ab, die die Thames-Valley-Polizeibehörde für die Suche nach Tathinweisen auf der Straße und im Gras an ihren Rändern anbot. Er vertret die Auffassung, daß große Suchaktionen in Ordnung seien, wenn

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