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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Sprengstoffexperte hatte beim letzten Tageslicht schließlich den Schauplatz des Geschehens verlassen, überzeugt, daß dieser nichts mehr hergab. Zehn Stunden lang war der Tatort im Umkreis von dreißig Metern gründlichst abgesucht worden und nun sauberer als irgendein Fleckchen englischen Bodens. Was diese Suche erbracht hatte, lagerte nun in einer Reihe grauer Kunststoffbehälter an der Wand in seinem Labor. Für ihn und sein Team war diese Nacht die Nacht der Mikroskope.
    Nigel Cramer verbrachte die Nacht in einem schlichten, kaum möblierten Zimmer auf einem Landsitz aus der Tudorzeit im Herzen von Surrey, der durch eine dichte Baumreihe gegen die nächste Straße abgeschirmt war. Trotz seines eleganten Äußeren war das alte Gebäude für Vernehmungszwecke sehr gut ausgestattet. Der British Security Service benutzte die uralten Kellergewölbe als Ausbildungsstätte für solche delikaten Aufgaben.
    Brown, Collins und Seymour waren auf eigenen Wunsch anwesend. Cramer hatte dagegen nichts einzuwenden – er war von Sir Harry Marriott angewiesen worden, mit den Amerikanern zusammenzuarbeiten, wo und wann immer dies möglich war. Sämtliche Informationen, über die Quinn verfügte, würden ohnehin beiden Regierungen vorgelegt werden. Auf dem Tisch neben ihnen lösten die Tonbandgeräte einander bei den Aufzeichnungen ab.
    Quinn hatte eine lange, bläuliche Beule am Unterkiefer und ein großes Pflaster auf dem Hinterkopf. Er trug noch immer dasselbe, inzwischen schmutzige Hemd und die Baumwollhose. Seine Schuhe wie auch Gürtel und Krawatte waren ihm abgenommen worden. Er war unrasiert und machte einen erschöpften Eindruck. Aber er antwortete klar und gelassen auf die Fragen.
    Cramer fing mit dem Anfang an: warum er die Wohnung in Kensington verlassen habe. Quinn legte seinen Grund dar. Brown blickte ihn finster an.
    »Mr.   Quinn, hatten Sie irgendeinen Grund für die Annahme, daß eine unbekannte Person, beziehungsweise Personen versucht haben könnten, sich in den Austausch einzumischen, wodurch die Sicherheit Simon Cormacks hätte gefährdet werden können?«
    Nigel Cramer hatte es streng nach Vorschrift formuliert.
    »Instinkt«, antwortete Quinn.
    »Nur Instinkt, Mr.   Quinn?«
    »Darf ich Sie etwas fragen, Mr.   Cramer?«
    »Eine Antwort kann ich Ihnen nicht versprechen.«
    »Der Aktenkoffer mit den Diamanten darin – er war mit einer Wanze präpariert, hab’ ich recht?«
    Die Mienen der vier Männer in dem Raum gaben ihm die Antwort.
    »Wenn ich bei einem Austausch mit diesem Köfferchen angekommen wäre«, sagte Quinn, »wären sie dahintergekommen und hätten den Jungen umgebracht.«
    »Was sie auch so getan haben, Sie Klugscheißer«, knurrte Brown.
    »Ja, das haben sie getan«, sagte Quinn düster. »Ich gebe zu, ich dachte nicht, daß sie so etwas tun würden.«
    Cramer ging mit ihm zu dem Augenblick zurück, als er die Wohnung verlassen hatte. Quinn berichtete ihnen über Marylebone, die Nacht in dem Hotel, die Bedingungen, die Zack für das Treffen festgelegt hatte, und wie er gerade noch rechtzeitig hingekommen war. Für Cramer war das Interessante die Konfrontation Zack – Quinn in der aufgegebenen Lagerhalle. Quinn beschrieb ihm den Wagen, eine Volvo-Limousine, und nannte ihm das Kennzeichen; beide nahmen zu Recht an, daß die Nummernschilder für diese Begegnung gegen andere ausgetauscht und diese später wieder gegen die echten vertauscht worden waren. Ebenso die innen an die Windschutzscheibe geklebte Plakette, die anzeigte, daß die Straßensteuer bezahlt war. Diese Männer hatten bewiesen, daß sie sehr sorgfältig zu Werke gingen.
    Quinn konnte die Männer nur so beschreiben, wie er sie gesehen hatte, vermummt und in einfachen Trainingsanzügen. Den vierten hatte er überhaupt nicht zu Gesicht bekommen, da dieser im Versteck zurückgeblieben war, um auf einen Anruf hin oder falls seine Kumpanen länger als vereinbart ausblieben, Simon Cormack zu töten. Quinn schilderte die äußere Erscheinung der beiden Männer, die er in voller Größe gesehen hatte: Zack und den Mann mit der Waffe. Mittelgroß, mittelkräftig. Das war’s schon. Leider.
    Er identifizierte die Skorpion-Maschinenpistole und natürlich das Lagerhaus der Firma Babbidge. Cramer verließ den Raum, um zu telefonieren. Ein zweites Expertenteam aus Fulham fuhr noch vor Tagesanbruch zu dem Lagerhaus und verbrachte den Vormittag dort. Die Suche ergab nichts weiter als ein Marzipankügelchen und perfekte Reifenabdrücke im

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