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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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zur Herstellung von Sprengsätzen sichergestellt, die für ein Dutzend großer Anschläge in der Hauptstadt ausgereicht hätten.
    Quinn machte Kuyper den Vorschlag, eine Kneipe zu suchen, die noch offen hatte, und ihre Freilassung mit einem Gläschen Bier zu begießen. Diesmal bekam er keine Abfuhr. Kuyper trug ihm die Schlägerei in der Spelunke nicht nach; er hatte sich nämlich gelangweilt und war davon aufgemuntert worden. Außerdem brauchte er keinen Schadensersatz zu zahlen – ein Extrabonus. Sein Kater mußte in ein, zwei Bierchen ersäuft werden, und wenn dieser hochgewachsene Typ schon blechte …
    Das Französisch des Boxers war leidlich. Er schien mehr zu verstehen, als er sprechen konnte. Quinn stellt sich ihm als Jacques Degrueldre vor, ein Franzose belgischer Abstammung, der lange Jahre im Ausland gewesen und in der französischen Handelsmarine zur See gefahren sei.
    Beim zweiten Bier bemerkte Kuyper die Tätowierung auf dem Rücken von Quinns linker Hand und hielt stolz seine eigene zum Vergleich hin.
    »Das waren noch Zeiten, was?« sagte Quinn grinsend. Kuyper gluckste erinnerungsselig.
    »Seinerzeit hab’ ich ein paar Typen ordentlich vermöbelt«, erinnerte er sich befriedigt. »Wo bist du dazugestoßen?«
    »Im Kongo, zweiundsechzig«, antwortete Quinn.
    Kuypers Stirn zog sich zusammen, während er sich klarzumachen versuchte, wie jemand im Kongo zu der Organisation Spinne stoßen konnte. Quinn beugte sich zu ihm hin und setzte eine verschwörerische Miene auf.
    »Ich war dort von zweiundsechzig bis siebenundsechzig im Einsatz«, sagte er. »Mit Schramme und Wauthier. Dort unten waren damals lauter Belgier. Zumeist Flamen. Die besten Fighter der Welt.«
    Das gefiel Kuyper. Er nickte melancholisch. Es stimmte ja alles.
    »Diesen schwarzen Affen hab’ ich eine saubere Lektion erteilt, das darfst du mir glauben.«
    Das gefiel Kuyper noch mehr.
    »Ich wär’ beinahe auch hinuntergegangen«, sagte er bedauernd. Offenbar war ihm eine große Chance entgangen, eine Menge Afrikaner umzulegen. »Aber ich war damals im Knast.«
    Quinn goß wieder eine Flasche Bier nach, die siebte.
    »Mein bester Kumpel im Kongo war aus der Gegend hier«, sagte er. »Vier waren mit der Spinne tätowiert. Aber er war der Beste. Eines Abends sind wir alle losgezogen in die Stadt, haben einen Tätowierer gefunden, und sie haben mich aufgenommen, weil ich die Prüfungen schon bestanden hatte, nehm’ ich an. Vielleicht erinnerst du dich an ihn. Der ›große Paul‹ hieß er.«
    Kuyper ließ den Namen langsam in sich einsinken, überlegte eine Weile, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
    »Paul und wie noch?«
    »Blöd, daß ich das nicht mehr weiß. Wir waren beide zwanzig damals. Lange her. Wir haben ihn einfach den ›großen Paul‹ genannt. Riesiger Kerl, mehr als zwei Meter groß. Breit wie ein Möbelpacker. Er muß weit über zwei Zentner schwer gewesen sein. Verdammt … wie hat er denn noch geheißen …?«
    Die Runzeln verschwanden von Kuypers Stirn.
    »Jetzt erinnere ich mich an ihn«, sagte er. »Ja, ein brauchbarer Puncher. Er mußte stiften gehen, weißt du. Die Polente war ihm auf den Fersen. Deswegen ist er nach Afrika gegangen. Sie haben ihn wegen einer Vergewaltigungsanzeige gesucht. Warte, Moment … Marchais. So hat er geheißen, Paul Marchais.«
    »Natürlich«, sagte Quinn. »Der gute alte Paul.«
    Steve Pyle, General-Manager der SAIB in Riad, erhielt Andy Laings Brief zehn Tage, nachdem er aufgegeben worden war. Er las ihn in seinem Büro, wo er ungestört war, und als er ihn weglegte, zitterte ihm heftig die Hand. Diese ganze Geschichte entwickelte sich allmählich zu einem Alptraum.
    Er wußte, die neuen Daten im Bankcomputer würden einer elektronischen Überprüfung standhalten – der Oberst hatte, als er das Material austauschte, geradezu geniale Arbeit geleistet, aber … Angenommen, dem Minister, Prinz Abdul, passierte etwas? Angenommen, das Ministerium führte seine Revision im April durch und der Prinz weigerte sich zuzugeben, daß er die Einrichtung des Fonds sanktioniert hatte? Und er, Steve Pyle, hatte nur Easterhouses Wort …
    Er versuchte Easterhouse telefonisch zu erreichen, aber der Oberst war nicht da. Er hielt sich, wovon Pyle nichts wußte, im gebirgigen Norden in der Nähe von Ha’il auf, wo er mit seinem schiitischen Imam Pläne schmiedete, der die Hand Allahs über sich glaubte und an seinen Füßen die Schuhe des Propheten. Drei Tage sollten vergehen, bis Pyle den

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