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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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festsetzt. Aber wer ist der Urheber? Was könnte der Ausgangspunkt sein?«
    Krjutschkow klopfte mit einem Finger verächtlich auf die Berichte aus dem Westen. Obwohl er früher KGB -Resident in New York gewesen war, haßte er Amerika.
    »Genosse Generalsekretär, anscheinend stützen sie sich auf einen Bericht des britischen Experten, der die amtliche Untersuchung der Umstände durchführte, unter denen dieser Amerikaner starb. Entweder hat dieser Mann gelogen, oder sein Bericht ist von anderen Leuten verändert worden. Ich nehme an, daß es sich um einen faulen Trick der Amerikaner handelt.«
    Gorbatschow ging wieder hinter seinen Schreibtisch und setzte sich. Er wählte seine Worte mit Bedacht.
    »Könnte … wäre es denkbar … daß an dieser Beschuldigung doch etwas dran ist?«
    Wladimir Krjutschkow war verblüfft. Innerhalb seines eigenen Direktorats gab es eine Abteilung, die sich speziell damit beschäftigte, die teuflischsten Apparaturen zum Töten oder zumindest zu dem Zweck, Menschen außer Gefecht zu setzen, zu erfinden, zu entwerfen und in ihren Laboratorien zu produzieren. Aber sie hatte mit dieser Geschichte nichts zu schaffen gehabt; dort war keine Bombe gebastelt worden, die später in Simon Cormacks Gürtel versteckt werden sollte.
    »Nein Genosse, ganz gewiß nicht.«
    Gorbatschow beugte sich nach vorne und klopfte mit einem Finger auf das Tintenlöschblatt.
    »Gehen Sie der Sache nach«, befahl er, »ja oder nein, stellen Sie das fest!«
    Der General nickte und ging. Der Generalsekretär blickte nachdenklich durch den langen Raum. Er brauchte – vielleicht sollte er sagen, er »hatte gebraucht« – den Nantucket-Vertrag dringender, als man im Oval Office wußte. Ohne den Vertrag war sein Land vom Gespenst des unsichtbaren Stealth-Bombers B 2 und von dem Alptraum bedroht, 300   Milliarden Rubel aufbieten zu müssen, um das System der Luftverteidigung zu erneuern. Bis die Ölquellen versiegten.
    Quinn sah ihn am dritten Abend. Er war klein und stämmig gebaut, mit den Blumenkohlohren und der eingedrückten Nase eines Boxers – ein Schlägertyp. Er saß allein am Ende der Theke in der Montana-Bar, einer schmierigen Spelunke in der Oude Mann Straat, die ihren Namen, Alter-Mann-Straße, zu Recht trug. In der Kneipe waren noch ein Dutzend anderer Leute, aber niemand unterhielt sich mit ihm, und er machte den Eindruck, als wollte er das auch nicht.
    Mit der rechten Hand umklammerte er das Bierglas, die linke hielt eine selbstgedrehte Zigarette, und auf dem Handrücken war das schwarze Spinnennetz zu sehen. Quinn ging langsam an der Theke entlang und setzte sich auf den nächsten Hocker neben den Mann.
    Eine Zeitlang saßen die beiden schweigend da. Der Boxer warf Quinn einen flüchtigen Seitenblick zu, nahm aber weiter keine Notiz von ihm. So vergingen zehn Minuten. Der Mann drehte sich wieder eine Zigarette. Quinn gab ihm Feuer. Der Boxer dankte mit einem Nicken, aber wortlos. Ein mürrischer, mißtrauischer Typ, nicht leicht in ein Gespräch zu ziehen.
    Quinn machte den Barkeeper auf sich aufmerksam und deutete auf sein Glas. Eine zweite Flasche wurde ihm gebracht. Er wies mit einer Handbewegung auf das leere Glas des Mannes neben ihm und zog eine Augenbraue hoch. Der Mann schüttelte den Kopf, fuhr mit der Hand in die Tasche und zahlte selbst.
    Quinn stieß einen lautlosen Seufzer aus. Das war ein schwieriger Fall. Der Typ sah aus wie einer, der in Kneipen Streit sucht, ein kleiner Ganove, nicht einmal mit genug Grips, um einen Zuhälter abzugeben, was ja nicht viel verlangt. Die Chance, daß er französisch sprach, war gering, und an ihn heranzukommen, offensichtlich nicht leicht. Aber das Alter stimmte ungefähr, Ende vierzig, und er hatte die Tätowierung. Man mußte sich mit ihm begnügen.
    Quinn verließ die Kneipe, ging um zwei Straßenecken und fand Sam müde im Auto hockend. Er sagte ihr leise, was sie tun solle.
    »Hast du den Verstand verloren?« sagte sie. »Das ist unmöglich. Lassen Sie sich gesagt sein, Mr.   Quinn, ich bin die Tochter eines Predigers aus Rockcastle!« Dabei grinste sie.
    Zehn Minuten später saß Quinn wieder auf seinem Barhocker, als sie hereinkam. Sie hatte den Rock so hoch hinaufgezogen, daß sie den Bund vermutlich unter den Achselhöhlen hatte, wo er unter ihrem Polohemd nicht zu sehen war. Sie hatte die ganze Kleenex-Packung aus dem Handschuhfach aufgebraucht, um ihren ohnedies schon üppigen Busen noch üppiger erscheinen zu lassen. Sie stöckelte auf Quinn

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