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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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morgens eine sehr elegante Amerikanerin in einem strengen Kostüm mit einem Bündel Geldscheine für den in der Montana-Bar angerichteten Schaden im Revier erschien, war Sergeant Klopper erleichtert.
    »Sie bezahlen die Hälfte des Schadens, den Teil dieses Amerikaners, ja?« fragte er.
    »Zahl alles!« sagte Quinn auf seiner Bank.
    »Sie wollen Kuypers Teil ebenfalls bezahlen, Mr.   Quinn? Er ist ein Schläger, geht hier ein und aus, schon seit er ein Junge war. Ein langes Register, immer kleine Delikte.«
    »Zahl auch für ihn«, sate Quinn zu Sam. Sie tat es. »Da ja jetzt alles beglichen ist – wollen Sie noch Anzeige erstatten, Sergeant?«
    »Eigentlich nicht. Sie können gehen.«
    »Kann er mitkommen?« Quinn deutete zu der Wachkammer und dem schnarchenden Kuyper hin, dessen Gestalt man durch die offene Tür sehen konnte.
    »Sie wollen ihn mitnehmen?«
    »Klar, wir sind ja Kumpel.«
    Der Sergeant zog eine Augenbraue hoch, rüttelte Kuyper wach und sagte zu ihm, der Amerikaner habe den von ihm, Kuyper, angerichteten Schaden erstattet, und das sei nur gut so, weil Kuyper sonst wieder einmal eine Woche lang hinter Gitter käme. Wie die Dinge stünden, könne er gehen. Als Sergeant Klopper aufblickte, war die Dame verschwunden. Der Amerikaner legte den Arm um Kuypers Schulter, und zusammen wankten sie die Stufen vor dem Polizeirevier hinunter. Zur großen Erleichterung des Sergeanten.
    In London trafen sich zwei gesetzte Männer zur Mittagsstunde in einem verschwiegenen Restaurant, wo die Kellner sie allein ließen, nachdem das Essen serviert worden war. Die beiden Männer kannten einander vom Sehen beziehungsweise von Fotografien. Jeder wußte, womit der andere sein Brot verdiente. Hätte ein Neugieriger die Dreistigkeit besessen zu fragen, hätte er vielleicht erfahren, daß der Engländer Beamter im Außenministerium und der andere der stellvertretende Kulturattaché an der sowjetischen Botschaft in London war.
    Niemals aber hätte er, einerlei, wie viele Unterlagen er auch überprüfte, erfahren, daß der Beamte aus dem Außenministerium Stellvertretender Chef der sowjetischen Abteilung im Century House war, der Zentrale des britischen Geheimdienstes SIS , und ebensowenig, daß der Mann, der angeblich Besuche des georgischen Staatschores arrangierte, stellvertretender KGB -Resident in der Botschaft war. Die beiden Männer wußten, daß sie hier mit Zustimmung ihrer jeweiligen Regierung saßen, daß um die Begegnung von den Russen nachgesucht worden war und daß der Chef des SIS sich die Sache lange überlegt hatte, ehe er sein Einverständnis erteilte. Die Briten hatten eine ungefähre Vorstellung davon, worum die Sowjets ersuchen würden. Als die Überreste der Lammkoteletts vom Tisch genommen wurden und der Kellner ihren Kaffee holen ging, stellte der Russe seine Frage.
    »Ich fürchte, er stimmt, Witali Iwanowitsch«, antwortete der Engländer gemessen. Er sprach mehrere Minuten lang, in denen er die Befunde des Barnard-Berichts zusammenfaßte. Der Russe wirkte tief betroffen.
    »Das ist unmöglich«, sagte er schließlich. »Die Dementis meiner Regierung entsprechen ganz und gar der Wahrheit.«
    Der englische Geheimdienstler schwieg. Er hätte sagen können, wenn man so viele Lügen erzählt hat und schließlich die Wahrheit sagt, ist sie schwer an den Mann zu bringen. Aber er behielt es für sich. Er entnahm seiner Brusttasche ein Foto. Der Russe betrachtete es genau.
    Der Gegenstand, vom Format einer Heftklammer, war stark vergrößert worden. Auf dem Foto war er zehn Zentimeter lang. Ein Miniaturzünder. Aus Baikonur.
    »Das wurde in der Leiche gefunden?«
    Der Engländer nickte.
    »In ein Stück Knochen gepreßt, das in die Milz getrieben wurde.«
    »Ich bin technisch auf diesem Gebiet nicht qualifiziert«, sagte der Russe. »Darf ich das behalten?«
    »Deswegen habe ich es ja mitgebracht«, sagte der SIS -Mann.
    Der Russe antwortete mit einem Seufzer und zog seinerseits ein Blatt Papier heraus. Der Engländer warf einen Blick darauf und zog eine Augenbraue hoch. Es war eine Adresse in London. Der Russe zuckte mit den Achseln.
    »Eine kleine Geste«, sagte er, »etwas, was zu unserer Kenntnis gelangte.«
    Die Männer zahlten und verabschiedeten sich voneinander. Vier Stunden später führten die Special Branch und die Terrorbekämpfungseinheit eine gemeinsame Razzia in einer Doppelhaushälfte in Mill Hill durch. Dabei wurden alle vier Mitglieder eines IRA -Einsatzkommandos verhaftet und Gegenstände

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