Der Unterhändler
mitsamt all der teuren Technik. Äußerst kostspielig. Ganz anders die Kestrel: sie ruft eine Goshawk herbei. Beobachten Sie die DESPOT .«
Die Zuschauer drehten sich wieder mit ihren Stühlen und sahen gerade noch die Rakete des etwa ein Meter langen Goshawk-Flugkörpers aufblitzen, der jetzt dem Ruf der Kestrel gehorchte und Kurs auf das angegebene Ziel nahm. Salkind übernahm jetzt den Kommentar.
»Die Goshawk schießt jetzt empor, bis sie wo 000 Fuß erreicht hat, dreht und kehrt dann zur Erde zurück. Wenn sie die Kestrel passiert, erhält sie von dieser Drohne letzte Zielinformationen. Der Bordcomputer der Kestrel gibt die Position des Ziels in dem Augenblick, in dem sich die Goshawk dem Boden nähert, auf fünfzig Zentimeter genau an. Die Goshawk trifft innerhalb dieses Kreises auf. Sie kommt jetzt runter.«
Inmitten all der Häuser, Schuppen, Lastwagen, Lieferwagen, Autos, Signalfeuer und Winkelreflektoren im Sand des Zielgebiets und inmitten der Gummipanzer-Scheinziele rumpelte der stählerne Panzer (ein alter Abrams Mark I ) vorwärts wie in einem echten Gefecht. Jählings blitzte etwas auf, und es schien, als sei der Abrams von einer riesigen Faust zerschmettert worden. Beinahe in Zeitlupe wurde er plattgedrückt, die Seitenteile flogen weg, die Kanone zeigte einen Augenblick anklagend zum Himmel, und dann sah man nur noch eine Feuerkugel. Ein Raunen ging durch das unter der Markise versammelte Publikum.
»Wieviel Sprengstoff haben Sie in der Nase dieser Goshawk?« wollte einer der Generäle wissen.
»Keinen, Herr General«, sagte Salkind. »Die Goshawk wirkt wie ein herabsausender Steinbrocken. Ihre Endgeschwindigkeit liegt bei rund zehntausend Meilen pro Stunde. Der Empfänger für die Informationen von der Kestrel und das winzige Radargerät für die Ansteuerung des Ziels auf den letzten fünfzehntausend Fuß sind die einzigen Geräte an Bord der Goshawk. Deshalb ist sie so preiswert. Aber wenn zehn Kilo Stahl mit Wolframspitze mit einer derartigen Geschwindigkeit auf einen Panzer auftreffen, ist das … na ja, so wie wenn man aus nächster Nähe mit einem Luftgewehr auf eine Küchenschabe schießt. Dieser Panzer war gerade einem Aufprall ausgesetzt, der dem von zwei schweren Lokomotiven bei einer Geschwindigkeit von hundert Meilen pro Stunde entspricht. Es ist nicht viel von ihm übriggeblieben.«
Die Vorführung ging noch zwei Stunden weiter. Die Hersteller bewiesen, daß sie die Kestrel im Flug umprogrammieren konnten; wenn sie ihr befahlen, nach Stahlbauten mit Wasser auf beiden Seiten und Land an beiden Enden zu suchen, griff sie Brücken an. Wenn sie die Zielmerkmale änderten, nahm sie Züge, Schiffe oder Lastwagen-Konvois aufs Korn. Aber nur solange sie sich bewegten. War das Objekt stationär, konnte die Kestrel nicht feststellen, ob es sich um einen stählernen Lkw oder eine Blechhütte handelte. Aber ihre Sensoren vermochten Regen, Wolken, Schnee, Hagel, Nebel und Dunkelheit zu durchdringen. Am frühen Nachmittag ging man auseinander, und die Herren vom Pentagon begaben sich zu ihren Limousinen, um nach Nellis zu fahren und von dort nach Washington zurückzufliegen.
Einer der Generäle hielt den Herstellern die Hand hin.
»Ich bin ein alter Panzermann«, sagte er, »aber ich habe in meinem ganzen Leben nichts derart Furchterregendes gesehen. Meine Stimme haben Sie. Das Ding wird dem sowjetischen Verteidigungsministerium jede Menge Kopfzerbrechen bereiten. Es ist schlimm genug, von Menschen gejagt zu werden; aber diesem verdammten Roboter ausgeliefert zu sein – mein Gott, was für ein Alptraum.«
Das letzte Wort hatte einer der Zivilisten.
»Meine Herren, diese Waffe ist brillant. Das weltbeste ferngelenkte System zur Vernichtung von Panzern in der Tiefe des Feindgebiets. Aber ich muß Ihnen sagen, falls dieser Nantucket-Vertrag ratifiziert wird, werden wir es wohl nie bestellen.«
Cobb, Moir und Salkind wurde auf der gemeinsamen Rückfahrt nach Las Vegas klar, daß Nantucket sie, ebenso wie Tausende anderer, die in der Rüstungsindustrie arbeiteten, mit dem totalen Ruin bedrohte.
Am Weihnachtsabend wurde in Alcantara del Rio nicht gearbeitet, wohl aber bis spät in die Nacht hinein gezecht. Als Antonio schließlich seine kleine Bar schloß, war es schon nach Mitternacht. Ein paar seiner Kunden wohnten im Ort, andere fuhren oder gingen zu ihren Häusern, die über die Hügel rings um das Dorf verstreut standen. So kam es, daß José Francisco, genannt Pablo, auf dem Pfad, der
Weitere Kostenlose Bücher