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Der Unterhändler

Der Unterhändler

Titel: Der Unterhändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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fünf Amerikaner waren eingestiegen. Der Reiseleiter war in Zivil, machte aber einen entschieden militärischen Eindruck – und war Russe. Statt zu dem Jagdhaus zu fahren, hatte der Bus die fünf Amerikaner nach Belgrad zurückgebracht und war dann schnurstracks zum Flugplatz Batajnica gefahren. Sie hatten am Tor ihre Pässe nicht vorgezeigt der Reiseleiter hatte fünf Pässe aus seiner eigenen Innentasche hervorgeholt, und der Bus war durchgelassen worden.
    Kerkorjan kannte Batajnica; es war ein großer jugoslawischer Luftwaffenstützpunkt fünfzehn Meilen nordwestlich von Belgrad, der mit Sicherheit nicht auf dem Besichtigungsprogramm amerikanischer Touristen stand. Über diesen Flugplatz liefen unter anderem die ständigen sowjetischen Militärtransporte, die Nachschub für die riesige sowjetische Militärberatergruppe in Jugoslawien brachten. Deshalb gab es auf dem Stützpunkt auch eine Gruppe russischer Ingenieure, von denen einer für ihn arbeitete. Der Mann war in der Frachtabfertigung beschäftigt. Zehn Stunden später schickte Kerkorjan einen »dringenden« Bericht nach Jassenewo, der Zentrale des für die Spionage im Ausland zuständigen Ersten Hauptdirektorats des KGB . Der Bericht landete unmittelbar auf dem Schreibtisch des Stellvertretenden Leiters des Ersten Hauptdirektorats, General Wadim Kirpitschenko, der innerhalb der Sowjetunion noch einige Recherchen anstellte und dann einen weiteren Bericht direkt an seinen Vorgesetzten, General Tschebrikow, schickte.
    Kerkorjan hatte berichtet, daß die fünf Amerikaner von dem Kleinbus geradewegs zu einem Düsen-Transportflugzeug vom Typ Antonow 42 eskortiert worden seien, das kurz zuvor mit Fracht aus Odessa gelandet und sofort wieder zum Rückflug dorthin gestartet sei. In einem späteren Bericht des Belgrader Rezidenten hatte es geheißen, die Amerikaner seien vierundzwanzig Stunden später auf demselben Weg zurückgekehrt, hätten noch einmal im Hotel Petrovaradin übernachtet und dann das Land verlassen, ohne ein einziges Wildschwein gejagt zu haben. Kerkorjan wurde für seine Wachsamkeit belobigt.

August
    Die Hitze lag über der Costa del Sol wie eine Wolldecke. Unten an den Stränden drehten sich die Millionen von Touristen unablässig hin und her wie Steaks auf einem Grill, rieben sich unverdrossen mit Öl ein, um in ihren kostbaren zwei Wochen mahagonibraun zu werden, und wurden allzu oft bloß krebsrot. Der Himmel hatte ein so helles Blau, daß er fast weiß war, und sogar die gewohnte Brise vom Meer war zu einem linden Lüftchen abgeflaut.
    Gut fünfzehn Meilen westlich ragte der große Backenzahn des Felsens von Gibraltar in den Hitzedunst; die hellen Flächen der betonierten Regenwasser-Auffangbecken, die von den Royal Engineers zur Speisung der unterirdischen Zisternen gebaut wurden, hoben sich wie häßliche Narben von der Flanke des Felsens ab.
    In den Hügeln hinter Casares war die Luft eine Spur kühler, aber nicht viel; erträglich war es eigentlich nur bei Tagesanbruch und kurz vor Sonnenuntergang, und so standen die Arbeiter in den Weinbergen von Alcantara del Rio um 4   Uhr morgens auf, um sechs Stunden arbeiten zu können, bevor die Sonne sie in den Schatten trieb. Nach dem Mittagessen hielten sie hinter den dicken, kühlen, weißgekalkten Mauern ihrer Häuser Siesta bis um fünf, und dann arbeiteten sie noch, bis gegen 20   Uhr die Dämmerung hereinbrach.
    Unter der Sonne reiften die Trauben und wurden dick. Noch war es zu früh für die Weinlese, aber die Ernte würde gut werden dieses Jahr. In seiner Bar brachte Antonio wie gewohnt dem Ausländer die Karaffe Wein und strahlte ihn an.
    »Sera bien, la cosecha?« fragte er.
    »Ja«, sagte der hochgewachsene Mann lächelnd, »dieses Jahr wird die Ernte sehr gut ausfallen. Wir werden alle unsere Zeche bezahlen können.«
    Antonio schüttete sich aus vor Lachen. Jeder wußte, daß der Besitz des Fremden schuldenfrei war und daß er immer und überall bar bezahlte.

August
    Zwei Wochen später war Michail Sergejewitsch Gorbatschow nicht zum Scherzen aufgelegt. Er war oft freundlich und stand in dem Ruf, viel Sinn für Humor zu haben und seine Untergebenen mit leichter Hand zu führen, konnte aber auch beim geringsten Anlaß aufbrausen, etwa wenn Westler ihn über Fragen der Menschenrechte belehren wollten oder wenn er sich von einem Untergebenen böse im Stich gelassen fühlte. Er saß an seinem Schreibtisch im siebten, obersten Stockwerk des Zentralkomitee-Gebäudes am Neuen Platz und

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