Der Untoten Zaehmung
Marlowes Der Jude von Malta spielen zu sehen. Er war brillant gewesen, und ich hatte viel Spaß gehabt. Danach hatte Reginald darauf bestanden, dass ich den Mann kennenlernte.
Vor ein paar Tagen hatte ich Ned dann erneut getroffen, als ich engagiert wurde, um Thaddeus auf der Bühne zu ersetzen. Er hatte mich nicht einmal richtig angeschaut, daher bezweifelte ich, dass er mich in meiner Verkleidung als Knabe Clayton erkennen würde. Dennoch hielt ich den Atem an und zwang mein klopfendes Herz, sich zu beruhigen, als der große, gut aussehende Schauspieler auf mich zukam.
»Und wer seid Ihr, Busche?«, fragte er, und seine Stimme war so tief, so kräftig, dass sie durch das ganze Theater zu hallen schien.
Nein, nicht schien . Sie tat es. Denn das Kichern, das folgte, versicherte mir, dass es alle im Gebäude gehört hatten.
Ned runzelte die Stirn. »Was ist daran so lustig?«
»Ich weiß es nicht, Herr.« Ich verneigte mich. »Ich bin Clayton. Ihr habt mich angeheuert, um einen der Schauspieler zu ersetzen, der nicht mehr bei Euch ist.«
»Habe ich das?«
»Ja, Herr.« Ich musste mich also wahrscheinlich nicht darum sorgen, dass er mich als Kate erkennen würde, wenn er sich nicht einmal an Clayton erinnerte.
»Taugt Ihr was?«, fragte er.
»Oh, er ist ziemlich gut«, rief jemand hinter einem der Vorhänge hervor. Wieder brach Gelächter aus.
Ich wusste, worauf sie damit anspielen wollten, und ich lief rot an. Ich sah nach unten, aber erst, nachdem Alleyn verstand. »Oh«, sagte er auf eine Art und Weise, die keinen Zweifel daran ließ, dass ihm nun alles klar war. »Ich habe Euch zuerst nicht erkannt.«
Ich behielt meinen Kopf unten und war unfähig, etwas zu erwidern.
»Ich dachte, diese Gerüchte über Will seien nur üble Nachrede.« Er schlug mir so fest auf den Rücken, dass ich vorwärts stolperte. »Egal. Ich habe entschieden, dass ich ihn wegen seines Verstandes angeheuert habe und nicht wegen seines Prügels. Soll er ihn doch dort hineinstecken, wo er will.«
»Ich, äh, nun, das ist sehr nett von Euch, Herr.« Ich war so verwirrt, dass ich fast einen Knicks gemacht hätte, ihn aber in letzter Sekunde noch zu einer ungeschickten und hastigen Verbeugung umwandeln konnte.
Alleyn runzelte die Stirn. »Ich hoffe, Ihr seid auf der Bühne nicht so unbeholfen.«
»Nein, Herr. Niemals, Herr.«
»Seht besser zu, dass das stimmt«, sagte er, marschierte los und rief: »Kommt heraus, Shakespeare! Zeigt mir, was Ihr habt.«
Ich eilte ihm nach. »Herr! Herr!« Aber er beachtete mich nicht, öffnete die Tür zu Wills Garderobe und stürmte hinein.
»Was für eine wunderbare Hauptrolle habt Ihr mir dieses Mal geschrieben, Will?«
Ich schlich näher heran, warf einen Blick hinein und lauschte.
Will blinzelte Ned an, als ob er ihn nicht erkennen würde. Er hatte mehrere Seiten vollgeschrieben. Sein Ritual funktionierte scheinbar wirklich.
»William?« Alleyn schnipste mit seinen Fingern vor Wills Nase herum. »Ihr habt mir für heute ein neues Stück versprochen. Erzählt mir davon.«
»Zwei Herren«, erwiderte Will. »Aus Verona.«
»Gut«, sagte Ned. »Momentan sind alle von Italien ganz angetan. Jeder Mann in London trägt eine italienische Waffe.« Er schüttelte den Kopf. »Und wer bekommt am Schluss die Frau?«
»Nun, es gibt zwei.«
»Frauen?«
»Und Herren.«
»In Ordnung«, sagte Ned. »Das gefällt mir. Und welcher davon bin ich?«
»Also, Valentin liebt Silvia und … «
»Valentin. Ja. Das bin ich.«
»Nein. Das bin ich.«
»Ich mag den Namen Valentin, und Silvia auch. Ich nehme diese Rolle.«
»Aber Ned, Proteus … «
Ned winkte ab. »Ihr werdet ihn spielen.« Er drehte sich um. Will ergriff sein Handgelenk und Ned erstarrte.
Mein Blick richtete sich auf die Stelle, an der Wills Finger Neds Handgelenk umfassten. Er hielt ihn fest, das war alles. Nichts wirkte ungewöhnlich.
»Ich werde Valentin sein«, sagte Will. »Ihr spielt Proteus. Proteus ist die bessere Rolle.«
»Nun«, sagte Ned und starrte dabei in Wills dunkle Augen, »in diesem Fall spiele ich den Proteus.«
Will ließ ihn los, und Ned schüttelte seinen Kopf und seine Hand, als ob beide eingeschlafen wären.
»Ich bin in etwa einer Stunde mit der ersten Szene fertig, Ned. Stellt sicher, dass ich nicht gestört werde.«
»Alles, was Ihr wollt, Will.«
Ned verließ die Kammer, schloss die Tür und stellte sich dann mit verschränkten Armen davor. Er sah mich an. »Fort mit Euch«, befahl er.
Ich ging.
Aber
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