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Der Untoten Zaehmung

Der Untoten Zaehmung

Titel: Der Untoten Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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einbrachte, würde Papa Reginald den Titel eines Barons verschaffen.
    Mir lag nichts daran, Lady Soundso zu werden. Aber mir wurde schnell klar, dass sich Reginald nur um sich selbst kümmerte, im Gegensatz zu dem, was er mir während seines Werbens versprochen hatte. Ich war der Weg zu seinem Titel und die Mutter seiner Erben. Punkt.
    Reginald war nun schon seit ein paar Monaten fort, und ich wusste bereits kurz nachdem er abgereist war, dass ich nicht schwanger sein konnte. Dass die Amme diese Tatsache praktischerweise vergessen zu haben schien, war nicht überraschend. Manchmal vergaß sie, welchen Tag wir hatten.
    Da meine monatlichen Blutungen noch nie besonders regelmäßig gekommen waren, beunruhigte mich ein einmaliges Ausbleiben nicht weiter. Ich wäre nur dann besorgt gewesen, wenn sie gar nicht eingesetzt hätten.
    Obwohl ich es besser wusste, murmelte ich schwach: »Vielleicht ist das wirklich der Fall, gute Amme, vielleicht.«
    Ich würde alles tun, nur um die Frau loszuwerden.
    »Endlich!«, rief die Amme. »Ich hatte schon befürchtet, dass Ihr nie ein Kind bekommen würdet. Nicht, dass es allein Eure Schuld ist. Schließlich treibt sich der Herr ja die meiste Zeit in der Wildnis herum.«
    »Gelobt sei Gott«, murmelte ich. Es war nicht so, dass ›der Herr‹ nicht sein Bestes tat, um die verpassten Nächte nachzuholen, wenn er zu Hause war.
    Ich schüttelte mich bei der Erinnerung. Schnell holte die Amme eine Decke aus der Kiste an meinem Fußende und wickelte mich darin ein. »Darüber sollten wir wohl am besten schweigen«, murmelte sie.
    Die Amme mochte begriffsstutzig sein, aber sie hatte die Instinkte der Tiere, denen sie glich. Sie wusste es besser, als das Raubtier zu verärgern, zu dem Reginald werden konnte, wenn er das Gefühl bekommen sollte, dass man ihm die Schuld an irgendetwas gab.
    »Dennoch«, fuhr die Amme fort, »wird der Herr sehr erfreut sein. Darf ich es ihm sagen?« Sie schnappte nur kurz nach Luft, damit das Schweigen zwischen ihren Redeschwallen nur ja nicht zu lange dauern würde. »Nein, das wäre nicht recht. Vielleicht solltet Ihr ihm schreiben.« Sie schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Wir warten lieber ab, ob Ihr das Kind nicht noch verliert. Er wäre am Boden zerstört. Ich wäre es jedenfalls. Nicht, dass so etwas passieren wird. Nein. Habt keine Angst, Kind.« Sie legte ihre vogelähnlichen Krallen unter ihr schwaches, aber gleichzeitig spitzes Kinn. »Oh, endlich wird wieder ein Kind durch das Haus laufen.«
    Hörte diese Frau denn niemals auf zu plappern? Gleich würde ich Kopfschmerzen bekommen. Wenn ich unter der Decke nicht eine Kniehose und das schwarze Hemd eines Mannes getragen hätte, wäre ich aufgesprungen und hätte sie hinausgeworfen. Stattdessen rief ich: »Amme!«
    Als ob sie mich nicht gehört hätte – das hatte sie wahrscheinlich wirklich nicht – , redete sie einfach weiter. »Ein Junge oder ein Mädchen? Mich dünkt, es wird ein Junge. Als Erbe des Titels. Tragt Ihr einen Jungen unter dem Herzen? Schwer zu sagen, bis man sieht, ob Ihr hoch oder tief tragt. Ich kenne eine weise Frau, die Euch die Hand auflegen könnte.« Sie vollführte vor ihrem eigenen, nicht vorhandenen Bauch eine Geste. »Sie könnte Euch sagen, was sie in Euch sieht.«
    Da es zwecklos gewesen wäre, meine Stimme zu erheben, versuchte ich es mit Pantomime. Ich wedelte mit meiner freien Hand in Richtung Tür und legte sie dann wieder auf meine Stirn, als wäre ich erschöpft. Tatsächlich musste ich nicht einmal mehr so tun.
    »Natürlich, Kind. Ihr braucht Euren Schlaf. Aber, oh!« Wieder legte die Amme ihre Hände auf ihre bleichen, abgehärmten Wangen. »Wäre es nicht wundervoll, wenn das Kleine seinem Vater ähneln würde?«
    Ich verzog das Gesicht. Reginald war kein attraktiver Mann. Zwar hatte er modisch blondes Haar, wenn auch nur wenig davon, und blaue Augen. Doch er kniff sie zu oft zusammen, was ihn wie einen überarbeiteten Sekretär aussehen ließ. Seine Nase war ebenfalls recht unvorteilhaft. Und die Vorstellung, dass eine solche Knolle im Gesicht eines unschuldigen Kindes erscheinen sollte – zusammen mit dem haarigen Leberfleck an ihrer Spitze – , ließ mir die Tränen in die Augen schießen.
    Nicht, dass mein Aussehender Mode entsprochen hätte, woran mich Reginald bei jeder Gelegenheit erinnerte, sobald wir verheiratet waren. Ich hatte nicht nur dunkle Haare, dunkle Augen und einen dunklen Teint, obwohl doch blond, blauäugig und blass als schön angesehen

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