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Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter

Titel: Der unvermeidliche Tod des Lewis Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malcolm Mackay
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Doch im Lauf der Zeit verlor Young das Vertrauen. Er war überzeugt, dass Greig Informationen über die Jamieson-Organisation an andere Kriminelle verkauft. Deshalb brauchte er einen zweiten Cop.
    Von Joe Higgins hatte er von mehreren Leuten im Geschäft erfahren. Seine Familie steckte in großen Schwierigkeiten. Seine Eltern schuldeten verschiedenen unerfreulichen Typen Geld. Seine siebzehnjährige Schwester hatte eine Laufbahn eingeschlagen, vor der man sie umgehend retten musste. Fragen nach der Legalität einiger Dinge tauchten auf, die seine Familie betrafen und ihn nicht weniger. Eine herrliche Katastrophentruppe. John Young organisierte mit dem jungen Mann ein Treffen. Ein dreiundzwanzigjähriger Cop. Ein Kerl, der nicht gerade den idealen Nachwuchs für die Polizei abgab, aber sein Bestes zu tun schien. Nach dem Treffen hatte Young das Gefühl, dass Higgins nicht nur ein außergewöhnlicher Polizist, sondern auch ein außergewöhnliches Mitglied seiner eigenen Familie war. Seine Familie war rau, laut und unangenehm. Der Junge war nervös, höflich und bemüht, alles richtig zu machen.
    Young hatte mit offenen Karten gespielt. Er war dem Jungen entgegengekommen, da er das für das Beste hielt. Man durfte ihm keine Angst einjagen, nicht versuchen, einen auf bester Freund zu machen. Der Bursche braucht Hilfe, ob er’s weiß oder nicht. Young versprach, dass die Geldverleiher sie in Ruhe lassen würden. Er versprach, seine Schwester aus ihrem gewählten Betätigungsfeld rauszuholen und stattdessen was Würdevolleres für sie zu finden. Er würde dem Jungen helfen, dafür musste ihn Higgins bloß ab und zu mit den neuesten Informationen versorgen. Nichts zu Riskantes, nichts zu Raffiniertes. Er musste Young bloß erzählen, was gesagt wurde, was anderen Leuten passierte. Tratsch. Polizeitratsch. Nichts, was seine Karriere in Gefahr brachte. Der Junge willigte ein. Das war vor drei Jahren gewesen.
    Er verlangte nie viel von Higgins. Müssen Risiken eingegangen werden, sollen das andere tun. Vorläufig pflegt er nur die Beziehung. Der Junge muss sich bei ihnen wohlfühlen. Das hier ist ein regelmäßiges Treffen – einmal im Monat, manchmal auch alle sechs Wochen. Sie sind immer gesprächig, entspannt. Young drängt ihn nie zu irgendwas. Wenn der Junge was Interessantes zu sagen hat, dann ist es gut. Wenn nicht, macht es auch nichts. Dann halt nächstes Mal. Kein Druck. Nie. Diesmal würde Young gern bestimmte Einzelheiten erfahren, doch er darf den Jungen nicht drängen. Er bittet nur selten um genaue Einzelheiten, und auch nur, wenn er weiß, dass Higgins sie leicht rausfinden kann. Kein Druck. Das hier wird ein Schritt nach vorn.
    Sie treffen sich in einer kleinen Wohnung, die Jamieson gehört, in einer ruhigen Gegend der Stadt. Ein versteckter Eingang, von der Straße aus nicht zu sehen. Es ist ruhig. Gefahrlos. Young kommt immer als Erster, geht rein und wartet. Er kommt immer allein. Immer. Eine zweite Person würde Higgins Angst machen. Er hat den Jungen mit niemand anderem im Geschäft bekannt gemacht. Wenn es sich vermeiden lässt, wird er das auch nie tun. Higgins ist intelligent, sorgfältig und hat gute Manieren. Er ist jemand, der das Potential hat, es weit zu bringen. Das ist Youngs Traum: ein Detective auf seiner Gehaltsliste. Vielleicht steigt er sogar noch weiter auf. Leitet irgendwann Fälle. Kann die Polizeiarbeit von der Jamieson-Organisation weglenken. Irgendwann vielleicht. Große Ambitionen. Vorläufig ist Higgins erst mal nützlich. Er kann Kleinigkeiten rausfinden, die für Young von großer Bedeutung sind. Young macht es sich gemütlich und wartet auf Higgins.
    Eine leichte Beute. Das kommt ihm jedes Mal in den Sinn, wenn er zu der Wohnung fährt, um sich mit Higgins zu treffen. Würde Higgins mit einem halben Dutzend seiner Kollegen im Schlepptau auftauchen, wäre Young erledigt. Hoffnungslos. Ist immer das Risiko, wenn man sich mit einem Cop einlässt. Es klopft. Young steht auf, geht zur Tür und guckt durch den Spion. Er sieht nur Higgins, öffnet, nickt zur Begrüßung und hält die Tür auf, bis der Sechsundzwanzigjährige in der Wohnung ist. Ein stiller, aber stattlicher Bursche. Jungenhaftes Gesicht, aber groß und breitschultrig. Noch jung und athletisch, doch irgendwann wahrscheinlich dick, mit Rückenproblemen.
    »Willst du ’ne Tasse Kaffee oder so was?«, fragt Young. Sie schlendern durch das große, offene Wohnzimmer mit Küche.
    »Nee, danke, schon in Ordnung.« Higgins

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