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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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um.
    »Er meint Fingerabdrücke.«
    Véronique verzog das Gesicht.
    »Wir haben auch weder organisches Material noch Körperflüssigkeiten gefunden«, fuhr Dimoun fort. »Kein Blut, kein Sperma, rein gar nichts. Aber durch diesen vermaledeiten Nebel … Nur eines wissen wir sicher: Die Grube ist nicht der Tatort. Der Mörder hat die Leiche hier nur entsorgt. Getötet wurde der Mann woanders.«
    »Können Sie uns Ihre Ergebnisse bitte so schnell wie möglich zukommen lassen?«
    »Na klar. Wir arbeiten mit einem Privatlabor hier in Bordeaux zusammen.«
    »Sollte ich Rückfragen haben, rufe ich Sie an.«
    »Kein Problem.«
    Der Techniker schrieb seine Handynummer auf die Rückseite einer Visitenkarte.
    »Ich gebe Ihnen auch meine Nummer«, sagte Anaïs und kritzelte sie auf eine Seite ihres Notizblocks. »Sie können mich zu jeder Tages- und Nachtzeit anrufen. Ich lebe allein.«
    Verblüfft über diese plumpe Vertraulichkeit hob der Techniker die Augenbrauen. Anaïs spürte, wie sie errötete. Véronique Roy beobachtete sie mit spöttischer Miene. Der Schutzpolizist half Anaïs aus der Patsche.
    »Dürfte ich Sie für einen Augenblick stören? Der Bahnhofsvorsteher möchte Sie sprechen. Es scheint wichtig zu sein.«
    »Worum geht es?«
    »Ich weiß es nicht genau. Offenbar hat die Bahnpolizei hier gestern einen ziemlich merkwürdigen Typ aufgegabelt. Hatte wohl das Gedächtnis verloren. Ich war leider nicht dabei.«
    »Und wo wurde er gefunden?«
    »Auf den Gleisen, nicht allzu weit von der Reparaturgrube entfernt.«
    Anaïs verabschiedete sich von Roy und Dimoun, drückte dem Techniker ihre Handynummer in die Hand und folgte dem Polizisten über die Schienen. Dabei bemerkte sie drei Gestalten in weißen Overalls, die vom Parkplatz her zwischen den verlassenen Gebäuden des Bahnbetriebswerks auftauchten. Sie würden den Toten ins Leichenschauhaus bringen. Der Gabelstapler, der ihnen folgte, wurde gebraucht, um die Leiche samt dem enormen Tierkopf zu transportieren.
    Anaïs, die hinter dem Polizisten herging, warf einen Blick über die Schulter zurück. Die Vertreterin der Staatsanwaltschaft und der Techniker von der Spurensicherung standen ein Stück von der Sicherheitsabsperrung entfernt und unterhielten sich angeregt. Sie hatten sich sogar eine Zigarette angesteckt. Véronique Roy gluckste wie ein Hühnchen. Wütend zurrte Anaïs das Palästinensertuch zusammen, das sie anstelle eines Schals trug. Hier zeigte sich wieder, was sie immer schon gedacht hatte. Ob mit Leiche oder ohne und solidarisch oder nicht, es war immer das gleiche Lied – der Wettbewerb, wer von ihnen beiden die Bessere war.

I m Stadtzentrum war der Nebel noch dichter. Weiße Schwaden lagen über dem Asphalt, waberten vor Hauswänden und drangen aus Kanaldeckeln. Man konnte kaum fünf Meter weit sehen. Doch das machte nichts. Anaïs hätte auch mit geschlossenen Augen zu ihrer Dienststelle zurückgefunden. Nach den etwas verwirrenden Aussagen des Bahnhofsvorstehers – man habe am Vorabend einen Cowboy ohne Gedächtnis auf dem Bahngelände ganz in der Nähe des Leichenfundortes entdeckt – hatte sie noch einige Anweisungen erteilt und sich anschließend in ihr Auto gesetzt.
    Über den Cours Victor Hugo fuhr sie in Richtung der Kathedrale Saint-André. Die anfängliche Erregung wich einer gewissen Skepsis. Hatte sie alles richtig gemacht? Würde man ihr den Fall überlassen? In einigen Stunden würde die Nachricht die Honoratioren der Stadt erreichen. Präfekt, Bürgermeister und Stadtverordnete würden ihren obersten Vorgesetzten, Kriminaloberrat Jean-Pierre Deversat, anrufen. Eine Leiche mit einem Stierkopf – das brachte Unordnung in die Hauptstadt des Weins. Und alle wären sich darin einig, dass die Ermittlungen so rasch wie möglich zum Abschluss gebracht werden müssten. Natürlich käme die Frage auf, welcher Kriminalbeamte mit der Untersuchung betraut war, und man würde sich Gedanken über Alter, Erfahrung und Geschlecht machen. Aber vor allem über den Namen. Und den Skandal, der mit diesem Namen verbunden war. Mit dem Namen von Anaïs’ Vater. Diese Geschichte kennzeichnete Anaïs wie ein Muttermal – sie war unauslöschlich mit ihr verbunden.
    Würde Deversat sie decken? Eher nicht. Er kannte sie kaum. Er wusste von ihr nur das, was alle anderen auch wussten: dass sie eine überqualifizierte, herausragende, ehrgeizige Polizistin war. Für eine ausgewachsene Ermittlung jedoch machten diese Qualitäten keinen Sinn. Hier ging nichts

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