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Der Väter Fluch

Der Väter Fluch

Titel: Der Väter Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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grinste. »Das kann nicht sein.«
    Auch Decker grinste. »Du machst also Ernestos sexuelle Orientierung allein an deinem unwiderstehlichen Sexappeal fest?«
    »Nein, ernsthaft, ich glaube einfach nicht, dass er... er hat es immer gut gekonnt mit Mädchen. Und er hat nie Schwulenwitze gerissen, und das tun die meisten, die sich verstellen.«
    »Manche Leute haben eben Geheimnisse, Yonkie.«
    »O ja, da kenn ich mich aus.« Er senkte den Blick. »Ich sag dir nur, was ich beobachtet habe, vielleicht hilft's dir ja.«
    »Sicher, und ich bin dir sehr dankbar. Du kanntest ihn viel besser als ich.«
    Schweigen.
    »Was machen wir mit dem Abendessen? Hannah hat Hunger, und ich will ihr nicht bloß einen Snack geben.«
    »Wir können uns was bringen lassen«, meinte Jacob. »Hannah hat immer Appetit auf Pizza.«
    »Ich glaube, wir sollten eher was Anständiges kochen. Eema und Sammy sind bestimmt auch hungrig, wenn sie nach Hause kommen.«
    »Was kannst du denn kochen?«, fragte Jacob.
    »Hotdogs und Rührei«, antwortete Decker.
    Jacob stand auf und ging zum Kühlschrank. »He, sieh mal: Da sind noch sechs Lammkoteletts im Tiefkühlfach.«
    »Lammkoteletts kann ich braten«, sagte Decker.
    »Außerdem sind hier noch zwei Packungen gemischter Salat. Das würde bei Eema schwer Eindruck machen: frischer Salat.«
    »Ja, ganz bestimmt.«
    »Na, also.« Jacob zog die Tüten aus dem Gefrierfach. »Ein echtes F einschmeckermenü.«
    »Jacob, ist alles in Ordnung mit dir?«
    Der Junge setzte sich wieder. »Nein, eigentlich nicht. Es ist alles so unwirklich. Ich hab auch mit Eema darüber gesprochen, bevor sie zum Flughafen gefahren ist. Sie glaubt, dass ich ihr etwas verheimliche - was aber nicht stimmt. Ich hab ihr alles erzählt, was ich über Ernesto wusste, und das ist eben nicht viel. Aber ich finde es schon schrecklich genug, jemanden nur flüchtig zu kennen, der so brutal ermordet wurde. Wie wirst du bloß jeden Tag mit diesen Dingen fertig?«
    »Ich stelle meine persönlichen Gefühle zurück, anders geht's nicht.«
    »Und es geht dir überhaupt nicht nahe?«
    »Natürlich geht es nicht spurlos an mir vorüber.« Die Bilder der heutigen Opfer erschienen vor Deckers geistigem Auge. »Aber wenn man seine Arbeit tun will, muss man das beiseite schieben.«
    »Und du meinst, das war auch gut für mich?«
    »Natürlich nicht, Yonkie. Das muss alles total schockierend für dich sein, auch wenn du ihn gar nicht so gut gekannt hast.«
    Jacob zog eine Grimasse. »Es macht mich natürlich auch fertig, dass Eema die Sache mit den Partys rausgekriegt hat. Anscheinend wusste sie es schon die ganze Zeit.«
    »Anscheinend.«
    »Wusstest du, dass sie es weiß?«
    »Ich hab's erst vor ein paar Stunden erfahren. Sie ist auch ziemlich gut darin, Geheimnisse zu bewahren.«
    »Sie hat eigentlich genau das Richtige gesagt«, meinte Jacob. »Aber irgendwie weiß ich, dass sie mir nicht glaubt.«
    »Jacob, sie liebt dich sehr. Sie macht sich viel mehr Gedanken über deine Zukunft als über deine Vergangenheit.«
    »Ich weiß. Sie will, dass ich glücklich bin.«
    »Genau.«
    »Du willst auch, dass ich glücklich bin.«
    »Genau.«
    »Ernesto Goldings Eltern wollten bestimmt auch, dass er glücklich ist.«
    Deckers Blick trübte sich. »Bestimmt.«
    »Hast du schon mit ihnen gesprochen?«
    »Ja.« Jacob blickte zu Boden. »War es schlimm?«
    »Ja.« Decker trommelte mit den Fingern auf die Tischplatte. »Jacob, hast du eigentlich vorher schon mal was von den Baldwins gehört, über deine alten Partykontakte?«
    Jacob sah hoch. »Natürlich. Jeder kennt die Baldwins. Nicht nur die Leute auf den Partys. Auch einige Kids von der Jeschiwa waren in ihrer Sprechstunde. Sie sind ziemlich dick im Geschäft.«
    Decker wurde neugierig. »Im Geschäft?«
    »Na ja, Geschäft ist vielleicht nicht das richtige Wort. Aber er ist ziemlich gut darin, reiche Schulabgänger in Eliteunis unterzubringen.«
    »Hat er die Jugendlichen auf die Prüfungen vorbereitet?«
    Jacob dachte einen Augenblick nach. »Seine Frau hat viel akademische Beratung gemacht. Du weißt ja, eigentlich gibt es an jeder Schule so eine Karriereberatung. Aber den meisten Eltern reicht das nicht, und sie engagieren private Berater.«
    »Private Berater...« Decker grübelte. »Und sie zahlen enorme Honorare dafür, nehme ich an.«
    »Wahrscheinlich.«
    »Und warum suchen sich die Jugendlichen nicht mehr wie früher ihre Unis aus?«
    »Das Leben ist hart, Dad. Eine Menge Unis, eine Menge Konkurrenz.

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