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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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fest umklammert hielt, als wäre ich Mary Poppins und er mein Schützling.
    Bill sah gut aus in seinen Khakihosen. Er trug ein Hemd von Calvin Klein, das ich mal für ihn ausgesucht hatte, in einem zurückhaltenden Karomuster in Braun und Gold. Nicht, dass ich weiter drauf geachtet hätte.
    »Prima, heute Nacht können wir dich hier sehr gut gebrauchen«, sagte Pam, ganz Miss Geschäftstüchtig. »Von diesen berühmten Ruinen in Peru, von denen jeder spricht, kannst du ja ein andermal erzählen. Du kennst doch sicher die meisten Leute hier?«
    Bill sah sich um. »Colonel Flood«, sagte er und nickte ihm zu. »Alcide.« Diesmal fiel sein Kopfnicken weniger herzlich aus. »Diese neuen Verbündeten dort habe ich noch nie gesehen«, meinte er mit Blick auf die Hexen. Bill wartete, bis er allen vorgestellt worden war, und fragte erst dann: »Was tut Debbie Pelt hier?«
    Ich versuchte, nicht allzu erstaunt zu wirken, als ich meine innersten Gedanken laut ausgesprochen hörte. Genau meine Frage! Aber woher kannte Bill Debbie? Hatten sich ihre Wege in Jackson gekreuzt? An ein solches Aufeinandertreffen konnte ich mich nicht erinnern, obwohl Bill natürlich wusste, was Debbie getan hatte.
    »Sie ist Alcides Freundin«, sagte Pam vorsichtig und leicht irritiert.
    Ich zog die Augenbrauen hoch und sah Alcide an, der dunkelrot anlief.
    »Sie ist zu Besuch bei ihm und wollte gern mitkommen«, fuhr Pam fort. »Hast du etwas dagegen, dass sie hier ist?«
    »Sie war beteiligt, als ich im Kerker des Königs von Mississippi gefoltert wurde«, sagte Bill. »Und sie hat meine Qualen genossen.«
    Alcide war so schockiert, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. »Debbie, ist das wahr?«
    Debbie Pelt versuchte, keine Miene zu verziehen, jetzt, da aller Augen auf ihr ruhten und dabei höchst unfreundlich blickten. »Ich war nur zufällig zu Besuch bei einem Werwolf-Freund, der dort arbeitet, bei einem der Wächter«, erwiderte sie. Ihre Stimme klang nervös. »Was hätte ich denn tun sollen, um dich zu befreien? Das ging ja überhaupt nicht. Sie hätten mich in Stücke gerissen. Du kannst dich doch gar nicht deutlich an meine Anwesenheit dort erinnern. Du warst doch gar nicht richtig bei dir.« Eine Spur Verachtung lag in ihren Worten.
    »Du hast dich an der Folter beteiligt«, sagte Bill. Sein Tonfall war noch immer ganz unpersönlich und dadurch umso überzeugender. »Dir haben die Zangen am besten gefallen.«
    »Und du hast niemandem gesagt, dass er dort ist?«, fragte Alcide Debbie. Seine Stimme klang ganz und gar nicht unpersönlich. Darin schwangen Kummer und Wut über ihren Verrat. »Du wusstest, dass jemand aus einem anderen Königreich von Russell gefoltert wurde, und hast nichts unternommen?«
    »Er ist ein Vampir , Herrgott noch mal«, sagte Debbie und klang nichts weiter als gereizt. »Als ich später erfuhr, dass du mit Sookie nach ihm gesucht hast, um die Schulden deines Vaters bei den Vampiren zu. begleichen, habe ich mich schrecklich gefühlt. Doch zu der Zeit war das einfach eine Vampir-Angelegenheit. Warum sollte ich mich da einmischen?«
    »Warum sollte irgendein anständiges Wesen sich an Folter beteiligen?« Alcides Tonfall war angespannt.
    Ein langes Schweigen trat ein.
    »Und außerdem hat sie versucht, Sookie umzubringen«, sagte Bill, dem es weiterhin gelang, ziemlich leidenschaftslos zu sprechen.
    »Ich wusste nicht, dass Bill im Kofferraum des Autos lag, als ich Sookie dort hineinstieß! Ich wusste nicht, dass ich sie zusammen mit einem hungrigen Vampir einschloss!«, protestierte Debbie.
    Ich weiß nicht, wie es den anderen erging, aber mich überzeugte das nicht eine Sekunde lang.
    Alcide senkte seinen schwarzen Haarschopf und blickte auf seine Handflächen, als hielten sie ein Orakel für ihn bereit. Dann hob er den Kopf und sah Debbie direkt an. Dieser Mann konnte seine Augen keinen Augenblick länger vor der Wahrheit verschließen. Er tat mir überaus leid, sehr viel mehr als irgendjemand sonst seit langer, langer Zeit.
    »Ich sage mich von dir los«, erklärte Alcide. Colonel Flood zuckte zusammen, und der junge Sid ebenso wie Amanda und Culpepper wirkten erstaunt und beeindruckt. Als wäre dies eine Zeremonie, deren Zeugen sie noch nie gewesen waren. »Ich sehe dich nie wieder. Ich jage mit dir nie wieder. Ich teile mit dir das Fleisch nie wieder.«
    Offensichtlich war dies ein Ritual von größter Bedeutung unter den zweigestaltigen Geschöpfen. Debbie starrte Alcide an, völlig entgeistert von seiner Rede.

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