Der Vampir der mich liebte
so ein Gefühl gehabt. Ein Gefühl, als lauere da draußen irgendwas, was dort nicht hingehörte: das Halloween-Gefühl nenne ich es immer; wenn dich die Vorstellung nicht loslässt, dass etwas Böses langsam um die Ecke deines Hauses schleicht und gleich durch dein Fenster spähen wird.
Als ich endlich meine Handtasche geholt, mein Auto aufgeschlossen hatte und nach Hause fuhr, zuckte ich fast vor Nervosität. Viel höllischer konnte die Situation kaum werden: Jason war verschwunden, die Hexe war hier statt in Shreveport, und jetzt befand sie sich nur noch eine halbe Meile von Eric entfernt.
Als ich von der Landstraße links in meine lange kurvenreiche Auffahrt einbog und kurz bremsen musste, weil ein Hirsch aus dem südlich gelegenen Waldstück in das nördlich gelegene Waldstück wechselte - sich also von Bills Haus wegbewegte, wie mir auffiel -, stand ich kurz davor, durchzudrehen. Ich fuhr ums Haus herum zur Hintertür, sprang aus dem Auto und rannte die Stufen hinauf.
Auf halbem Weg ergriffen mich plötzlich zwei Arme so stark wie Stahlbänder. Ich wurde hochgehoben und herumgewirbelt, und ehe ich wusste, wie mir geschah, waren meine Beine um Erics Taille geschlungen.
»Eric«, sagte ich, »du solltest nicht hier draußen sein -«
Er schnitt mir einfach das Wort ab, indem er seinen Mund auf meinen presste.
Eine Minute lang erschien mir dieses Programm als eine realisierbare Alternative. Ich würde einfach all das Böse vergessen und mich hier auf meiner Veranda mit ihm um den Verstand vögeln - ganz egal, wie kalt es sein mochte. Doch die Vernunft sickerte langsam wieder hervor, beruhigte ein wenig meine in jeder Hinsicht überdrehten Gefühle, und ich rückte ein wenig von ihm weg. Er trug die Jeans und das »Louisiana Tech«-Sweatshirt, die Jason für ihn bei Wal-Mart gekauft hatte. Erics große Hände lagen unter meinem Hintern, und meine Beine umschlangen ihn, als wäre das ihr angestammter Platz.
»Hör zu, Eric«, sagte ich, als seine Lippen meinen Hals entlangstrichen.
»Schhh«, flüsterte er.
»Nein, lass mich ausreden. Wir müssen uns verstecken.«
Das erregte seine Aufmerksamkeit. »Vor wem?«, sagte er in mein Ohr, und ich erzitterte. Dies Zittern stand allerdings in keinerlei Zusammenhang mit der kühlen Temperatur.
»Vor der bösen Hexe, die hinter dir her ist«, erklärte ich hastig. »Sie ist mit ihrem Bruder heute in der Bar gewesen und hat dort das Plakat aufgehängt.«
»So?« Seine Stimme klang sorglos.
»Sie fragten, welche Vampire hier sonst noch in der Gegend wohnen, und wir mussten natürlich Bill erwähnen. Ich schätze, inzwischen sind sie bereits in seinem Haus und suchen nach dir.«
»Und?«
»Es liegt gleich da hinter dem alten Friedhof! Was, wenn sie auch hier vorbeikommen?«
»Du rätst mir, mich zu verstecken? Ich soll wieder in dieses schwarze Loch unter deinem Haus?« Er klang verunsichert, doch vor allem war er in seinem Stolz gekränkt.
»Oh, ja. Nur für kurze Zeit! Ich bin verantwortlich für dich und muss für deine Sicherheit sorgen.« Mich beschlich das ungute Gefühl, dass ich meine Ängste auf die falsche Weise formuliert hatte. Dieser zögerliche Fremde hier - so desinteressiert an allen Vampirangelegenheiten er auch war und so wenig er sich seiner Macht und Besitztümer erinnerte - besaß immer noch den Stolz und die Neugier, die der echte Eric stets in den unmöglichsten Situationen hervorgekehrt hatte. Und ich hatte ihn genau auf dem falschen Fuß erwischt. Vielleicht würde es mir ja wenigstens noch gelingen, ihn ins Haus zu locken statt hier allen Blicken ausgesetzt auf der Veranda herumzustehen.
Aber es war zu spät. Eric ließ sich einfach nie irgendetwas sagen.
Kapitel 8
»Komm, Geliebte, schauen wir mal nach«, sagte Eric und gab mir schnell noch einen Kuss. Er sprang von der Veranda - ich klebte immer noch an ihm wie eine riesige Klette - und landete völlig lautlos auf dem Boden, was ich erstaunlich fand. Ich war es, die laut war mit meinen Atemgeräuschen und leisen Aufschreien. Mit einer Geschicklichkeit, die von langer Übung zeugte, schwang Eric mich herum, so dass ich schließlich huckepack auf seinem Rücken saß. So etwas hatte ich zuletzt als Kind getan, als mein Vater mit mir spielte, und ich war ziemlich überrumpelt.
Oh, ich machte meine Sache wirklich bestens und versteckte Eric vortrefflich. Denn was taten wir? Wir sausten über den Friedhof dahin und geradewegs der Wahnwitzigsten Werwolf-Hexe der Westlichen
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