Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
…
Plötzlich war Jane frei von den Fesseln, die sie gehalten hatten. Sie richtete sich auf. Scharfe Schmerzen schossen ihr über den Rücken und fuhren in Spiralen durch den Rest ihres Körpers. Sie bemerkte sie kaum. Das Gewand rutschte ihr von den Schultern und entblößte einen Augenblick lang ihre Brüste. Sie griff eilig nach dem Stoff und hielt ihn vor sich.
Nicolais silbrig goldener Blick richtete sich auf die Königin, die von ihrem Wächter nicht länger geschützt wurde. Blut – und andere Dinge – troffen ihm aus dem Mund. Seine Miene war finster und so mörderisch, dass selbst Jane vor ihm zurückwich. Er bot einen furchterregenden Anblick. Ein Krieger, von Blut berauscht, dessen einziges Ziel es war, alles und jeden um sich herum zu vernichten.
Er ging auf die Königin zu. „Stirb. Du wirst sterben.“
„Wie kannst du es wagen, mich und mein Volk auf diese Weise zu bedrohen?“, fuhr die Schlampe ihn an. „Ich habe dich leben lassen, nachdem du meine älteste Tochter gequält hast, und jetzt glaubst du, du kannst auf meine Gnade spucken? Wache!“
Niemand kam. Vielleicht waren sie alle zu sehr damit beschäftigt, tot zu sein.
„Sie. Ist. Mein“, zischte Nicolai und stellte sich vor Jane, während er immer weiter auf die Königin zuschritt. Irgendetwas stimmte nicht mit seinen Füßen, seine Knöchel waren in einem unnatürlichen Winkel verdreht, und doch waren seine Schritte fest und entschlossen.
Die Königin hob ihre vielen Kinne. „Du willst meine Tochter vor mir beschützen? Die Tochter, die du selbst umbringen wolltest?“
„Mein!“
„Dann komm, Sklave. Komm und hol mich.“
Janes Herz schlug mit neuer Kraft. Ihre Beine zitterten. Die Königin hatte keine Chance, diesen letzten Kampf zu gewinnen, oder doch? Bitte nicht.
Nicolai sprang.
Grinsend streckte die Königin einen Arm aus, und Wellen der Macht pulsierten von ihrer Hand. Die Luft um sie herum schimmerte und verdichtete sich. Nicolai prallte gegen eine unsichtbare Wand und wurde zurückgeschleudert.
Noch ein Brüllen löste sich aus Nicolais Kehle, als er aufsprang. Er trommelte mit seinen verletzten Fäusten gegen die unsichtbare Mauer und ließ seine Fangzähne aufblitzen.
Die Königin lachte selbstgefällig. „Verstehst du jetzt? Selbst wenn du deine volle Stärke hättest, könntest du mir nichts antun. Ich bin unerreichbar für dich.“
Das Geräusch schwerer Schritte hallte durch den Saal, und Jane sah mit weit aufgerissenen Augen zu, wie die zweite Verteidigungslinie aufmarschierte. Also gab es doch noch mehr Wachen. Dieses neue Regiment hielt Schwerter und Speere in den Händen, und als sie den blutbeschmierten Nicolai entdeckten, handelten sie sofort.
„Nein!“ Jane warf sich vor ihn, mehr durch Instinkt getrieben als durch Logik. Sie wusste nur zu gut, dass man Vampire umbringen konnte, und sie konnte es nicht ertragen, zuzusehen, wie Nicolai dies durchmachen musste.
Starke Arme schlossen sich um ihre Taille und rissen sie gegen einen harten Körper. Immer noch von Instinkten getrieben, kämpfte sie einen Augenblick dagegen an, trat aus und benutzte ihre Ellenbogen.
„Mein. Halt … still.“
Nicolai. Sie entspannte sich, obwohl er immer noch wie ein wildes Tier wirkte. Er fühlte sich warm an. Fest, stabil trotz seiner Wunden. Sogar draufgängerisch. Ihre Atemzüge wurden schneller, und sie nahm den Duft nach Sandelholz wahr, den sie bereits zu lieben gelernt hatte.
Na gut. Wir werden also gemeinsam sterben, dachte sie losgelöst von allem. Sie hatte im vergangenen Jahr so viel überlebt. Den Autounfall, Verletzungen, an denen die meisten Menschen gestorben wären. Verletzungen, die auch sie hätten umbringen sollen. Besonders, da sie sich nach dem Tod sehnte und nichts getan hatte, um sich selbst zu helfen.
Sie war so verloren gewesen und hatte so viele Fragen gestellt. Warum ausgerechnet sie? Was war so anders, so besonders an ihr, dass sie ertragen hatte, was andere nicht ertragen könnten? Nichts, war die Antwort.
Und jetzt, da sie leben wollte, sollte sie endlich sterben. Ironie vom Feinsten. Es würde ihr nicht gestattet sein, Nicolai besser kennenzulernen. Sie durfte keine Zeit mit ihm verbringen, mit ihm lachen oder ihn lieben.
Sie hätte ihn küssen sollen.
„Mein“, wiederholte Nicolai dicht an ihrem Ohr. „In Sicherheit.“ Er hatte einen Arm ausgestreckt, wie die Königin, und die Luft um sie herum flackerte und bildetet eine … Mauer? Für sie beide?
Sie sperrte den Mund
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