Der Vampirprinz: Royal House of Shadows (German Edition)
für eine Armee? Andere Vampire? Söldner? Oder war er im Auftrag des Königs unterwegs gewesen?
Die Antworten kamen nicht, und er knirschte mit den Zähnen, als seine Frustration ihn überwältigte.
Er konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt. Auf Jane. Er war bereit, für sie zu kämpfen. Er wollte sie in seinem Leben, und sie könnte durchaus etwas dagegen haben. Wenn dem so war, könnte es zu einem Streit kommen, und er würde alles tun, um sie zu behalten.
Endlich strich er ihr das Haar aus dem Gesicht und …
Sie hatte ein blaues Auge.
Nicolai erstarrte, und in ihm stieg noch stärkere Wut auf. Jemand hatte sie geschlagen. Wer hatte es gewagt, sie anzurühren?
Der animalische Instinkt in ihm kam brüllend an die Oberfläche, fauchte und lechzte nach Blut.
Ruhig, er musste ruhig bleiben. Vorerst. Hatte sie noch weitere Verletzungen? So sanft er konnte, rollte er sie auf den Rücken. In ihrem Gesicht waren keine weiteren Prellungen zu sehen. Ihre langen Wimpern warfen Schatten auf ihre Wangen, und er fuhr sie nach, nur um sicherzugehen. Sie waren zart, weich und warm. Ihre Lippen waren voll und rot, als hätte sie vor Sorge daraufgebissen.
Egal. Sie war wunderschön, ein unbezahlbares Kunstwerk.
An ihren Händen fand er mehrere Schnitte, aber die kamen vom Schärfen der Waffen. Er hatte selber oft solche Verletzungen gehabt. Noch eine Erinnerung, und dieses Mal ohne Schmerz. Er achtete nicht darauf. Jane war wichtiger.
Ihr ganzer Brustkorb war mit Prellungen überzogen, die von ihrem Rücken ausgingen, wo man sie ausgepeitscht hatte. Zum Glück trug sie keine weiteren Wunden aus der Schlacht davon. Wie also hatte sie das blaue Auge bekommen?
Sie bewegte sich im Schlaf und stieß noch ein schmerzerfülltes Stöhnen aus.
Ihr Rücken musste sie in dieser Stellung umbringen. Er hätte sie auf der Seite lassen sollen. Konnte er nie das Richtige tun, wenn es um diese Frau ging? Er schob ihr vorsichtig einen Arm unter die Schulter. Dann hob er sie hoch, bis sie fest an ihn geschmiegt lag und nichts mehr ihre Verletzungen berührte. Sie vergrub ihr Gesicht an seinem Hals, fügte sich an ihn wie eines der Puzzleteile, von denen sie so viel hielt.
Sie legte ihre Hand auf sein Herz, als würde sie sein unregelmäßiges Schlagen gegen ihres messen. Sie war so vertrauensvoll, so vertrauens würdig. Sie hatte ihn nicht verlassen, als sie die Gelegenheit dazu hatte. Und sie war so versöhnlich. Er hatte zugelassen, dass man sie auspeitschte, und doch kümmerte sie sich um ihn. Hatte sogar, bemerkte er erstaunt, seine Zähne gereinigt. Sein Mund schmeckte frisch, nach Minze.
Sie stöhnte wieder, aber dieses Mal, oh, dieses Mal war kein Schmerz in ihrer Stimme. Nur Verlangen. Ein so aufreizendes Geräusch. Sofort war er für sie bereit. Er biss sich auf die Zunge, und seine Fangzähne versanken tief in seinem Fleisch.
„Nicolai“, hauchte Jane schläfrig.
„Es ist alles gut, Jane. Schlaf weiter.“
„Nein, ich …“
„In Ordnung. Du kannst schlafen, nachdem du mir gesagt hast, wer dich geschlagen hat“, unterbrach er sie, ehe sie selbst etwas fordern konnte.
„Das warst du.“ Warmer Atem fuhr über seine Brust, kitzelte seine Haut.
„Was?“, brüllte er. „Ich?“
„Unfall. Mach dir keine Gedanken. Ich wollte mich auch nicht an dich kuscheln. Tut mir leid.“
Ihr tat es leid? „Jane. Mir tut es leid.“ Scham traf ihn, wie kein Gegner ihn je hätte treffen können. „Nenne mir eine Strafe, und ich werde sie sofort gegen mich anwenden.“
„Keine Strafe nötig, du dummer Mann. Ich habe doch gesagt, es war ein Unfall.“
Selbst das vergab sie ihm einfach so. Sie war so viel mehr wert als er. „Ich werde dir nie wieder wehtun, du hast mein Wort.“
„Du warst bewusstlos. Du konntest nichts dafür. Ich bin nur froh, dass du endlich aufgewacht bist. Ich habe mir solche Sorgen gemacht.“
Sie will sich von mir wegrollen, dachte er, als er spürte, wie ihre Muskeln sich anspannten und auf Bewegung vorbereiteten. Er hielt sie fester. „Nein. Ich habe dich so hingelegt.“ Und du wirst so bleiben.
„Oh“, sagte sie, und er konnte sich nicht entscheiden, ob sie zufrieden klang oder verärgert. „Bist du, äh, durstig? Nach Blut, meine ich.“
Ja. „Nein.“ Sie war nicht dazu in der Lage, ihn zu füttern. Aber schon der Gedanke, sie zu kosten, ließ seine Fangzähne hervorschnellen, und sein Mund füllte sich mit Speichel.
„Okay. Gut, du fragst dich vielleicht, warum ich dich so oft
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