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Der Vampyr

Titel: Der Vampyr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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fragte er leise. Natürlich Tepesch. Wer sonst?
    »Ich habe versucht, mich zu wehren«, sagte Maria.
    »Aber er ist stark. Ich konnte nichts tun.«
    »Dafür werde ich ihn töten«, sagte Andrej. Er meinte es ernst.
    »Er hat mich hier raufgeschafft«, fuhr Maria fort, als hätte sie seine Worte gar nicht gehört.
    »Er hat gesagt, ich bräuchte keine Angst zu haben. Dann kam er zurück. Seine Hände waren voller Blut. Ich habe mich gewehrt, aber er war einfach zu stark.« Was sollte er sagen? Ganz gleich, welche Worte er gewählt hätte, sie hätten in ihren Ohren nur wie bitterer Hohn geklungen. So sah er sie nur an und wartete darauf, dass sie von sich aus weitersprach, aber Maria erwiderte lediglich stumm seinen Blick. Schließlich erhob sie sich und ging um das Bett herum zum Fenster. Es lag eine Art stumme Resignation darin, die ihren Schmerz vielleicht deutlicher zum Ausdruck brachte, als alle Tränen und jedes Wort gekonnt hätten. Tepesch hatte ihr alles genommen.
    Es gab nichts mehr, was sie noch hätte verteidigen können. Noch einmal, und diesmal mit einer kalten Entschlossenheit, nahm er sich vor, Tepesch zu töten. Maria starrte weiter aus dem Fenster auf den Hof hinab. Der Gitterkäfig mit Domenicus hing fast in gerader Linie unter dem Fenster, auf der anderen Seite des Hofes. Andrej bezweifelte, dass ihr Sehvermögen ausreichte, um jetzt mehr als Dunkelheit und Schatten dort unten zu erkennen, aber sie hatte den ganzen Tag über Zeit gehabt, aus diesem Fenster zu sehen. Aus keinem anderen Grund hatte Tepesch sie hier oben eingesperrt, statt in irgendeinem anderen Zimmer der Burg.
    »Er wird dafür bezahlen«, sagte er leise.
    »Aber zuerst bringe ich dich hier raus. Draußen vor dem Tor wartet ein Freund, der dich wegbringt.« Sie starrte noch eine endlose Weile aus dem Fenster, dann drehte sie sich wiederum, ging zum Bett zu-rück und griff nach ihren Kleidern.
    »Weißt du, wo Frederic ist?«, fragte er, wieder zum Fenster gewandt.
    »Nein. Er hat mich gleich hier raufgebracht, nachdem du gegangen warst. Aber kurz darauf hat er Männer losgeschickt, die dich suchen und töten sollten. Ich bin froh, dass sie dich nicht gefunden haben.«
    »Weißt du, wie viele Männer in der Burg sind?«.
    »Er hat es mir nicht gesagt. Aber als er vorhin zu mir kam, da schäumte er vor Wut. Ich glaube, es ist ein weiteres osmanisches Heer im Anmarsch. Die meisten Soldaten sind fort, um die Verteidigung der Stadt zu organisieren oder Verstärkung zu holen. Ich glaube nicht, dass noch sehr viele hier sind.« Das würde die geringe Anzahl der Wachen erklären, dachte Andrej. Aber es erklärte nicht die Tatsache, dass Tepesch auf Waichs geblieben war, statt selbst an der Spitze des Heeres zu reiten und sich dem neuen Gegner entge-genzuwerfen. Tepesch war vieles, aber eines gewiss nicht: Ein Feigling.
    »Ich bin so weit«, sagte Maria.
    »Gut.« Andrej drehte sich um und ging zur Tür, ohne auch nur in ihre Richtung zu sehen.
    »Bleib immer dicht hinter mir und sei leise.« Sie verließen den Raum und auch den Flur, ohne jemanden zu treffen. Der Wächter drau-
    ßen auf der Treppe war noch immer bewusstlos. Auch den Toten hatte noch niemand gefunden. Andrej lauschte, während sie sich rasch nach unten bewegten. Es herrschte fast vollkommene Stille.
    Einmal glaubte er, ganz weit entfernt einen Schrei zu hören, aber er war auch diesmal nicht sicher. Dann hatten sie das Ende der Treppe und damit die Tür zum Hof erreicht, und Andrej gab Maria ein Zeichen, ein Stück zurückzubleiben und sich still zu verhalten. Er musste länger oben im Turm gewesen sein, als es ihm vorgekommen war, denn in der Burg war es mittlerweile vollkommen still geworden. Das Lachen und die Stimmen waren verstummt. Nur hinter einem einzigen Fenster brannte noch Licht. Trotzdem gestikulierte Andrej noch einmal in Marias Richtung, um ihr zu bedeuten, sie solle stehen bleiben, dann straffte er die Schultern und ging mit selbstbewussten Schritten quer über den Hof. Der Posten bemerkte ihn, noch bevor er die halbe Strecke zurückgelegt hatte, aber wie seine beiden Kameraden vorhin im Turm schöpfte er keinen Verdacht. Warum auch? Er sprach Andrej an, als er noch fünf oder sechs Schritte von ihm entfernt war.
    »Was willst du? Schickt dich Fürst Tepesch?«
    »Ja«, antwortete Andrej - nachdem er zwei weitere Schritte zurückgelegt hatte.
    »Ich soll nach dem Pfaffen sehen. Lebt er noch?«
    »Vorhin hat er jedenfalls noch gelebt«, antwortete der

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