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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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vielleicht drei mal fünf Meter,
und offenbar nicht sehr hoch. Behutsam tastete sie sich die Wände entlang,
bis sie eine Tür entdeckte. Nuriya hob die Faust, um dagegen zu klopfen, doch
genauso gut hätte sie gegen die steinernen Mauern schlagen können. Die Tür
war aus massivem Holz gefertigt und ließ keinen Laut aus ihrer Zelle entwei-
chen. Unglücklich setzte sie sich wieder auf ihr Lager. War es deshalb so ein-
fach gewesen, Ninsun aus ihren Gedanken auszusperren, weil sie hier, in der
Tiefe gefangen, ohnehin niemanden erreichen konnte?
Aber dann spürte sie die Kraft der Sonne irgendwo dort draußen allmählich
nachlassen und den Tag schwinden. Sie schöpfte neue Hoffnung. Es würden
noch viele Jahrzehnte vergehen, bis sie sich so frei wie Kieran im Tageslicht
bewegen konnte, hatte er ihr erklärt. Deshalb vielleicht schützte sie wie alle
anderen Vampire ein inneres Warnsystem davor, aus Versehen in das tödli-
che Sonnenlicht zu geraten. Sie erinnerte sich genau an ihr nächtliches Ge-
spräch bei den prähistorischen Steinen in seinem Land. Einfühlsam hatte er
versucht, ihr die Furcht vor einer unbekannten Zukunft zu nehmen. Nun ver-
stand Nuriya auch, warum Kieran ihr seine Rolle während der Transformati-
on und besonders in ihrem zukünftigen Leben verschwiegen hatte. Er wollte
ihr Zeit geben, sich über ihre Gefühle klar zu werden, bevor sie mit dem vollen
Ausmaß ihres Schicksals konfrontiert wurde.
    Kieran hatte vielleicht selbst nicht gewusst, dass sie füreinander bestimmt
waren. Doch wenn sie sich nun an seine verwirrenden Stimmungsschwan-
kungen zurückerinnerte, wunderte sie sich, warum sie nicht schon viel früher
erkannt hatte, das sie ihm nicht gleichgültig war. Es blieb ihr nicht viel Zeit,
bevor Senthil zurückkehrte. Entschlossen richtete sie sich auf und begann, in
der Tiefe ihrer Seele die Kräfte zu wecken, die sie gegen diesen widerlichen
Entführer schützen sollten.
Senthil erwachte kurz darauf ganz in der Nähe. Kieran war bestimmt nicht
mehr weit. Mit Sicherheit fühlte der verhasste Vengador sich bereits als der
strahlende Held, der die Auserwählte aus den Fängen des Bösewichts befreien
würde, zudem noch in seinem eigenen Land.
Kieran, halb so alt wie er selbst, war ihm seit seiner Transformation ein
Dorn im Auge gewesen. Kurz zuvor hatte er es fast geschafft, vom Rat als Ven-
gador anerkannt zu werden. Doch dann war dieser grüne Junge aufgetaucht
und hatte all seine hochfliegenden Pläne zunichte gemacht. Er hasste ihn für
seine Herkunft, seine magischen Talente und ganz besonders für seine herab-
lassende Freundlichkeit, mit der er ihn bei jedem Wettstreit stets hatte gewin-
nen lassen, obwohl jeder wusste, dass Kieran der Überlegene war. Doch das
würde ihm nichts nützen, schwor Senthil. Er hatte Jahrhunderte Zeit gehabt,
den Zauber zu perfektionieren, der dem Kelten nun zum Verhängnis werden
sollte. Der Vampir lachte zufrieden und machte sich dann auf, die Wachpos-
ten zu kontrollieren, die er rund um die Burg platziert hatte. Seine Truppe war
leider nicht mehr so groß wie anfangs, aber die Kämpfer brannten darauf, mit
ihm die Macht in einer neuen Weltordnung zu übernehmen.
«Gut geschlafen, General?» Der dunkel gekleidete Vampir begrüßte ihn,
wie Senthil fand, viel zu vertraulich. Doch dieses Mal sah er großzügig darü-
ber hinweg, er brauchte den Mann noch.
«Sind alle auf ihren Posten?»
«Ich habe Leute am Eingang des Tals und einige oben in den Bergen. Zwei
überwachen den See und achten auf mögliche magische Aktivitäten in der
Umgebung. Alle anderen stehen uns in der Burg zur Verfügung.»
«Sehr gut. Ich will sofort informiert werden, wenn Kieran irgendwo auf-
taucht. Verwickelt ihn in einen Kampf, aber tötet ihn nicht. Das Vergnügen
möchte ich selbst haben.»
«Bisher gibt es keine Anzeichen, dass er sich in der Nähe befindet.»
    Senthil schaute ärgerlich in den Nachthimmel. Wo blieb der Kelte? Sollte er
etwa kein Interesse daran haben, das Mädchen zu retten?
Kieran und seine Begleiter reisten durch die Zwischenwelt in die hüglige
Landschaft Schottlands. Erstaunt blickte der Werwolf sich um. «Das ist Ar-
gyll! Die Gegend kenne ich gut! Entfernte Verwandte leben ganz in der Nähe.»
Er schaute Kieran fragend an. «Kann es sein, dass du zuweilen ebenfalls eine
etwas andere Form annimmst?»
Sein Gefährte lehnte sich an einen hohen, aufgerichteten Stein und lachte.
«Das wusstest du

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