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Der Venuspakt

Titel: Der Venuspakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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nicht? Einige sehr alte und fast alle geborenen Vampire kön-
nen sich in Tiere verwandeln.»
«Oh, je. Dann bist du vermutlich der teuflische Panther aus meinen Gute-
Nacht-Geschichten!», seufzte Erik.
Der Vampir grinste und gab zu: «Das könnte möglich sein. Dies ist meine
Heimat.»
«Aber wir sind nicht in den Highlands», stellte Erik mit einem fragenden
Blick auf Tesfaya fest.
«Brillant beobachtet, kleiner Werwolf!», entgegnete diese an Stelle des Ven-
gadors und bedachte Erik mit einem verächtlichen Blick. Dann wandte sie
sich lächelnd um: «Kieran, was hast du vor?»
«Tesfaya, hör mir genau zu! Erik ist ein loyaler Freund und ich dulde keine
abfälligen Bemerkungen über seine Herkunft. Hast du das verstanden?» Kier-
an hatte bei diesen Worten weder seine lässige Haltung aufgegeben noch die
Stimme erhoben, doch die Vampirin wurde ganz grau unter ihrer dunklen
Haut und entgegnete mit zittriger Stimme: «Das war nicht böse gemeint. Bitte
entschuldige meine Bemerkung, Erik!»
Dem Werwolf hatten bei Kierans Worten ebenfalls die Haare zu Berge ge-
standen und er fragte sich nicht zum ersten Mal, wie viel Macht dieser Vampir
tatsächlich besaß. Mit einem Lächeln akzeptierte er Tesfayas Entschuldigung
und schaute Kieran fragend an.
«Seht ihr das Cottage dort drüben? Ihr könnt zwei euch dort mit Nahrung
versorgen – wer weiß, wann wir wieder Gelegenheit dazu haben. Ich muss
noch etwas erledigen und dann können wir weiter nach Norden reisen.»
Tesfaya und Erik gingen den Hügel hinab zu dem strohgedeckten Häus-
chen, das zwischen hohen Eichen am Saum des Waldes stand. Erik war auf
alles vorbereitet, als er behutsam die Klinke herabdrückte, aber nur ein klei-
    nes Kribbeln in seiner Hand verriet die Magie, mit der Kieran seine einfache
Unterkunft zweifellos vor unerwünschten Besuchern schützte. Innen roch
es ein wenig nach Staub, aber ansonsten wirkte alles aufgeräumt und sauber.
Der warme Duft menschlichen Blutes hing in der Luft und Erik fragte sich,
wer hier für den Vampir das Haus hüten mochte.
Derzeit jedenfalls war das Cottage, das nur aus einem einzigen Raum be-
stand, der von einem mächtigen, hölzernen Himmelbett beherrscht wurde,
leer. Im Kamin hätte man einen halben Ochsen braten können. Davor stand
ein bequem aussehendes, aber ziemlich hässliches, geblümtes Sofa und links
der Eingangstür gab es, zu Eriks Erstaunen, neben einem Tisch mit vier alters-
schwachen Stühlen eine komplett ausgestattete Küchenzeile. Sie sah benutzt
aus. Auf dem Herd war erst kürzlich gekocht worden, verriet ihm seine sen-
sible Nase. Neben dem Spülstein hörte er leises Brummen. Neugierig öffnete
Erik die hölzerne Schranktür und fand einen Kühlschrank. Gut gefüllt mit
Lebensmitteln und einigen Blutkonserven. Tesfaya, die bisher kein Wort ge-
sprochen hatte, langte schweigend an ihm vorbei und nahm einen der Beutel
heraus, riss ihn mit ihren spitzen Zähnen auf und trank gierig die nahrhafte
Flüssigkeit. Anschließend warf sie sich aufs Sofa und knurrte: «Ich frage mich,
wo Kieran bleibt. Glaubt er, dass wir in fünf Minuten in Senthils Festung hi-
neingelangen?»
Erik stellte sich die gleiche Frage, aber seine Loyalität ließ ihn jeden Kom-
mentar verschlucken und so plünderte er wortlos den Kühlschrank und war-
tete ungeduldig auf die Rückkehr des Vampirs.
Unterdessen eilte Kieran zu den magischen Steinen auf der anderen Seite
des Tals. Am Rand der Lichtung prüfte er noch einmal die Atmosphäre der
Umgebung, ob sich wirklich niemand in der Nähe befand. Erinnerungen an
längst vergangene Tage wurden wach.
Hierher hatte die Mutter Kieran an seinem einundzwanzigsten Geburtstag
geführt und aus dem Astloch eines hohlen, alten Baumes einen Krug und ein
mit Leinentüchern umwickeltes, langes Paket geholt. Als sie den mit Wachs
getränkten Stoff beiseite schlug, glaubte Kieran, seinen Augen nicht trauen
zu können. Das Schwert, das sie ihm überreichte, war kunstvoll gearbeitet.
Als er es in die Hand nahm, schien es ihm, als ginge ein sanftes Leuchten von
dem kostbaren Metall aus. Behutsam strich Kieran über die Intarsien, die den
schwarzen Knauf verzierten. Aus Elfenbein und feinem Gold waren darin
Sonne und Mond eingelassen. Zwei winzige Diamanten schienen den Mor-
    gen- und den Abendstern zu symbolisieren. Ein filigranes Muster aus endlo-
sen, verschlungenen Linien, ähnlich den keltischen Ornamenten, die er in der
Burg seines

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