Der Venuspakt
üblich ohne
Erfolg – als Vivianne einen spitzen Finger in seinen Bauch bohrte und noch
einmal fragte: « Was hast du getan? »
Asher, der Mitleid mit seinem Bruder empfand, antwortete für ihn.
«Er hat die Auserwählte transformiert, versehentlich das zweite Siegel ge-
brochen und anschließend das Feenkind so sehr verärgert, dass sie ihn nun
vermutlich bis an das Ende seiner Tage hassen wird.»
«Du hast was ...?»
Die Geschwister starrten sich wortlos an und diesmal war es Asher, der sich
bemühte, zwischen den beiden streitlustigen Master-Vampiren zu vermitteln.
«Nuriya wäre an ihrem heftigen Blutverlust gestorben, wenn er nicht einge-
griffen hätte. Sie ist von Unbekannten überfallen worden», versuchte er zu
erklären.
Zum großen Erstaunen der beiden Brüder warf Vivianne ihren Kopf in den
Nacken und lachte so sehr, dass ihr schließlich blutrote Tränen die Wangen
hinabliefen.
«Aus Versehen das Siegel gebrochen!», keuchte sie schließlich, nahm Kier-
an die halbleere Flasche Whisky aus der Hand und stellte sie nachdrücklich
in den Schrank zurück. «Das ist doch nicht dein Ernst. – Diese Flasche kostet
120 Euro!», sagte sie vorwurfsvoll, aber mit einem Zwinkern im Auge. «Mein
lieber, argloser, kleiner Bruder. Niemand rettet einem Feenkind das Leben und
bricht danach mal einfach so ein Siegel! Da haben die Schicksalsgöttinnen
ihre Hände im Spiel – darauf kannst du wetten! Das Mädchen ist sexy, du wür-
dest dein Leben für sie geben und niemand soll es wagen, sie anzurühren –
habe ich Recht?» Die Vampirin ignorierte Kierans konsternierten Blick. «Wer
immer die Glückliche ist, sie ist deine Seelenpartnerin.»
«Darauf ist er inzwischen auch schon gekommen», bemerkte Asher wenig
hilfreich.
«Geh zu ihr! Sie wartet irgendwo da draußen sehnsüchtig auf dich!»
«Das tut sie ganz sicher nicht!», grollte Kieran und blickte auf die Uhr. «Au-
ßerdem wird sie momentan sehr beschäftigt sein, denn Órla hat eine nette
kleine Party organisiert, um die Auserwählte offiziell vorzustellen», fügte er
ätzend hinzu.
Dass dies so nicht ganz richtig war, sollte er wenig später herausfinden.
Kapitel
Nuriya hätte schreien mögen vor Enttäuschung, als das Objekt ihres Begeh-
rens sich buchstäblich in Luft auflöste. Sie war sicher, in Kieran dieselbe Sehn-
sucht gespürt zu haben, die auch ihr Herz schneller schlagen ließ, sobald sie
nur an ihn dachte.
Und dann, gerade hatte sie geglaubt, er wolle sie küssen, war wieder dieser
seelenlose Ausdruck in seinem Gesicht erschienen. Sie fragte sich, was er vor
ihr zu verbergen suchte, und schwor, es herauszufinden. Aber sie hatte hier
eine Aufgabe zu erfüllen und jetzt keine Zeit, über sein merkwürdiges Verhal-
ten nachzudenken.
Steifbeinig erhob sie sich und sagte: «Vermutlich verlangt meine Rolle, dass
ich mich nun unters Volk mische. Ihr versteht sicher, dass ich für diese Pein-
lichkeit keine Zeugen gebrauchen kann.»
Angelina, der nicht entging, wie traurig Nuriya nach Kierans plötzlichem
Aufbruch wirkte, und die auch nicht so recht begreifen konnte, was der Ven-
gador sich eigentlich dabei dachte, das arme Mädchen dermaßen vor den Kopf
zu stoßen, zwinkerte ihr zu und flüsterte: «Eine gute Idee. Aber bitte vertraue
niemandem!»
Unter den wachsamen Augen ihrer Freunde ging Nuriya zur Tanzfläche, wo
die Gäste den Abend genossen, lachten, schwatzten und nach der nun wieder
aus den Boxen dröhnenden Musik tanzten. Offenbar kamen die neuesten Hits
der Szene, die auch ihre kleine Schwester so gerne hörte, bei Vampiren und
Dämonen bestens an. Inzwischen war der Club auch für das sterbliche Publi-
kum geöffnet worden und Nuriya blickte sich staunend um.
«Hätte mir vor ein paar Wochen jemand erzählt, dass die magische Welt ex-
trem auf Gothic und düstere elektronische Musik steht, wäre ich vermutlich
vor Lachen erstickt», vertraute sie Nik an, der neben ihr aufgetaucht war.
«Hier fallen sie nicht auf! – Siehst du den Typen dort hinten?» Er deutete auf
einen extrem dünnen Mann, der, an eine Balustrade gelehnt, die Tanzenden
beobachtete. Mit seiner verschlissenen Samtjacke und den seidenen Knieho-
sen sah er aus, als hätte er seinen Schneider das letzte Mal kurz vor der franzö-
sischen Revolution konsultiert.
«Was glaubst du, sterblich oder unsterblich?»
In diesem Moment drehte sich der Mann um und Nuriya blinzelte irritiert,
als sie die spitzen Ohren entdeckte, die
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