Der verbannte Highlander
eines Jungen, der brutal gezwungen worden war, ein Mann zu werden.
Er erinnerte sich noch an den überraschten Gesichtsausdruck
der beiden toten Männer, als er sie liegen ließ und in den Wald entkam. Doch das würde ihm niemals die Eltern ersetzen können, die er verloren hatte.
Getötet von der Gier der Campbells.
Eine beruhigende Hand auf seiner Stirn linderte die quälenden Erinnerungen. Der Traum verblasste, und er schlief.
Patrick erwachte durch das Geräusch eines Engels. Oder vielleicht war er gestorben und im Himmel, denn er schien auf einer Wolke zu schweben, so weich war der Untergrund, auf dem er lag.
Er versuchte, die Augen zu öffnen, doch sie widersetzten sich ihm. Seine Lider schienen schwer wie Blei zu sein. Er wollte den Kopf heben, doch als die winzige Bewegung bewirkte, dass ihm eine Axt den Schädel spaltete, überlegte er es sich anders. Zufrieden damit, noch ein wenig länger auf der Wolke zu schweben, eingehüllt in weiches Leinen und warme Pelze, die Wange in ein Federkissen geschmiegt, mit dem zarten Duft von Lavendel in der Nase und dem Lied eines Engels, das ihn wieder in den Schlaf sang.
Sein Auge flog auf. Wolke? Kissen? Engel? Was zum Teufel …? Er schwebte nicht auf einer himmlischen Wolke; er lag in einem Bett. Es war so lange her, dass er in etwas anderem als Schmutz und Unterholz geschlafen hatte, dass er es beinahe nicht erkannte.
Wo bin ich?
Er versuchte, sich zu erinnern, aber sein Verstand wollte nicht richtig funktionieren. Alles war unzusammenhängend … verschwommen.
Bis das Bettzeug zurückgezogen wurde und eine samtweiche Hand über seine nackte Brust glitt. Die sanfte Berührung wirkte wie ein Brandeisen und mit einem Schlag war er wach – hellwach. Er riss die Augen auf, packte ein zartes Handgelenk, und blickte in die kristallklaren blauen Augen
seines Engels, Elizabeth Campbell. Eine sehr erschrockene Elizabeth Campbell.
Sie schnappte nach Luft und das himmlische Lied brach abrupt ab.
»Ihr seid wach!«
»Wo bin ich?«, verlangte er zu wissen, mit einer Stimme, die so finster klang, wie es in ihm aussah, denn er hasste dieses Gefühl der Verwirrung. Er lag halbnackt in einem fremden Bett, sein Kopf explodierte, und er war durstiger, als er es je in seinem Leben gewesen war.
Was hatte sie mit ihm gemacht? Hatte sie herausgefunden, wer er war? War er eingesperrt worden?
Zum ersten Mal sah er sich in dem Raum um. Wenn das hier ein Gefängnis war, dann war es das luxuriöseste, das er je gesehen hatte. Das Zimmer war riesig, vielleicht zwanzig Fuß im Quadrat, mit einer ungewöhnlichen steinernen Gewölbedecke und verputzten Wänden, die in einem beruhigenden Gelbton gestrichen waren. Durch zwei große Bleiglasfenster ergoss sich eine Flut von Sonnenlicht über den polierten Holzfußboden. An der gegenüberliegenden Seite befand sich ein großer steinerner Kamin und im ganzen Raum waren erlesene Möbelstücke verteilt. Zusätzlich zu den Öllampen zählte er zwei silberne Kandelaber. Über seinem Kopf sah er einen Baldachin aus schweren Seidenvorhängen zwischen aufwändig geschnitzten hölzernen Bettpfosten. Das Bett, die Ausstattung, die Möbel … alles war kostbar genug, um einen König zu beherbergen.
Er umfasste ihr Handgelenk noch ein wenig fester und wiederholte rau: »Wo bin ich?«
»Ich habe Euch schon beim ersten Mal verstanden, als Ihr mich angebrüllt habt«, tadelte sie ihn mit scharfem Blick, ohne sich im Geringsten durch seinen Zornesausbruch aus der Ruhe bringen zu lassen. Einem Zorn, der schon viele Männer vor ihm hatte zittern lassen. Teufel nochmal, anscheinend
wurde er weich! »Ihr seid im Turm von Castle Campbell«, erklärte sie ihm. »Im Schlafgemach meines Cousins, um genau zu sein.«
Wahrlich eines Königs würdig: König Campbell. Er – ein geächteter MacGregor – schlief im Bett des Earl of Argyll. Das Ende der Welt war anscheinend gekommen. Er schluckte die Ironie und sah sich erneut um, wobei er versuchte, sich zu erinnern. »Wie bin ich hierher gekommen?«
Sorgfältig löste sie seine Finger von ihrem Handgelenk und trat vom Bett zurück. Wie sie so mit dem Sonnenlicht im Rücken dastand, das Haar von einem goldenen Schein umgeben und der Haut, so zart wie Alabaster …
Der Atem blieb ihm so heftig weg, als habe ihm jemand mit der Faust in den Magen geschlagen.
Sie sang nicht nur wie ein Engel, sie sah wie einer aus. Mein Engel.
Sie runzelte die zarten Augenbrauen. »Ihr erinnert Euch an gar nichts?«
Er
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