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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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geflohen?«
    »Einige haben sich abgesetzt.« Sie zuckte die Schultern. »Andere … wohin sollten sie gehen? Über Land ist es eine beschwerliche Reise nach Lost Port oder Dun Cranmoor. Passagierkojen gibt es nicht so viele auf den Schiffen. Also bleiben die Leute, plündern Holzabfälle, um ihre Fenster zu verbarrikadieren, und hoffen, dass ihre Kohle und Erdäpfel reichen, wenn die Märkte eine Weile schließen.«
    »Und keine Geister«, erwiderte ich. »Kein Kribbeln von Magie seit meinen bannlösenden Worten im Angesicht des Herzogs. Keine ungewöhnlichen Kräfte seit der Trugbildmagie des Faktors. Wenn wir im Tempelviertel nicht klüger werden, dann müssen wir wieder in den Untergrund.«
    Selbst aus der Ferne konnten wir sehen, dass die Häuser der Götter nicht in bestem Zustand waren. Zerstörte Kuppeln konnte man über die halbe Stadt hinweg erkennen. Die Götter mochten aus ihrem langen Schlummer erwacht sein, aber sie hatten noch keine Zeit gefunden, bauliche Maßnahmen zu ergreifen.
    Weiter drinnen machte mich die Tanzmistress auf die dicken Eisenpfosten entlang der östlichen Bordsteinkante der Pelagialstraße aufmerksam. »Viele Jahre lang ist niemand mehr hineingegangen, außer den Todesmutigen. Opferkästen wurden hier für solche Tempel aufgestellt, die während der Regentschaft des Herzogs weiterbetrieben wurden. Die Menschen warfen Geld ein oder hingen Beutel mit Essen für die Priester daran. Manchmal beteten sie sogar. Niemand betrat einen Tempel ohne guten Grund.«
    Ich erinnerte mich an Septio von unseren Untergrundausflügen. Er war ein seltsamer junger Mann gewesen, nicht viel älter als ich, der von Rivalitäten und Eifersüchteleien unter den Priestern seines Gottes Schwarzblut gesprochen hatte.
    »Warum waren sie so gefährlich?«
    »Waren?« Sie lachte, als wir an einer Gebäudefront aus glänzenden schwarzen Platten vorüberkamen. Zwei viel zu große, verrostete Eisentore standen offen. »Sie sind jetzt noch gefährlicher. Besser organisiert. Während der Schlummerzeit waren sie … vielleicht vergleichbar mit Tulpas.«
    »Mutter Eisen und ihresgleichen?«
    »Ja. Was glaubst du, geschieht mit den Träumen eines schlummernden Gottes?«
    Ich überlegte. »Sie könnten in die Welt gelangen, wenn der Gott mächtig genug wäre.«
    »In der Tat.«
    Im Gegensatz zu jemandem in der Welt, der sich in einen Traum begab, wie ihr Volk es von Zeit zu Zeit tat. »Man ist versucht, sich zu fragen, ob unsere Welt nicht selbst ein Traum eines noch mächtigeren Geistes ist.«
    »Wie ich mich erinnere«, sagte sie in ihrer belehrenden Stimme, »gab Mistress Danae dir Gnotius zu lesen. Dies war eine seiner Lieblingsideen.«
    »Gnotius glaubte, dass er selbst ein Traum wäre, Mistress. Ich bin nicht sicher, ob er die Welt solcherart beurteilte, da er ihre Existenz außerhalb seines Verstandes bezweifelte. Es war der Verstand selbst, an dem er zweifelte.«
    Sie lachte. »Jetzt weißt du, warum ich dich in Tanz und Verteidigung unterrichtet habe und nicht in Philosophie.«
    Wir hielten vor einer breiten Prachtstraße an, die zurück in den Tempelbezirk führte. Sie war gesäumt von großen, dickbäuchigen Eisentöpfen, in denen je ein junges Bäumchen wuchs. Die Töpfe sahen aus, als wären darin in einer früheren, barbarischeren Zeit Opfer gekocht worden. Einige waren von knorrigen alten Wurzeln gesprengt worden, die sich einen Weg unter das Pflaster gesucht hatten, was darauf schließen ließ, dass einst mächtige Bäume hier gestanden hatten.
    Tempel, Klöster und weniger leicht zuzuordnende Gebäude standen zu beiden Seiten der Straße. Dieses Viertel war wohl eine eigene kleine Stadt gewesen. Der Tempelbezirk erstreckte sich viele Blocks weit. Von hier aus schien er kein Ende zu haben.
    »Die Straße der Horizonte«, sagte die Tanzmistress. »Man sagt, sie heißt so, weil sie kein Ende hat.«
    »Oder wenigstens erst nach elf Blocks«, erwiderte ich nach kurzer Berechnung.
    »Ja, aber kannst du sehen, wo sie den Tempelbezirk verlässt?«
    Das konnte ich nicht. Und darauf kam es an. »Ein alter Trugbildzauber?«
    »Das oder eine sehr geschickte Architektur.«
    Darauf gab es eine einfache Antwort. »Wenn wir dieser Straße folgen, die ziemlich genau nach Osten verläuft, müssten wir den Bezirk wieder verlassen.«
    »Natürlich. Die Architektur ist nicht so schlau.«
    Ich schritt die Straße der Horizonte entlang. Die Tanzmistress folgte mir dichtauf. Sie ließ mich meinen eigenen Weg gehen. Hätte ich

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