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Der verborgene Stern

Der verborgene Stern

Titel: Der verborgene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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erschauerte. „Ich werde mir Ohrstöpsel kaufen.“
    Sie hockten auf den glatten Stufen unter dem ernst und weise dreinblickenden Präsidenten. Eine leichte Brise lag in der Sommerluft, was aber wenig gegen die schwüle Hitze ausrichten konnte, die von den Asphaltwegen heraufstieg. Bailey konnte die Luft beinahe flimmern sehen. Wie eine Fata Morgana in der Wüste.
    Alles fühlte sich seltsam vertraut an, die vielen Menschen, Familien mit Kindern, Touristen mit Fotokameras, das Gewirr von Stimmen und Sprachen, die vielen blühenden Blumen, die Straßenverkäufer mit ihren Waren.
    „Ich muss schon einmal hier gewesen sein“, murmelte sie. „Aber es fühlt sich merkwürdig an. Wie ein Traum, der nicht mir gehört.“
    „Es wird alles zurückkommen.“ Er strich ihr eine Haarsträhne hinters Ohr. „Manches ist bereits zurückgekommen. Du weißt, wie man Kaffee kocht, wie man einen Computer benutzt, und du kannst ein Büro organisieren.“
    „Vielleicht bin ich Sekretärin.“
    Das glaubte er nicht. Nachdem sie am Abend zuvor alle möglichen Einzelheiten über Edelsteine nur so heruntergebetet hatte, vermutete er einen völlig anderen Beruf. Allerdings wollte er diese Vermutung zunächst für sich behalten. „Solltest du ausgebildete Sekretärin sein, dann verdopple ich dein Gehalt, wenn du künftig für mich arbeitest.“ Er stand auf und streckte ihr seine Hand entgegen. „Wir müssen einkaufen.“
    „Müssen wir?“
    „Du brauchst eine Brille. Na los.“
    Trotz der Hitze hing bereits die aktuelle Herbstkollektion in den Schaufenstern des gut besuchten Einkaufszentrums. Cade brachte Bailey zu einem Optiker und füllte die notwendigen Unterlagen aus, während sie die Brillengestelle betrachtete.
    Ein warmes Gefühl breitete sich in ihm aus, als er Bailey Parris in das Namensfeld eintrug und seine eigene Adresse hinzufügte. Es fühlte sich richtig an. Und als sie zur Untersuchung in den hinteren Bereich gebeten wurde, gab er ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    Nach weniger als zwei Stunden trafen sie sich wieder an seinem Wagen. Er begutachtete die hübsche kleine Brille auf ihrer Nase, während sie den Inhalt der prall gefüllten Einkaufstüten bestaunte.
    „Wie hast du es geschafft, das alles in so kurzer Zeit einzukaufen?“ Ehrfürchtig strich sie über das weiche Leder einer großen Umhängetasche.
    „Ist nur eine Frage der Strategie. Genau wissen, was man will, und sich nicht ablenken lassen.“ Er hielt ihr die Beifahrertür auf, drückte ihr ein paar der kleineren Tüten in die Hand und nahm dann selbst hinter dem Steuer Platz.
    Bailey spähte in die pinkfarbene Tüte eines Wäscheladens. Behutsam zog sie etwas aus schwarzer Seide heraus. Viel war es nicht, was sie zutage förderte.
    „Du musst schließlich was zum Schlafen anziehen“, verteidigte sich Cade. „War im Sonderangebot. Sie haben es mir praktisch nachgeworfen.“
    Sie wusste vielleicht nicht, wer sie war, aber sie konnte sehr wohl ein praktisches Nachthemd von verführerischen Dessous unterscheiden. Kopfschüttelnd schob sie das seidene Etwas zurück in die Tüte, grub tiefer und entdeckte ein kleines Samtsäckchen voll mit wunderschönen Steinen. „Oh, die sind hübsch!“
    „Es gab da so einen Laden.“ Er hielt vor einem Stoppschild und wandte sich ihr zu. „Ich habe einfach ein paar Steine ausgesucht, die mir gefallen haben. Diese weichen da … wie heißen die noch mal?“
    „Trommelsteine.“ Sie berührte die Steine mit den Fingerspitzen. „Karneol, Zitrin, Sodalith, Jaspis.“ Mit geröteten Wangen fuhr sie fort: „Turmalin, Wassermelonen-Turmalin – siehst du das Rosa und das Grün? –, und das hier ist ein schönes Stück Fluorit. Ich …“ Sie brach ab, presste die Finger an die Schläfen.
    Er zeigte auf einen weiteren Stein. „Und der da?“
    „Alexandrite. Das ist ein Chrysoberyll, ein klarer Stein. Seine Farbe ändert sich mit dem Licht. Siehst du, jetzt ist er blaugrün, aber in künstlichem Licht würde er mauvefarben oder violett aussehen.“ Sie schluckte, weil sie sich selbst über ihr Wissen wunderte. „Das ist ein seltener und teurer Stein. Er wurde nach Zar Alexander I. benannt.“
    „Gut, entspann dich. Hol tief Luft.“ Er bog auf eine Seitenstraße ab. „Du kennst dich mit Steinen aus, Bailey.“
    „Scheint so.“
    „Und sie bereiten dir Freude. Dein Gesicht hat gerade richtig geleuchtet.“
    „Irgendwie macht mir das Angst. Je mehr ich über mich erfahre, umso mehr Angst bekomme

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