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Der verborgene Stern

Der verborgene Stern

Titel: Der verborgene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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bei den Schultern und schüttelte sie kurz, „… dann aus Notwehr. Er war bewaffnet, du hattest Angst, und wie es scheint, hatte er da bereits jemanden umgebracht. Was immer du getan hast, du hast es getan, um zu überleben.“
    Sie wandte sich von ihm ab, blickte hinaus in den Garten mit den hohen alten Bäumen, den Rosen, dem hübschen Zaun. „Was bin ich nur für ein Mensch? Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich zugesehen habe, wie jemand ermordet wurde. Und ich habe nichts getan, um es zu verhindern. Ich habe nicht geholfen.“
    „Jetzt reiß dich mal zusammen, Bailey. Was hättest du denn machen sollen?“
    „Irgendwas“, murmelte sie. „Ich hätte zum Telefon rennen und die Polizei rufen können. Stattdessen bin ich davongelaufen.“
    „Und wenn du das nicht getan hättest, wärst du jetzt tot.“ Daran, wie sie zusammenzuckte, erkannte er, wie barsch sein Tonfall gewesen war. „Aber du bist am Leben, und wir werden Stück für Stück herausfinden, was passiert ist.“
    Er stand auf und ging ein paar Schritte, um der Versuchung zu widerstehen, sie wieder an sich zu drücken. „Du warst in irgendeinem Gebäude. In einem Zimmer mit grauem Teppich. Wahrscheinlich gab es ein Fenster. Es gab einen Streit, und jemand hatte ein Messer. Das hat er benutzt. Seine Initialen könnten T.S. gewesen sein. Er hat dich verfolgt, es war dunkel. Sehr wahrscheinlich hat es einen Stromausfall gegeben. Im Nordwesten Washingtons gab es in der Nacht, bevor du zu mir kamst, einen zweistündigen Stromausfall. Also wissen wir, wo wir ungefähr suchen müssen. Du hast das Gebäude gut genug gekannt, um ein Versteck zu finden. Ich würde sagen, dass du entweder dort arbeitest oder wohnst.“ Er drehte sich wieder zu ihr um. Sie hörte ihm aufmerksam zu. „Ich kann überprüfen, ob es in dieser Nacht eine Stecherei gab, aber das glaube ich nicht. In den Zeitungen stand nichts davon.“
    „Aber das ist jetzt Tage her. Irgendjemand muss eine … muss eine Leiche gefunden haben. Wenn es eine gab.“
    „Nicht, wenn es in einer Privatwohnung geschehen ist oder in einem Büro, das über das lange Wochenende geschlossen hat. Wenn noch andere Leute in dem Gebäude gewesen wären, dann wäre sicher die Polizei informiert worden. Die Chancen stehen also gut, dass ihr allein wart.“ Sein Magen krampfte sich bei dem Gedanken daran zusammen – Bailey allein in der Dunkelheit mit einem Mörder. „Das Gewitter fing erst nach zweiundzwanzig Uhr an.“
    Bailey atmete tief durch. Das alles klang logisch. „Und was machen wir jetzt?“
    „Wir fahren in die Gegend, in der es den Stromausfall gegeben hat. Wir beginnen mit dem Hotel, in dem du warst.“
    „Ich kann mich nicht erinnern, wie ich da hingekommen bin. Ob ich gelaufen bin oder ein Taxi genommen habe.“
    „Du bist entweder gelaufen oder hast die Metro oder den Bus genommen. Nach den Taxen habe ich mich schon erkundigt. Keines der Taxiunternehmen hatte in jener Nacht eine Fahrt zu diesem Hotel. Wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass du zu Fuß unterwegs warst, viel zu durcheinander, um einen Bus zu nehmen. Und die Metro fährt ohnehin nur bis Mitternacht.“
    Sie nickte, dann blickte sie auf ihre Hände. „Entschuldige, dass ich dich vorhin angeschrieen habe. Das hast du nicht verdient, nach allem, was du für mich getan hast.“
    „Oh doch, ich habe es verdient.“ Er steckte die Hände in die Hosentaschen. „Zwar wehre ich mich immer noch gegen die Bezeichnung beleidigter Schuljunge , aber wir können uns vielleicht darauf einigen, dass ich ein wenig ungerecht war.“ Es freute ihn, zu sehen, wie sich ein zögerliches Lächeln auf ihre Lippen schlich.
    „Ich schätze, das waren wir beide. Hast du dir wehgetan, als du aus der Hängematte gefallen bist?“
    „Mein Ego wird eine Zeitlang angekratzt sein. Sonst ist nichts passiert.“ Er lächelte. „Und ich habe nicht versucht, dich auf der Tanzfläche zu verführen, Bailey. Ich habe dich auf der Tanzfläche verführt.“
    Ihr Herzschlag setzte einen Moment lang aus. Er sah so umwerfend aus, wie er in der strahlenden Morgensonne vor ihr stand, ein wenig verknittert, das dichte dunkle Haar zerwühlt und die Lippen so sinnlich geschwungen. Keine lebendige Frau auf der Welt hätte dieser Anblick kalt gelassen.
    Und sie wusste, dass er es wusste.
    „Dein Ego scheint nach wie vor intakt zu sein.“
    „Du kannst mich jederzeit wieder aus der Hängematte werfen.“
    Jetzt lachte sie. „Ich bin froh, dass du nicht mehr sauer

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