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Der verborgene Stern

Der verborgene Stern

Titel: Der verborgene Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Vernunft!
    Er würde ihren Drachen erschlagen, koste es, was es wolle. Und danach würde er gegen alles kämpfen, was sich ihm in den Weg stellte. Auch wenn es sich dabei um Bailey selbst handelte.
    Er schlief ein und träumte von Drachen und schwarzen Rittern und einer Jungfrau mit goldenem Haar, die in einem hohen Turm saß und blaue Diamanten aus Stroh spann.
    Bailey träumte ebenfalls. Sie träumte von Gewitter und Terror und wie sie durch die Dunkelheit rannte, die Macht der Götter fest in Händen.

7. KAPITEL
    O bwohl sie schlecht geschlafen hatte, stand Bailey am nächsten Morgen bereits um sieben Uhr auf. Vermutlich besaß sie eine Art innere Uhr, die sie den Tag um eine bestimmte Zeit beginnen ließ. Sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. War es ein Zeichen für Spießigkeit oder für Disziplin? Wie auch immer, sie zog sich an, widerstand dem Wunsch, den Flur hinunterzulaufen und in Cades Zimmer zu spähen, und ging nach unten, um den Kaffee zu kochen.
    Sie wusste, dass er wütend war. Aber sie hatte keine Ahnung, wie sie mit dieser eisigen Wut umgehen sollte. Auf der Rückfahrt von Georgetown hatte er kein Wort mit ihr gesprochen, das Schweigen war aufgeladen gewesen mit Zorn und, wie sie vermutete, sexueller Frustration. Sie fragte sich, ob sie jemals zuvor einen Mann sexuell frustriert hatte, und schämte sich gleichzeitig für den leisen Triumph, den sie dabei verspürte.
    Abgesehen davon aber verblüffte und bestürzte sie Cades Launenhaftigkeit. Sie fragte sich, ob sie von Menschen etwa genauso wenig Ahnung hatte wie von ihrer eigenen Vergangenheit.
    Benahmen sich alle Männer so seltsam? Und wenn ja, wie sollte eine kluge Frau darauf reagieren? Sollte sie kühl und distanziert sein, bis er sich wieder beruhigt hatte? Oder war es besser, freundlich und locker auf ihn zuzugehen, so, als ob nichts geschehen wäre?
    Als ob er sie nicht mit seinem Kuss völlig überrumpelt hätte! Als ob er sie nicht angefasst hätte, als sei es sein gutes Recht, die größte Selbstverständlichkeit auf der Welt, ihren Körper in ein bebendes Häufchen Lust zu verwandeln! Wütend riss sie die Kühlschranktür auf. Wie zum Teufel sollte sie sich verhalten? Sie wusste ja nicht einmal, ob sie schon jemals zuvor so geküsst worden war oder ob sie je ein solches Verlangen gespürt hatte. Nur weil sie sich verlaufen hatte, musste sie nicht brav in jede Richtung gehen, die Cade ihr vorgab! Wenn er auf sein Bett deutete, erwartete er dann etwa auch, dass sie flugs hineinsprang?
    Nein, ganz sicher nicht! Sie war eine erwachsene Frau und vollkommen in der Lage, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Sie war weder dumm noch hilflos. Immerhin hatte sie es aus eigener Kraft geschafft, einen Detektiv anzuheuern, oder etwa nicht?
    Verdammt.
    Nur weil sie ihre sonst üblichen Regeln nicht kannte, hieß das noch lange nicht, dass sie keine hatte. Oder dass sie nicht hier und jetzt welche aufstellen konnte.
    Sie war kein Fußabtreter.
    Sie war keine Idiotin.
    Sie war kein Opfer.
    Sie knallte die Milchpackung auf die Küchentheke und starrte mit düsterem Blick aus dem Fenster. Pech für Cade, dass sie ihn genau in dem Moment in der Hängematte liegen sah, in dem ihre Wut ihren Höhepunkt erreicht hatte.
    Er hätte wohl nicht annähernd so friedlich geschlafen, hätte er gesehen, wie es in ihren Augen zu lodern begann. Kampfbereit stürmte sie hinaus, überquerte den Rasen und versetzte der Hängematte einen Stoß.
    „Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“
    „Was?“ Irritiert schoss er in die Höhe und klammerte sich hastig an die Hängematte, um das Gleichgewicht zu halten. „Was? Hast du wieder schlecht geträumt?“
    „Werd nicht frech!“ Sie gab der Hängematte einen weiteren Stoß, während er versuchte, sich aufzusetzen. „Ich treffe meine eigenen Entscheidungen, ich lebe mein eigenes Leben! Ich habe dich engagiert, damit du mir hilfst, herauszufinden, wer ich bin. Ich bezahle dich nicht fürs Schmollen, nur weil ich nicht gleich mit dir ins Bett hüpfe!“
    „Okay, okay.“ Er rieb sich die Augen, woraufhin es ihm endlich gelang, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. „Wovon zum Teufel sprichst du? Ich schmolle nicht, ich …“
    „Behaupte jetzt nicht, dass ich mir das einbilde!“, fuhr sie ihn an. „Schläfst im Garten wie ein Penner.“
    „Es ist mein Garten.“ Es ärgerte ihn, dass er das extra betonen musste. Noch mehr ärgerte es ihn, dass sie ihn einfach so aus dem Schlaf riss und ihn

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