Der verborgene Stern
könntest doch nicht einmal einen Kaugummi klauen.“
„Fakt ist, dass ich den Diamanten habe.“
„Ja, aber ist dir denn niemals in den Sinn gekommen, dass du ihn vielleicht zu beschützen versucht hast?“
„Beschützen? Wovor?“
„Vor dem, der sogar einen Mord begangen hat, um ihn zu bekommen. Vor dem, der dich auch getötet hätte, wenn du ihm nicht entkommen wärst. Und wenn es drei Diamanten gibt, dann weißt du höchstwahrscheinlich auch, wo sich die anderen befinden. Vielleicht beschützt du alle drei.“
„Wie denn?“
Er hatte da so eine Idee, aber er glaubte nicht, dass sie schon so weit war. „Daran werden wir noch arbeiten. Ich habe ein bisschen herumtelefoniert. Vor uns liegt ein anstrengender Tag. Morgen früh kommt die Phantomzeichnerin der Polizei vorbei. Außerdem habe ich mit einem Kurator vom Smithsonian Museum gesprochen, er wird sich gegen Mittag mit uns treffen.“
„Du hast an einem Feiertag einen Termin bekommen?“
„In diesem Fall waren der Name Parris und unser Familienvermögen ausnahmsweise mal eine Hilfe. Die Erwähnung einer kleinen Spende öffnet einem fast jede Tür. Und dann schauen wir, ob diese Boutique geöffnet hat und ob sich irgendjemand daran erinnert, dir ein grünes Kostüm verkauft zu haben.“
„Mehr können wir nicht tun?“
„Sweetheart, wir sind in der kurzen Zeit schon sehr weit gekommen.“
„Ja, ich weiß.“ Sie erhob sich und ging zum Fenster. Im Garten sang sich eine Drossel die Seele aus dem Leib. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin, Cade.“
„Den beruflichen Teil unserer Zusammenarbeit werde ich dir in Rechnung stellen“, bemerkte er schlicht. „Und für den Rest will ich keine Dankbarkeit.“
„Ich bin dir aber dankbar, ob du es nun hören willst oder nicht. Deinetwegen ist das alles hier erträglich. Mehr als das. Ich weiß nicht, wie oft du mich schon zum Lachen gebracht hast. Ich glaube, ohne dich wäre ich längst verrückt geworden.“
„Tja, sieh der Tatsache ins Auge: Mich wirst du nicht mehr los.“
„Du bist es gewohnt, zu bekommen, was du willst, oder?“, murmelte sie. „Ich frage mich, ob ich auch so bin. Es kommt mir nicht so vor.“
„Das ist etwas, das man lernen kann.“
Vermutlich hatte er recht. Es war nur eine Frage von Geduld, Ausdauer, Beharrlichkeit. Und vielleicht eine Frage des Willens. Sie wollte ihn, und sie wollte daran glauben, dass sie eines Tages hier stehen und der Drossel lauschen würde, während Cade draußen in der Hängematte lag. Das hier könnte einmal ihr gemeinsames Zuhause sein. Ihr gemeinsames Leben. Ihre Familie.
Wenn sie durchhielt.
„Ich möchte dir etwas versprechen.“ Einem inneren Impuls folgend, wandte sie sich zu ihm um. Er war alles, was sie wollte. Alles, was sie brauchte. Barfuss, in zerrissenen Jeans und mit etwas zu langem Haar, saß er vor ihr und sah sie aufmerksam an. „Wenn das alles hier vorbei ist, wenn wir alle Teile des Puzzles zusammengesetzt haben … wenn du mich dann immer noch willst, dann werde ich dich heiraten.“
Sein Herz setzte einen Schlag lang aus. Sehr vorsichtig stellte er seine Bierflasche ab und stand auf. „Sag mir, dass du mich liebst.“
Der Satz lag ihr auf der Zunge, wartete nur darauf, ausgesprochen zu werden. Doch sie schüttelte den Kopf. „Wenn alles vorbei ist und du alles über mich weißt, dann kann ich es dir sagen. Wenn du mich dann noch haben willst.“
„Keine Bedingungen, Bailey. Kein Wenn und Aber.“
„Mehr kann ich dir nicht geben, Cade. Mehr habe ich nicht.“
„Wir können am Dienstag nach Maryland fahren und dort heiraten. Wir könnten übermorgen verheiratet sein.“
Er sah es bereits vor sich. Wie sie beide, irrsinnig verliebt und trunken vor Glück, mitten in der Nacht einen Friedensrichter aus dem Bett klingelten. Wie sie händchenhaltend in einem kleinen privaten Wohnzimmer standen, die Frau des Friedensrichters am Klavier, ein alter Hund schnarchend zu ihren Füßen, während sie sich die ewige Treue schworen.
„In Maryland verlangen sie keinen Bluttest“, fuhr er fort. „Man muss nur ein paar Formulare ausfüllen, das ist alles.“
Er meinte es wirklich ernst. Es erschütterte sie, in seine dunklen Augen zu sehen, und zu wissen, dass er jedes Wort genau so meinte, wie er es sagte. Er wollte sie heiraten, so wie sie war. Er liebte sie.
Aber wie konnte sie das zulassen?
„Und welchen Namen soll ich in das Formular eintragen?“
„Das ist doch egal. Nimm halt meinen.“
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