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Der verbotene Fluss

Der verbotene Fluss

Titel: Der verbotene Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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geschlossenen Augen, um die aufsteigende Übelkeit zu unterdrücken.
    Mrs. Evans hatte eine erstaunliche Haltung bewiesen, als man sie herbeirief, damit sie die tote Frau, die sich am Haken der Deckenlampe erhängt hatte, identifizierte. Schließlich hatten weder Charlotte noch Mr. Ashdown Lady Ellen Clayworth persönlich gekannt.
    Keiner von ihnen kam auf den Gedanken, ins Wohnzimmer hinunterzugehen. Sie blieben reglos im kalten Treppenhaus des Turms stehen, als hielten sie Totenwache.
    »Aber wie …?«
    Er blickte hoch. »Tilly Burke. Sie muss gewusst haben, dass sie noch am Leben war. Womöglich hat sie sie sogar bei sich versteckt. Lady Ellen wusste, dass niemand das Gerede einer verrückten alten Frau ernst nehmen würde. Dabei steckte so viel Wahrheit darin!«
    »Ja.« Sie schloss flüchtig die Augen. »Und Nora muss ihr geholfen haben. Sie war Lady Ellen treu ergeben, hat mich angefleht, Dr. Pearsons Anschuldigungen nicht zu glauben. Und Tilly ist ihre Großmutter.« Charlotte sah ihn entsetzt an. »Sie war ständig in Emilys Nähe! Und ich habe es nicht gemerkt.«
    »Niemand hat es gemerkt«, erwiderte er schroff. Dann biss er sich auf die Unterlippe. »Wir müssen Sir Andrew telegrafieren.«
    »Wie soll man das in einem Telegramm sagen?«, fragte Charlotte beklommen.
    Er runzelte die Stirn. »Ich muss es versuchen. Aber das Postamt öffnet erst morgen früh. Und es geht jetzt kein Zug mehr nach London.« Dann schüttelte er den Kopf und atmete tief durch. »Sie ist tot. Lassen wir ihm diese wenigen Stunden, bevor …«
    Charlotte sah, wie er die Hände zu Fäusten ballte. Irgendetwas an seinen Reaktionen war seltsam. So entsetzlich der Anblick sein mochte, war ihm die Frau doch völlig fremd gewesen.
    »Ist … Sollen wir hinuntergehen? Sie sehen aus, als könnten Sie einen Whisky vertragen.«
    Superintendent Jones war ein kräftig gebauter Mann mit dichtem grauem Haar, der große Ruhe ausstrahlte. Nachdem er die Leiche in Augenschein genommen hatte, ließ er sich ebenfalls von Tom einen Whisky einschenken.
    »Verzeihen Sie, aber ich muss mich erst einmal fassen.« Er schaute von Mr. Ashdown zu Charlotte. »Das kommt – unerwartet, um es vorsichtig auszudrücken. Lady Ellen galt als tot, und jetzt das …«
    Er nahm einen großen Schluck und stellte das Glas nicht wieder ab, sondern behielt es in der Hand. Dann schaute er die beiden ernst an. »Ich glaube, Sie haben mir einiges zu erklären.«
    Sie berichteten abwechselnd über die Ereignisse in Chalk Hill und verschwiegen wie in einem geheimen Einverständnis nur die Vermutung, Lady Ellen habe ihre eigene Tochter krank gemacht.
    Als sie geendet hatten, schaute der Superintendent sie misstrauisch an, und Charlotte spürte, dass er die Lücken in ihrer Geschichte sehr wohl bemerkt hatte.
    »Meine Dame, mein Herr, eigentlich müsste ich mit Sir Andrew persönlich sprechen, bin mir aber der Tatsache bewusst, dass er heute nicht mehr zu erreichen ist. Wir werden die Leiche abnehmen und kühl lagern, bevor sie morgen vom Leichenbeschauer abgeholt wird.« Er hob die Hand. »Aber ich habe noch einige Fragen an die Familie, ohne die dieser Fall nicht abgeschlossen werden kann.«
    Charlotte räusperte sich. »Ich bin besorgt wegen des Schadens, den Emily Clayworth nehmen kann, wenn die ganzen Ereignisse bekannt werden. Sie hat schon viel gelitten, und …«
    »Die Polizei wird so diskret wie möglich vorgehen, Miss Pauly, aber es gibt Gesetze, an die wir uns halten müssen. Ein Selbstmord muss untersucht und restlos aufgeklärt werden, umso mehr, als die Verstorbene bereits seit fast einem Jahr als tot galt.«
    »Kann man die Presse heraushalten?«, fragte Mr. Ashdown, der am Kamin lehnte. »Im Interesse der Familie.«
    Superintendent Jones warf ihm einen interessierten Blick zu. »Das werden wir versuchen, aber ob es gelingt, kann ich nicht versprechen. Die offizielle Untersuchung wird sich nicht geheim halten lassen.« Er stellte das Glas ab und erhob sich.
    »Alles Weitere klären wir morgen. Zunächst werden wir die Tote abnehmen. Mrs. Evans soll uns einen Raum zeigen, in den wir sie legen können.«
    Die Haushälterin führte sie zu einem unbenutzten Zimmer im zweiten Stock, in dem nur ein Bett und ein Kleiderschrank standen. Dann schaute der Superintendent Mr. Ashdown auffordernd an. »Wenn ich Sie um Ihre Hilfe bitten dürfte, Sir.«
    Charlotte sah den beiden unschlüssig nach und entschied, im Wohnzimmer zu warten. Sie brachte es nicht über sich, ihr

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