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Der verbotene Fluss

Der verbotene Fluss

Titel: Der verbotene Fluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Goga
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anvertraut, wenn sie nicht zu Hause war. Sie hat mir auch schon mal eine Haarspange oder ein hübsches Band geschenkt, um mir eine Freude zu machen. Mit Sir Andrew hatte ich kaum Umgang, er war als Abgeordneter oft in London tätig.
    Emily war ein recht gesundes Baby, aber ab dem ersten Geburtstag wurde sie kränklich und hat uns oft Sorgen gemacht. Sie litt unter Fieber, Erbrechen, Krämpfen, Ausschlägen. Ihre Ladyschaft weigerte sich, eine Pflegerin einzustellen, und hat sich immer selbst um ihre Tochter gekümmert. Ich habe ihr dabei geholfen. Sie war die beste Mutter, die man sich nur vorstellen kann.
    In der Gegend wurde anfangs geredet, warum sie das alles macht und kein Personal dafür einstellt so wie andere Damen, aber für Lady Ellen war es selbstverständlich, dass sie ihr einziges Kind selbst pflegte.
    Emily hing sehr an ihrer Mutter und lief ihr überallhin nach. Sie weinte, wenn ihre Ladyschaft gesellschaftliche Verpflichtungen hatte, und so ging Lady Ellen immer seltener unter Menschen und blieb meist bei ihrer Tochter.
    Ob sie und Sir Andrew eine gute Ehe führten, kann ich nicht sagen, aber er hat ihr Verhalten nicht gutgeheißen, das weiß ich sicher. Es gab manchmal Streit zwischen ihnen. Ich wollte nicht lauschen, aber sie waren so laut dabei. Er verlangte, dass sie mit ihm nach London fuhr. Er wollte sich nicht immer ohne seine Ehefrau zeigen, aber ihre Ladyschaft bestand darauf, in Chalk Hill bei Emily zu bleiben. Sie litt darunter, wenn sie mit ihrem Mann Streit hatte, aber sie war am glücklichsten, wenn sie mit ihrer Tochter zusammen war.
    Sie kannte sich gut mit Heilmitteln und Medizin aus. Sie hatte sehr viele Bücher darüber gelesen, damit sie Emily richtig pflegen konnte. Dr. Pearson hat sie immer gelobt, weil sie sich so gut um Emily kümmerte und genau wusste, was zu tun war.
    Ja, Sir Andrew hat Dr. Pearson aus dem Haus gewiesen, aber das war viel später, wenige Monate vor Lady Ellens Unfall. Er sei unfähig und dürfe seine Tochter deshalb nicht mehr behandeln, hat Sir Andrew gesagt.
    Ja, ich habe es selbst gehört. Er hat behauptet – es ist furchtbar, ich mag es gar nicht erzählen –, dass Lady Ellen selbst ihre kleine Tochter krank gemacht hätte. So etwas habe ich noch nie gehört. Welche Mutter würde so etwas tun?
    Danach war nichts mehr wie früher. Sir Andrew ließ Lady Ellen nicht mehr mit Emily allein. Er bestand darauf, dass ich nachts bei ihr blieb, wenn er auf Reisen ging. Zu Mrs. Evans und den Hausmädchen sagte er, es strenge seine Frau zu sehr an, Emily zu pflegen. Also sollten sie aufpassen, dass sich nur Nora um sie kümmerte. Das war ganz schön gemein. Er hielt sie wie eine Gefangene in ihrem eigenen Haus. Sie wurde immer blasser und trauriger. Sie konnte nicht verstehen, weshalb er sie so grausam bestrafte.
    Manchmal ist sie zu meiner Großmutter nach Mickleham gegangen, die alle für verrückt halten. Aber sie sieht mehr als andere, das können Sie mir glauben. Lady Ellen kannte den Weg durch den Wald und über den Mole nach Mickleham, den hat sie immer genommen. Sie wollte nicht, dass jemand merkt, wohin sie geht. Sie hat Granny vertraut, schon als kleines Mädchen.
    Als Sir Andrew einmal aus London zurückkam, sagte er Lady Ellen, wie er sich entschieden hatte. Sie sollte Chalk Hill verlassen, er würde ihr ein Haus in der Nähe ihrer Schwester kaufen oder wo immer sie leben wollte. Aber auf keinen Fall in der Nähe von Dorking, nicht einmal in Surrey. Das hat sie mir selbst erzählt. Sie war verzweifelt. Er wolle sie verbannen, hat sie gesagt. Wenn sie nicht zustimmte, würde er sich scheiden lassen, und sie bekäme die Schuld. Und würde Emily nie wiedersehen.
    Sie hat mir nichts von ihrem Plan erzählt. Davon habe ich erst später erfahren. Ich habe wirklich geglaubt, sie ist tot. Dass sie sich umgebracht hat, auch wenn es eine schreckliche Sünde gegen Gott ist. Alle haben gesagt, es wäre ein Unfall gewesen, aber ich wusste es besser. Ich wusste, dass sie Angst vor ihrem Mann hatte und vor seinen Drohungen. Sie haben gesucht und gesucht und keine Leiche gefunden, aber Sie wissen ja, wie tückisch der Mole sein kann. Ruhig und friedlich, und dann auf einmal tritt er über die Ufer und reißt alles mit sich. Im letzten Frühjahr war er besonders reißend.
    Einmal im Monat besuche ich an meinem freien Nachmittag meine Granny, sie freut sich immer, mich zu sehen. Und als wir irgendwann im Sommer in ihrer Stube saßen, fing sie von Lady Ellen an zu

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