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Der verbotene Kuss

Der verbotene Kuss

Titel: Der verbotene Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laini Taylor
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blieb. Seine braunen Augen drückten Verblüffung aus, als der Blick zu den Schultern und zu den Knöcheln und schließlich zu ihrem Gesicht wanderte, während ihm die Röte in die Wangen stieg. Er stand einen Moment lang unbeweglich da und umklammerte einen Blumenstrauß, ehe er das Zimmer eilig durchquerte.
    »Ana …«, hauchte er. »Du siehst … hinreißend aus.« Er war aufgeregt und konnte sich kaum zurückhalten, auf ihre weißen Schultern zu starren. Anamique wollte mit ihm tanzen, weil er sie dann berühren würde. Sie wollte, dass er ihre Schultern mit beiden Händen umfasste und ihr ins Ohr flüsterte, wollte, dass seine Lippen sie berührten, damit ihr ganzer Körper zitterte wie Blütenblätter im Wind. Sie wollte, dass er sie küsste. In seinen Augen sah sie den Glanz, sah die Zukunft in ihnen, und sie hätte vor lauter Glück platzen können. Deshalb musste sie sich auf die Lippe beißen, damit sie nicht zu singen begann.
    Als sie sich auf die Unterlippe biss, huschte ein nervöses Flackern über James’ Augen. Sie legte ihm die Hand auf den Arm, blickte ihn an und fragte still mit den Augen: »Was ist denn los?«
    Was es auch sein mochte, er schüttelte es ab. »Ach, sieh mich nur einer an, da stottere ich herum wie ein Idiot! Du hast mir den Atem geraubt, Ana, meine Schönheit. Ich habe dir noch gar nicht zum Geburtstag gratuliert! Also, nun, herzlichen Glückwunsch. Und jetzt tanz mit mir!«
    Er nahm ihre Hand, führte sie zur Tanzfläche, und sie tanzten und tanzten den ganzen Abend. Um sie herum fand das Fest statt. Über ihren Köpfen hingen Girlanden, und die Gäste tranken und unterhielten sich, und Khitmutgars trugen Tabletts mit Kuchen umher, doch Anamique bemerkte von all dem nichts. Sie schloss die Augen und spürte, wie James’ Atem durch das feine Haar an ihrer Schläfe strich, und wenn er sich vorbeugte, um ihr etwas zuzuflüstern, fühlte sie einen Moment lang seine weichen Lippen an ihrem Ohrläppchen. Aber er sagte sehr wenig, und später am Abend fiel ihr auf, dass er sie heute kein einziges Mal zum Sprechen aufgefordert hatte.
    Er hatte ihr außerdem noch nicht gesagt, dass er sie liebte. Hin und wieder bemerkte sie ein sorgenvolles Funkeln in seinen Augen, häufiger jedoch sah sie eine Distanziertheit darin, als würde er sich mehr und mehr von ihr entfernen und irgendeinem düsteren Gedankenpfad folgen, der ihn fortführte von den beiden Leibern, die einander berührten.
    Eine entsetzliche Angst befiel sie. Vielleicht, fürchtete sie, hatte sie zu lange gewartet. Vielleicht hatte ihr exzentrisches Benehmen seinen Charme verloren und störte James nun. Oder langweilte er sich? Das Glück kann bei einem verliebten jungen Mädchen wechseln wie die Gezeiten, und genau das war nun bei Anamique der Fall. Es begann abzuebben und hinterließ ein bleiernes, elendes Gefühl, während sie tanzte, und dieses Elend wuchs nur weiter an, weil James nicht sofort begriff, was ihr klar wie Worte ins Gesicht geschrieben stehen musste. Tatsächlich schienen ganze Augenblicke zu verstreichen, in denen er sie praktisch vergaß.
    Woran, fragte sie sich, mochte er nur denken?
    Sie hob die Hand von seinem Arm und legte die Fingerspitzen sanft auf seine Wangen, wodurch sie ihn aus seiner Grübelei riss. Er sah sie an und entdeckte das Elend in ihren Augen. Ihm fiel die Kinnlade herunter. »Ana, bitte, schau mich nicht so traurig an«, sagte er. »Ich bin so dumm! Da halte ich das schönste Mädchen der Welt in den Armen und lasse meine Gedanken von solchem Unfug davontragen! Du bist doch alles, an das ich denken möchte.«
    Sie tanzten an der Verandatür vorbei, und er lenkte sie hindurch, hinaus ins Mondlicht, wo sie allein waren. Wirklich allein, zum allerersten Mal.
    James drückte die Tür zu, und Musik und Lachen drangen nur noch gedämpft zu ihnen heraus. Und obwohl sie nicht mehr weitertanzten, hielt er sie weiter an der Taille und zog sie sogar noch näher an sich heran, ganz fest an seinen Körper. Er berührte ihre Lippen mit seinen Fingerspitzen, runzelte die Stirn und suchte ihr Gesicht ab, als forsche er nach der Lösung eines Geheimnisses.
    Am liebsten hätte Anamique geschrien: »Was ist denn los?«, doch so leicht wollten die Worte nicht kommen. Sie fragte ihn mit den Augen.
    Zur Antwort holte James etwas aus der Tasche. Es handelte sich um ein kleines Samtschächtelchen, und als er es öffnete, sah Anamique einen winzigen Diamanten auf einem dünnen Goldreif. Sie hielt den Atem

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