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Der verbotene Schlüssel

Titel: Der verbotene Schlüssel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sich wieder zurück. Er wirbelte herum und eilte den Hang hinab. In sicherem Abstand zu den Bestohlenen, verharrte er einen Moment und drehte sich zu ihnen um. »… und die Uhr ist auch stehen geblieben. Deshalb kann ich sie anfassen, ohne ihr zu schaden. Jetzt bin ich der Erste in der Reihe. Ich werde für immer allein über Mekanis herrschen. Ach, was sage ich! Am besten kehre ich gleich das Innerste nach außen und mache mich zum König aller Welten!«
    Er wandte sich wieder dem Palast zu und rannte mit lautem »Alarm! Ergreift sie! Alarm! Ich will sie lebend!« auf das Hauptportal im Eingangsei zu.
    »Schnell weg hier, bevor die Leibgarde kommt«, stieß Theo hervor, fasste Sophia an der Hand und zog sie den Hang hinauf.
    Der Anstieg zum Rand des Kraters kostete viel Kraft. Für Sophia bedeutete es eine völlig neue Erfahrung, durch eine künstliche Natur zu marschieren. Gerade überquerten sie ein Stück mit verrosteten Felsen, an die sich große Flecken von Patinamoos klammerten. Sie sah Zinkdisteln, karge Drahtsträucher, aber auch blühenden Bronzeginster und Krüppelkiefern aus demselben Material. Außerdem entdeckte sie eine automatische Hornisse, allerlei Vogelarten, einen Magnetfuchs, mechanische Eidechsen, automatische Schlangen und sogar eine Brünierte Riesenschildkröte. Irgendwie kam sie sich vor wie Charles Darwin bei der Erkundung der Galapagosinseln, nur dass sie zu anderen Schlüssen kam als er. Nicht der Zufall war hier am Werk gewesen, sondern ein zielstrebig arbeitender Geist. Ein Geist, der Gefühle für etwas Gefährliches und mechanischen Gehorsam für das höchste Ideal ansah, hatte diese Welt erschaffen.
    Als sie den Rand des Trichtertals erreichten, erscholl unter ihnen ein Hornsignal. Oros hatte endlich seine Wachen alarmiert. Von nun an würde er Jagd auf sie machen.
    »Meinst du, er hetzt uns Pandinen auf den Hals?«, fragte Sophia besorgt.
    »Im freien Gelände bevorzugt er Dreifach Gehörnte Automanten«, antwortete Theo. Er zog seinen Rückenhorndolch aus der Seitentasche ihres Rucksacks und klemmte ihn sich in den Hosengürtel.
    »Soll mich das beruhigen?«
    »Wie man’s nimmt. Ich habe noch nie eine Pandine auf meine Seite ziehen können, einen Automanten dagegen schon.«
    »Danke, jetzt geht’s mir gleich viel besser.«
    Er deutete zu einem nahe gelegenen Waldstück. »In den Zinnen und Bronzeeichen finden wir bestimmt ein Versteck.«
    Kaum waren sie in das metallische Gehölz eingedrungen, erschienen die Verfolger am Kraterrand. Der Boden bebte unter ihren Hufen. Sophia sank das Herz. Es waren tatsächlich Automanten.
    »Schneller!«, keuchte Theo. Offenkundig war er wie sie schon fast am Ende seiner Kräfte. Trotzdem hetzten beide weiter.
    Immer tiefer drangen sie ins Unterholz ein. Als sie eine Waldlichtung erreichten, war es hinter ihnen still geworden.
    Sophia ließ sich auf einen Baumstamm nieder, den der Rost zu Fall gebracht hatte. Sie japste erst einmal nach Luft, ehe sie zu Stimme kam. »Meinst du, wir haben sie abgehängt?«
    Er setzte sich neben sie. »Zumindest vorübergehend. Bist du in Ordnung?«
    Seine Besorgtheit tat ihr gut. Sie lächelte. »Ich bin okay.«
    »Warum sagst du es dann nicht?«
    Sophia schüttelte den Kopf. Sie war einfach zu erschöpft, um ihm zu erklären, warum junge Menschen die eigene Sprache manchmal mieden wie den abgetragenen Pullover der älteren Schwester.
    »Du hast dich im Uhrenturm wacker geschlagen, Sophia. Als Mime bist du wirklich unglaublich.«
    Sie verzog das Gesicht. »Das war nichts im Vergleich zu dir.«
    »Ich musste mich nicht besonders verstellen.«
    Sophia sah ihn von der Seite her an. »Na ja, das war ja wohl nicht ernst gemeint, was du in der Glockenkammer über mich gesagt hast …«
    »Welchen Teil meinst du?«
    »Die Sache mit dem ›feenhaften Wesen‹ zum Beispiel.« Sie verdrehte theatralisch die Augen, als sie seine Worte wiederholte.
    »Das war ernst gemeint. Du bist für mich wirklich das Schönste, was mir je zugestoßen ist.«
    Sophia starrte ihn an.
    »Meine Mutter natürlich ausgenommen.«
    Sie lachte. »Ich kann dich ja adoptieren.«
    Er runzelte die Stirn.
    Sophia wich seinem hypnotisierenden Blick aus und beschäftigte sich intensiv mit ihren Fußspitzen. »Du hast auch gesagt, mit mir die Ewigkeit zu teilen, wäre wunderbar. Das fand ich so süß!«
    Theo leckte sich mit der Zunge die Lippen und nickte. »Ich auch. Anscheinend ist Oros darauf reingefallen.«
    Sie räusperte sich. »Äh … Ja.« Ihr

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