Der verbotene Turm - 11
dann zu erleben, wie sie erwachte und von mir in die Arme irgendeines Mannes floh. Oder wie Hilary mit jedem zunehmenden Mond die Qualen einer verdammten Seele erleiden musste. Es war keine Selbstsucht, Damon! Es war nicht nur mein Verlangen, mein Amt niederzulegen und ausruhen zu k ö nnen! Ich liebte sie, wie ich Hilary niemals geliebt habe. Ich wusste, sie w ü rde nicht versagen, aber ich f ü rchtete, sie sei zu stark, um nachzugeben, sollte sie auch ebenso leiden m ü ssen wie Hilary – und wie ich, Damon! –, ein langes Jahr nach dem anderen. Deshalb ersparte ich ihr das, wie es mein Recht war. Herausfordernd setzte sie hinzu. Ich war ihre Bewahrerin!
Und du nahmst ihr das Recht, selbst zu w ä hlen!
Keine Comyn-Frau kann w ä hlen. Leonie fl ü sterte beinahe. Nicht wirklich. Auch ich habe nicht selbst den Entschluss gefasst, Bewahrerin zu werden oder in einen Turm zu gehen. Ich war eine Hastur, und es war meine Bestimmung, ebenso wie es die Bestimmung meiner Spielgef ä hrtinnen war, zu heiraten und ihren Clans S ö hne zu geb ä ren. Und es ist nicht unwiderruflich. In meiner Kindheit kannte ich eine Frau, die auf diese Weise behandelt worden war, und sie sagte mir, es sei r ü ckg ä ngig zu machen. Sie sagte mir, es sei gesetzlich, w ä hrend die Neutrierung ungesetzlich ist. Der Sinn ist, dass Frauen aus dem Turm zur ü ckgefordert werden k ö nnen, wenn ihre Eltern sie f ü r eine dieser dynastischen Heiraten, die dem Comyn-Herzen so teuer sind, brauchen. Die Geb ä rf ä higkeit einer Comyn-Tochter muss auf jeden Fall erhalten bleiben!
Aber wie ist es r ü ckg ä ngig zu machen? , dr ä ngte er. Callista kann so nicht weiterleben. Sie ist weder Bewahrerin noch frei.
Ich weiß es nicht , gestand Leonie. Als es geschah, dachte ich nicht daran, dass es jemals ungeschehen gemacht werden m ü sse, und deshalb habe ich keine Vorbereitungen f ü r diesen Tag getroffen. Aber ich war froh – soweit mich ü berhaupt etwas froh machen kann –, als Callista mir zu verstehen gab, ich h ä tte weniger Erfolg gehabt, als ich glaubte. Wieder teilten Leonie und Damon die kurze Vision von Callista in Andrews Armen, als sie von Corresanti davonritten. Aber jetzt sieht es so aus, als habe sie sich geirrt , stellte Damon fest.
Leonie sah verh ä rmt und ersch ö pft aus. Damon, Damon, lass sie zu uns zur ü ckkehren! Ist es denn etwas Schlimmes, dass sie Lady von Arilinn sein soll? Warum soll sie das aufgeben, um die Ehefrau irgendeines Terranan zu sein und seine Halbblutb ä lger zu geb ä ren? Damon antwortete mit bebender Stimme: Wenn es ihr Wunsch w ä re, die Lady von Arilinn zu sein, w ü rde ich mein Leben f ü r ihr Recht auf diese Stellung einsetzen. Aber sie hat eine andere Wahl getroffen. Sie ist die Frau eines ehrenwerten Mannes, den ich mit Stolz Bruder nenne, und ich will nicht, dass ihr Gl ü ck zerst ö rt wird. Und selbst wenn Andrew nicht mein Freund w ä re, w ü rde ich Callistas Recht verteidigen, sich ihr Leben so einzurichten, wie sie will. Sie soll den Titel > Lady von Arilinn < ablegen, wenn sie es w ü nscht, um die Frau eines K ö hlers im Wald zu werden oder das Schwert zu ergreifen wie Lady Bruna, ihre Vorfahrin, und an Stelle ihres Bruders die Garde zu kommandieren! Es ist ihr Leben, Leonie, nicht meins oder deins!
Leonie bedeckte ihr Gesicht mit den H ä nden. Ihre Stimme klang erstickt. Dann sei es. Sie soll die Wahl haben, obwohl ich keine hatte und du auch nicht. Sie soll das w ä hlen, was ihr M ä nner von Darkover als das einzige f ü r eine Frau passende Leben anseht! Und ich bin es, die f ü r ihre Wahl leiden muss. Ich muss meine Last weiterschleppen, bis Janine alt und stark genug ist, sie mir abzunehmen. Ihr Gesicht war so alt und verbittert, dass Damon vor ihr zur ü ckwich.
Fr ü her einmal mochte sie gew ü nscht haben, ihr Amt niederzulegen. Aber jetzt hatte sie nichts anderes mehr. Ihr bedeutete es viel, Macht ü ber Leben und Tod der armen Teufel zu haben, die sich dem Turm weihten, und auch, dass Callista zu ihr kommen und um etwas betteln musste, das ihr von Rechts wegen zustand.
Mit harter Stimme erkl ä rte er: Das Gesetz sieht die Freigabe einer Bewahrerin vor. Ich habe dich sagen geh ö rt, die B ü rde einer Bewahrerin sei zu schwer, als dass sie ohne innere Zustimmung getragen werden k ö nne. Und es ist immer so gewesen, dass eine Bewahrerin entlassen wird, wenn sie ihre Arbeit nicht mehr ohne Gefahr verrichten kann. Es stimmt, dass du als Bewahrerin nur deinem
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