Der verbotene Turm - 11
geben, von Serrais herzukommen, wenn sie es w ü nschten.
Am Abend vor der Hochzeit lagen die Zwillingsschwestern noch lange wach. Sie waren in dem Zimmer, das sie als Kinder geteilt hatten, bevor Callista nach Arilinn ging. Endlich sagte Ellemir ein wenig traurig: Ich hatte mir immer vorgestellt, an meinem Hochzeitstag werde es ein großes Festessen geben und feine Kleider, und alle unsere Verwandten w ü rden mit uns feiern. Stattdessen ist es eine hastige Sache mit ein paar Landleuten. Nun, wenn ich Damon zum Mann bekomme, kann ich auf all das andere verzichten, aber trotzdem .
Mir tut es auch Leid, Elli, ich weiß, es ist meine Schuld , antwortete Callista. Du heiratest einen Comyn-Lord von der RidenowDom ä ne, und so gibt es keinen Grund, warum du nicht durch di Catenas verheiratet werden solltest, mit allen Feiern und Lustbarkeiten, die du dir w ü nschen kannst. Andrew und ich haben dir das verdorben. Eine Comyn-Tochter konnte nicht ohne Erlaubnis des Comyn-Rates di Catenas, nach der alten Zeremonie, heiraten, und Callista wusste, es bestand nicht die geringste Aussicht, dass der Rat sie einem Fremden, einem Niemand – einem Terraner geben w ü rde. Deshalb hatten sie die schlichtere Form gew ä hlt, die als FreipartnerHochzeit bekannt war. Dazu gen ü gte eine einfache Erkl ä rung vor Zeugen.
Ellemir h ö rte die Traurigkeit aus ihrer Schwester Stimme heraus und meinte: Nun, wie Vater so gern sagt, die Welt wird gehen, wie sie will, und nicht, wie du oder ich es gern h ä tten. Damon hat versprochen, dass wir zum n ä chsten Ratstreffen nach Thendara reisen, und dort wird es genug Lustbarkeiten f ü r jeden geben. Und bis dahin , setzte Callista hinzu, hat meine Ehe mit Andrew schon so lange bestanden, dass niemand mehr etwas daran andern kann.
Ellemir lachte. Und ich h ä tte Pech, wenn ich dann ein Kind erwartete und die Feste nicht genießen k ö nnte! Das heißt, nat ü rlich betrachte ich es nicht als Pech, wenn ich Damons Kind sofort bek ä me.
Callista schwieg. Sie dachte an die Jahre im Turm, wo sie ohne Bedauern, weil sie nichts davon wusste, alle Dinge beiseite geschoben hatte, von denen ein junges M ä dchen tr ä umt. Da sie diese Dinge nun in Ellemirs Stimme h ö rte, fragte sie z ö gernd: M ö chtest du sofort ein Kind?
Wieder lachte Ellemir. O ja! Du nicht?
Ich habe nicht dar ü ber nachgedacht , antwortete Callista langsam. Es waren so viele Jahre, in denen Gedanken an Ehe oder Liebe oder Kinder mir fern lagen . Ich vermute, Andrew wird fr ü her oder sp ä ter Kinder haben wollen, aber mich d ü nkt, ein Kind sollte ich f ü r mich selbst w ü nschen, nicht weil es meine Pflicht gegen ü ber unserm Clan ist. In der Zeit im Turm habe ich immer nur an die Pflichten gegen ü ber anderen gedacht, und jetzt glaube ich, ich muss ein wenig Zeit haben, nur an mich zu denken. Und an . an Andrew.
Das war f ü r Ellemir verwirrend.
Wie konnte eine Frau an ihren Mann denken, ohne dass ihr Wunsch, ihm ein Kind zu schenken, im Vordergrund stand? Aber sie sp ü rte, dass es bei Callista anders war. Jedenfalls, dachte sie mit unbewusstem Hochmut, war Andrew kein Comyn; es war nicht besonders wichtig, ob Callista ihm gleich einen Erben gebar. Vergiss nicht, Elli, ich habe so viele Jahre geglaubt, ich werde uberhaupt nicht heiraten .
Ihre Stimme war so traurig und seltsam, dass Ellemir es nicht ertragen konnte. Sie sagte: Du liebst Andrew, und du hast deine Wahl aus freiem Willen getroffen , aber es deutete sich darin eine Frage an. Hatte Callista sich entschlossen, ihren Retter zu heiraten, nur weil dies das Einfachste zu sein schien?
Callista folgte dem Gedanken und erkl ä rte: Nein, ich liebe ihn. Ich liebe ihn mehr, als ich dir sagen kann. Aber es gibt da ein altes Sprichwort, von dem ich erst heute weiß, wie wahr es ist: Keine Wahl bleibt ganz ohne Reue. Jede Entscheidung wird an Freude und Leid mehr bringen, als wir vorhersehen k ö nnen. Mein Leben kam mir unver ä nderbar vor und bereits klar geregelt. Ich w ü rde Leonies Platz in Arilinn ü bernehmen und dort dienen, bis der Tod oder das Alter mich von der Last befreite. Und das schien mir auch ein gutes Leben zu sein. Liebe, Heirat, Kinder – das waren nicht einmal Tagtr ä ume f ü r mich!
Ihre Stimme zitterte. Ellemir stand auf und setzte sich zu ihrer Schwester auf die Bettkante. In der Dunkelheit ergriff sie ihre Hand.
Callista machte eine unbewusste, automatische Bewegung, um die Hand wegzuziehen, und dann sagte sie kl ä glich
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