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Der verbotene Turm - 11

Der verbotene Turm - 11

Titel: Der verbotene Turm - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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tten schaffen k ö nnen. Ehe er sie je in Fleisch und Blut erblickt hatte, liebte er sie schon, liebte sie f ü r ihren Mut angesichts des Entsetzens, f ü r alles, was sie gemeinsam durchgestanden hatten.
    Jetzt begann er, sie auch ä ußerer Dinge wegen zu lieben, f ü r ihre Anmut, ihre s ü ße Stimme, ihren Charme und ihren schnellen Verstand. Sie konnte sogar ü ber ihre augenblickliche frustrierende Trennung scherzen, was mehr war, als Andrew fertig brachte. Er liebte auch die Sanftmut, mit der sie jeden behandelte, angefangen von ihrem Vater, der verkr ü ppelt und oft missgelaunt war, bis zum j ü ngsten und ungeschicktesten Hausm ä dchen.
    Auf etwas war er nicht vorbereitet gewesen, und zwar die M ü he, die es ihr machte, sich auszudr ü cken. Trotz ihres scharfen Verstandes und ihrer Schlagfertigkeit fand sie es schwierig, von Dingen zu sprechen, die wichtig f ü r sie waren. Er hatte gehofft, sie k ö nnten miteinander frei ü ber die Schwierigkeiten diskutieren, denen sie gegen ü berstanden, ü ber die Art ihrer Schulung im Turm, die Methoden, mit denen sie gelehrt worden war, niemals auf sexuelles Begehren zu reagieren. Aber ü ber dies Thema schwieg sie sich aus, und bei den wenigen Gelegenheiten, als Andrew versuchte, sie zum Sprechen zu bringen, wandte sie ihr Gesicht zur Seite, begann zu stammeln und verstummte, und ihre Augen f ü llten sich mit Tr ä nen.
    Er fragte sich, ob die Erinnerung so schmerzhaft war, und von neuem erf ü llte ihn Entr ü stung ü ber die barbarische Art, mit der man das Leben einer jungen Frau deformiert hatte. Er hoffte, eines Tages werde sie sich frei genug f ü hlen, dar ü ber zu sprechen; ihm fiel nichts ein, was ihr h ä tte helfen k ö nnen, den Zwang abzusch ü tteln. Im Augenblick wartete er, denn er wollte sie zu nichts zwingen, nicht einmal zum Sprechen, wenn es ihr unangenehm war.
    Wie sie es vorhergesehen hatte, war es nicht leicht, ihr so nah und doch so fern zu sein. Sie schliefen im gleichen Zimmer, obwohl sie das Bett nicht teilten, und er sah sie am Morgen verschlafen und rosig und sch ö n in ihren Kissen. Er sah sie halb angezogen, das Haar uber die Schultern h ä ngend – und wagte doch nicht mehr als eine ganz beil ä ufige Ber ü hrung. Seine Frustration nahm seltsame Formen an. Einmal, als sie im Bad war, hatte er – er kam sich wie ein Trottel vor und konnte doch nicht widerstehen – ihr Nachtgewand genommen, es leidenschaftlich an die Lippen gepresst und den Duft ihres K ö rpers und des zarten Parf ü ms, das sie benutzte, eingeatmet. Ihm war schwindelig, und er sch ä mte sich, als habe er eine unaussprechliche Perversion begangen. Als sie zur ü ckkam, konnte er sie nicht ansehen, denn ihre Gedanken lagen offen voreinander da, und sie wusste, was er getan hatte. Er war ihren Augen ausgewichen und schnell weggegangen, nicht f ä hig, das in ihrem Gesicht zu sehen, was er sich einbildete: Verachtung – oder Mitleid.
    Er ü berlegte sich, ob es ihr lieber w ä re, wenn er anderswo schliefe, aber als er sie fragte, antwortete sie sch ü chtern: Nein, ich habe es gern, wenn du in meiner N ä he bist. Dann dachte er wieder, dass diese Intimit ä t, mochte sie auch nichts Sexuelles an sich haben, vielleicht der notwendige erste Schritt zu Callistas Wiedererweckung war.
    Vierzig Tage nach der Hochzeit wurden die hohen Winde und Schneegest ö ber von schwerem Schneefall abgel ö st, und Andrew verbrachte Tag f ü r Tag seine ganze Zeit damit, die Pferde und anderen Tiere f ü r den Winter zu versorgen. An gesch ü tzten Stellen musste den Tieren zug ä ngliches Futter gestapelt werden, und er ritt in die Hochlandt ä ler zu den Hirten, deren Unterk ü nfte er inspizierte und mit Vorr ä ten ausstattete. Tage hintereinander war er draußen. Die Tage verbrachte er im Sattel und die N ä chte unter Schutzd ä chern im Freien oder auf einem der verstreuten H ö fe, die Teil des großen Gutes waren.
    In dieser Zeit ging ihm auf, wie klug Dom Esteban gewesen war, als er auf den Hochzeitsschmaus bestand. Damals war Andrew ä rgerlich auf seinen Schwiegervater gewesen, dass er es nicht bei einer stillen Feier bewenden ließ, denn die Eheschließung w ä re mit einem oder zwei Zeugen auch legal gewesen. Aber diese Nacht der dummen Streiche und derben Witze hatte ihn zu einem der Landleute gemacht. Jetzt war er kein Fremder von Nirgendwo mehr, sondern Dom Estebans Schwiegersohn, ein Mann, den zu verheiraten sie mitgeholfen hatten. Das hatte ihm Jahre des

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