Der verbotene Turm - 11
Bem ü hens erspart, sich einen Platz unter ihnen zu erobern.
Andrew erwachte eines Morgens und h ö rte das Prasseln des Schnees gegen das Fenster. Der erste Sturm des Winters hatte eingesetzt. Heute konnte er nicht hinausreiten. Er lag da und lauschte dem Wind, der um das alte Haus jammerte, und im Geist ging er noch einmal durch, in welchem Zustand die sich unter seiner Obhut befindlichen Tiere befanden. Diese Zuchtstuten auf der Weide unter den Zwillingsgipfeln – dort war Futter genug an windgesch ü tzten Stellen gelagert, und ein Bach, der nie vollst ä ndig zufror, wie ihm der alte Pferdemeister erz ä hlt hatte –, die Stuten also w ü rden recht gut zurechtkommen. Er h ä tte die jungen Hengste aus der Herde aussondern sollen – es konnte zu K ä mpfen kommen –, aber jetzt war es zu sp ä t.
Vor dem Fenster war graues Licht, das durch einen weißen Schleier aus Schnee fiel. Heute w ü rde es keinen Sonnenaufgang geben. Callista lag still in ihrem schmalen Bett auf der anderen Seite des Zimmers, den R ü cken ihm zugedreht, so dass er nur die Z ö pfe auf ihrem Kissen sehen konnte. Sie und Ellemir waren so unterschiedlich, Ellemir am fr ü hen Morgen immer wach und munter, Callista in festem Schlaf, bis die Sonne hoch am Himmel stand. Bald w ü rde er Ellemir in der anderen H ä lfte der Suite herumwirtschaften h ö ren, aber jetzt war es auch daf ü r noch zu fr ü h.
Callista schrie im Schlaf auf. Es war ein Schrei voller Angst und Entsetzen. Wieder ein Albtraum von der Zeit, als sie Gefangene der Katzenwesen gewesen war? Mit einem großen Schritt war Andrew neben ihr, aber sie setzte sich auf, pl ö tzlich v ö llig wach, und starrte an ihm vorbei, das Gesicht leer vor Schrecken.
Ellemir! , rief sie und rang nach Atem. Ich muss zu ihr! Und ohne ein Wort oder einen Blick f ü r Andrew glitt sie aus dem Bett, riss einen Morgenrock an sich und rannte in den Mittelteil der Suite.
Andrew sah ihr beunruhigt nach. Er dachte an die Verbindung zwischen Zwillingen. Des telepathischen Bandes zwischen Ellemir und ihrer Schwester war er sich vage bewusst, aber selbst Zwillinge respektierten die Privatsph ä re des anderen. Wenn Ellemirs Verzweiflungsruf Callistas Geist erreicht hatte, musste er durchdringend gewesen sein. Voll Sorge begann er sich anzukleiden. Er schn ü rte sich seinen zweiten Stiefel zu, als er Damon im Wohnzimmer der Suite h ö rte. Er ging hinaus zu ihm, und Damons l ä chelndes Gesicht verjagte seine ä ngste.
Du musst dir Sorgen gemacht haben, als Callista so schnell hinauslief. Ich glaube, Ellemir hatte f ü r einen Augenblick auch Angst, doch haupts ä chlich war sie ü berrascht. Viele Frauen haben ü berhaupt nicht darunter zu leiden, und Ellemir ist so gesund – aber ich glaube, von diesen Dingen weiß kein Mann viel.
Dann ist sie nicht ernstlich krank?
Wenn sie es ist, wird es mit der Zeit von selbst wieder gut werden , lachte Damon, wurde aber schnell wieder ernst. Nat ü rlich, zurzeit geht es ihr schlecht, dem armen M ä dchen. Ferrika sagt jedoch, diese Phase wird in zehn oder zw ö lf Tagen ü berwunden sein. Ich habe Ellemir Ferrikas Dienstleistungen und Callistas Trost ü berlassen. Es ist wenig, was ein Mann jetzt f ü r sie tun kann. Andrew wusste, dass Ferrika die Hebamme des Gutes war, und nun war ihm klar, was Ellemirs Unp ä sslichkeit zu bedeuten hatte. Entspricht es Brauch und Sitte, dir zu gratulieren?
V ö llig. Damons Gesicht leuchtete. Aber noch mehr entspr ä che es Brauch und Sitte, Ellemir zu gratulieren. Sollen wir hinuntergehen und Dom Esteban erz ä hlen, dass er einige Zeit nach Mitsommer ein Enkelkind zu erwarten hat?
Esteban Lanart war entz ü ckt ü ber die Neuigkeit.
Dezi bemerkte mit boshaftem Grinsen: Ich sehe, ihr seid alle ganz versessen darauf, euren ersten Sohn genau nach Plan zu produzieren. Hast du dich dem Kalender, den Domenic f ü r dich machte, wirklich so verpflichtet gef ü hlt, Verwandter?
Einen Augenblick lang dachte Andrew, Damon werde Dezi seine Tasse ins Gesicht werfen, aber Damon beherrschte sich. Nein, ich hatte ganz im Gegenteil gehofft, Ellemir seien ein oder zwei von solchen Sorgen freie Jahre geg ö nnt. Es ist ja nicht so, als ob ich Erbe einer Dom ä ne w ä re und einen Sohn dringend brauchte. Aber sie wollte sofort ein Kind, und die Entscheidung dar ü ber stand ihr zu.
Das sieht Elli ä hnlich. Dezi ließ die Bosheit sein und l ä chelte. Sie hat jedes Baby, das auf diesem Gut geboren wird, in ihren Armen, bevor es
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