Der verbotene Turm - 11
identifizieren k ö nnen. Aus irgendwelchen Gr ü nden – ich vermute, einfach, weil es Brauch ist – bekommt man auf einer Reise sonst fast nichts anderes als hartes Brot, gerolltes Trockenfleisch, Trockenobst, N ü sse und dergleichen mit. Er sah Andrew zu, der sich Scheiben von dem Brot abschnitt und mit dem Fleisch ein kunstgerechtes Sandwich herstellte. Das sieht gut aus, ich glaube, das versuche ich auch. Und – h ö ren die Wunder ü berhaupt nicht auf! – sie hat uns frische ä pfel aus dem Keller eingepackt. Sieh sich einer das an! Mit Appetit biss er in ein H ü hnerbein. Mir ist nie eingefallen, einen Einwand gegen die ü bliche Reiseverpflegung zu erheben, und Elli h ä tte nie daran gedacht, mich zu fragen, was ich gern h ä tte! Vielleicht k ö nnen wir auf unserer Welt ein paar neue Ideen gut gebrauchen!
Dann wurde er wieder ernst. Gedankenverloren sah er Andrew beim Essen von Fleisch und Brot zu. Er selbst hatte h ä retische Gedanken ü ber Matrix-Arbeit außerhalb der T ü rme gehabt. Es m ü sste ein Weg gefunden werden. Aber wenn er das Leonie vortrug, w ü rde sie sich so aufregen, als lebte man noch in den Tagen Regis des Vierten.
Nat ü rlich wusste sie, dass er eine Matrix benutzte. Jede auf einen Comyn-Telepathen abgestimmte legitime Matrix wurde mit den großen Schirmen im Turm von Arilinn ü berwacht. Es war ihnen dort m ö glich, Damon ü ber seine Matrix zu identifizieren – und Dezi auch und vielleicht, obwohl sich Damon nicht ganz sicher war, sogar Andrew.
Falls jemand die Schirme beobachtet hatte. Bei dem herrschenden Mangel an Telepathen war selten einer f ü r so unwichtige Aufgaben wie das ü berwachen der Matrix-Schirme frei. Wahrscheinlich hatte niemand etwas gemerkt. Aber die Monitorschirme waren da, und die ü berwachung jeder einzelnen Matrix auf Darkover entsprach dem Gesetz. Selbst Menschen wie Domenic, die auf Laran getestet worden waren und eine Matrix erhalten hatten, konnten auf diese Weise aufgesp ü rt werden, auch wenn sie die Matrix nie benutzten.
Das war ein weiterer Grund f ü r Damons ü berzeugung, ein so begabter Telepath wie Dezi d ü rfe nicht verschwendet werden. Selbst wenn seine Pers ö nlichkeit ungeeignet f ü r die Intimit ä t eines MatrixKreises war – und Damon wollte gern zugeben, dass mit Dezi schwer auszukommen war –, konnte er immer noch als Schirm ü berwacher eingesetzt werden.
Ich bin heute voll von H ä resien, dachte er ironisch. Wer bin ich, dass ich die Entscheidungen Leonies von Arilinn in Frage stelle?
Er aß sein H ü hnerbein auf und beobachtete gedankenverloren den Terraner. Andrew hatte zu einem Apfel gegriffen. Sein Blick hing an der fernen Bergkette.
Er ist mein Freund. Und doch kommt er von einem Stern so weit entfernt, dass ich ihn des Nachts nicht am Himmel sehen kann. Schon allein die Tatsache, dass es ü berall im Universum Welten wie unsere gibt, wird auf diesem Planeten Ver ä nderungen hervorrufen.
Auch er sah nun zu den Bergen hin und dachte: Ich will nicht, dass sich unsere Welt ver ä ndert, und dann lachte er tr ü bselig ü ber sich selbst. Hier saß er und ü berlegte sich M ö glichkeiten, wie der Gebrauch der Matrix-Steine auf Darkover umgestaltet und das bestehende System, nach dem auf vor Generationen festgelegte Weise die alten Matrix-Wissenschaften dieser Welt bewacht wurden, reformiert werden k ö nne.
Er sagte: Andrew, warum bist du hier? Auf Darkover?
Andrew zuckte die Schultern. Eigentlich durch Zufall. Es war ein Job. Und dann sah ich eines Tages Callistas Gesicht – und da bin ich.
Das meine ich nicht , erwiderte Damon. Warum seid ihr hier? Was hat Terra mit unserer Welt vor? Darkover ist kein reicher Planet, den man ausbeuten kann. Ich weiß genug ü ber euer Imperium, um mir zu sagen, dass die meisten Welten, auf denen Terraner sich festsetzen, etwas zu bieten haben. Warum Darkover? Es ist eine Welt mit nur geringen Schwermetallvorkommen, eine isolierte Welt mit einem Klima, das eure Leute bestimmt unwirtlich finden. Was wollen die Terraner von uns?
Andrew schlug die H ä nde um die Knie. Auf meiner Welt gibt es eine alte Geschichte. Jemand fragte einen Entdecker, warum er einen Berg besteigen wolle. Und alles, was er antwortete, war: >Weil er da ist!<
Das scheint mir kaum ein ausreichender Grund zu sein, einen Raumhafen zu bauen , meinte Damon.
Ich weiß den wirklichen Grund nicht. Zum Teufel, Damon, ich bin kein Imperiumsgr ü nder. Ich w ä re viel lieber auf Dad‘s Pferderanch
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