Der verbotene Turm - 11
w ä re und sich bet ä tigt h ä tte, konnte er sich nicht mit schwerer Arbeit ablenken. Solange der Blizzard w ü tete, ließ sich nichts machen. Ein paar Diener versorgten durch unterirdische Tunnel die Reitpferde und die K ü he, die die Milch f ü r den Haushalt lieferten. Ein paar G ä rtner k ü mmerten sich um die Gew ä chsh ä user. ü ber all das hatte Andrew offiziell die Aufsicht, aber es gab nichts f ü r ihn zu tun.
Ohne Callista, sagte er sich, gab es wirklich nichts, was ihn hier hielt, und seit dem Fiasko war er mit Callista auch nicht f ü r einen Augenblick allein gewesen. Damon hatte darauf bestanden, dass Ellemir bei ihr schlief. Callista d ü rfe niemals, auch im Schlaf nicht, das Gef ü hl haben, allein zu sein, und ihre Zwillingsschwester sei f ü r diese Aufgabe geeigneter als jeder andere.
Ellemir hatte sie unerm ü dlich Tag und Nacht gepflegt. Einerseits war Andrew dankbar f ü r Ellemirs z ä rtliche F ü rsorge, da er jetzt so wenig f ü r Callista tun konnte. Aber andererseits war er ungl ü cklich dar ü ber, ungl ü cklich ü ber seine Isolierung, und er nahm es ü bel, dass dadurch betont wurde, ein wie d ü nner Faden ihn an Callista band.
Wie gern h ä tte er f ü r sie gesorgt, sie gepflegt, sie hochgehoben . aber sie wollten ihn nie mit ihr allein lassen, und auch das nahm er ü bel. Glaubten sie wirklich, er werde bei der ersten Gelegenheit wie ein wildes Tier ü ber sie herfallen und sie vergewaltigen? H ö lle und Verdammnis, dachte er, die Annahme, er werde zu ä ngstlich sein, sie auch nur mit einer Fingerspitze zu ber ü hren, war doch viel wahrscheinlicher! Ich m ö chte nichts weiter, als mit ihr zusammen sein. Man erz ä hlte ihm, sie brauche die Gewissheit, dass er sie noch liebe, und dann benahm man sich, als k ö nne man es nicht wagen, sie eine Minute zusammen allein zu lassen .
Andrew merkte, dass er immer von neuem wie besessen ü ber Frustrationen nachgr ü belte, gegen die er nichts unternehmen konnte. Heftig drehte er sich auf die andere Seite und versuchte, wieder einzuschlafen. Er h ö rte Ellemirs gleichm ä ßiges Atmen und Callistas Seufzen, als sie sich unruhig bewegte. Er suchte nach ihr mit seinen Gedanken und sp ü rte eine leichte Ber ü hrung. Sie lag in tiefem Schlaf, bet ä ubt von einer der Kr ä utermedizinen Damons und Ferrikas. Andrew w ü nschte, er wisse Bescheid dar ü ber, was sie ihr gaben und warum. Er vertraute Damon, aber er w ü nschte, Damon w ü rde ihm ein wenig mehr vertrauen.
Und Ellemirs Anwesenheit trug auch zu seiner Gereiztheit bei. Sie war ihrer Zwillingsschwester so ä hnlich, aber gesund und rosig, wo Callista bleich und krank war . Sie war so, wie Callista h ä tte sein sollen. Die Schwangerschaft hatte, obwohl so fr ü h abgebrochen, ihren K ö rper weich gemacht und den Kontrast zu Callistas scharfer Magerkeit verst ä rkt. Verdammt, er sollte nicht ü ber Ellemir nachdenken. Sie war die Schwester seiner Frau, die Frau seines besten Freundes, die eine Frau unter allen Frauen, die ihm verboten war. Außerdem war sie Telepathin, sie w ü rde den Gedanken auffangen und in t ö dliche Verlegenheit geraten. Damon hatte ihm einmal erz ä hlt, in einer Telepathen-Familie sei ein l ü sterner Gedanke das psychologische ä quivalent einer Vergewaltigung. Er interessierte sich ü berhaupt nicht f ü r Ellemir – sie war nichts als seine Schw ä gerin! Es lag nur daran, dass sie ihm das Bild vor Augen f ü hrte, wie Callista sein k ö nnte, wenn sie gesund und wohlauf und frei von dem Zwang des Turms, der auf ewig verdammt sein sollte, w ä re.
Sie war so freundlich zu ihm .
Nach langer Zeit schlief er ein und begann wieder zu tr ä umen.
Er befand sich in der kleinen Schutzh ü tte der Hirten. Callista hatte ihn, sich in der ü berwelt, der Welt der Gedanken und Illusionen, bewegend, nach dem Absturz des Flugzeugs durch den Blizzard hierher gef ü hrt. Nein, es war nicht die Schutzh ü tte, es waren die seltsamen gedanklichen Mauern, die Damon f ü r sie aufgebaut hatte. Sie waren nicht wirklich, außer dass sie sichtbar waren, aber im Reich der Gedanken besaßen sie Festigkeit genug. So konnte Andrew jeden einzelnen Ziegelstein erkennen. Er erwachte, wie er es damals getan hatte, in tr ü bem Licht und sah das M ä dchen neben sich Hegen, eine schattenhafte Gestalt in ruhigem Schlaf. Wie er es damals getan hatte, fasste er nach ihr, nur um festzustellen, dass sie nicht da war. Sie befand sich ü berhaupt nicht auf
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