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Der verbotene Turm - 11

Der verbotene Turm - 11

Titel: Der verbotene Turm - 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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dieser Ebene. Nur ihr Abbild war durch die ü berwelt, die sie ihm als Energienetz-Duplikat der wirklichen Welt erkl ä rt hatte, zu ihm gekommen. Sie war durch den Raum und vielleicht auch durch die Zeit gegangen und hatte Gestalt angenommen, um ihn zu t ä uschen. Aber sie hatte ihn nicht get ä uscht.
    Sie blickte mit ernstem L ä cheln zu ihm auf, wie sie es damals getan hatte, und sagte mit einem Anflug von Schelmerei: Ach, ist das traurig! Zum ersten Mal, zum allerersten Mal liege ich bei einem Mann, und ich bin nicht im Stande, das zu genießen.
    Aber du bist jetzt hier bei mir, Geliebte , fl ü sterte er und fasste nach ihr, und diesmal war sie in seinen Armen, warm und liebevoll. Sie reichte ihm ihren Mund zum Kuss und schmiegte sich mit scheuer Z ä rtlichkeit an ihn.
    Beweist dir das nicht, dass es Zeit ist, Liebes? Er zog sie an sich, und ihre Lippen trafen sich, ihre K ö rper verschmolzen miteinander. Wieder f ü hlte er das ganze dr ä ngende, schmerzende Begehren, aber er hatte Angst. Es gab irgendeinen Grund, warum er sie nicht ber ü hren durfte . und pl ö tzlich, in diesem Augenblick der Anspannung und Furcht l ä chelte sie zu ihm auf, und es war Ellemir in seinen Armen, ihrer Zwillingsschwester so ä hnlich und so un ä hnlich. Er rief: Nein! , und riss sich von ihr los, aber ihre H ä nde, klein und stark, zogen ihn n ä her zu sich. Sie l ä chelte ihn an und sagte:
    Ich habe Callista gebeten, dir zu sagen, ich sei willig, wie es in der Ballade von Hastur und Cassilda berichtet wird. Er sah sich um, und er entdeckte Callista, die ihnen freundlich zusah .
    Und er erwachte, erf ü llt von Schreck und Scham. Er saß im Bett und starrte wild in alle Richtungen, um sich zu vergewissern, dass nichts geschehen war, nichts. Es war Tag, und Ellemir glitt mit verschlafenem G ä hnen aus dem Bett und stand da in ihrem d ü nnen Nachthemd. Schnell wandte Andrew den Blick von ihr ab.
    Sie bemerkte es nicht einmal – f ü r sie war er kein Mann –, sondern pflegte st ä ndig halb oder gar nicht angezogen vor ihm umherzuwandern und durch die unterschwellige Frustration, die nicht eigentlich sexueller Natur war, an seinen Nerven zu zerren . Er hielt sich vor, dass er sich auf ihrer Welt befand und dass es an ihm liege, sich ihren Sitten anzupassen, statt ihnen die seinen aufzuzwingen. Es war nur seine eigene Reizbarkeit und die Scham ü ber den wirklichkeitsnahen Traum, der ihm ihre Anwesenheit beinahe schmerzhaft bewusst machte. Aber als sich der Gedanke in seinem Kopf kl ä rte, drehte sie sich langsam um und sah ihn voll an. Ihre Augen waren ernst, doch sie l ä chelte, und pl ö tzlich erinnerte er sich an den Traum und wusste, dass sie ihn irgendwie geteilt hatte, dass sich seine Gedanken, sein Begehren in ihre Tr ä ume verwoben hatten.
    Zum Teufel, was f ü r ein Mann bin ich eigentlich? Meine Frau liegt dort, so krank, dass sie daran sterben kann, und ich bin geil auf ihre Zwillingsschwester . Er versuchte, sich abzuwenden, und hoffte, Ellemir werde den Gedanken nicht auffangen. Die Frau meines besten Freundes!

Aber in seinem Kopf hallte die Erinnerung an die Worte aus dem Traum wider: Ich habe Callista gebeten, dir zu sagen, ich sei willig .
    Sie l ä chelte ihn an, aber sie sah beunruhigt aus. Er hatte das Gef ü hl, er m ü sse mit einer Entschuldigung f ü r seine Gedanken herausplatzen. Stattdessen sagte sie sehr sanft: Es ist in Ordnung, Andrew. Einen Augenblick lang konnte er nicht glauben, dass sie das wirklich laut ausgesprochen hatte. Er blinzelte, aber bevor ihm eingefallen war, was er antworten sollte, hatte sie ihre Kleider ergriffen und war im Bad verschwunden.
    Andrew trat ans Fenster und blickte in den nachlassenden Sturm hinaus. So weit er sehen konnte, war alles weiß, ü berg ö ssen von einem leichten Purpurschimmer der großen roten Sinne, die schwach durch die fleckigen R ä nder der Wolken lugte. Die Winde hatten den Schnee zu sahnigen Eisgraten zusammengefegt, die sich wie Wellen eines harten weißen Ozeans bis zu den in der Ferne verschwimmenden Bergen hinzogen. Andrew kam es vor, als spiegele das Wetter seine Stimmung wieder: grau, tr ü b, unertr ä glich.
    Wie leicht zerreißbar war das Band, das ihn an Callista kn ü pfte! Und doch wusste er, er konnte nie mehr zur ü ck. Er hatte zu viele Tiefen in sich selbst entdeckt, zu viel Fremdartigkeit. Der alte Carr, der Andrew Carr des Terranischen Imperiums, hatte an jenem l ä ngst vergangenen Tag, als Damon sie alle

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