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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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Freundes vergewaltigt. Zur selben Zeit wurde jener Freund zum Herzog von Gloucester ernannt, und als sein königlicher Bruder starb, wurde er Regent des Königreiches und Lordprotector seines jungen Neffen Henry VI.
    Caedmon konnte seine Verbitterung nicht verbergen, als er von der furchtbaren Armut seiner Mutter sprach - der Duke of Gloucester hatte die junge Zofe in Schande entlassen, nachdem ihre ungewollte Schwangerschaft offenbar geworden war. Von einer Vergewaltigung des fünfzehnjährigen Mädchens durch seinen Freund wollte Seine Königliche Hoheit nichts wissen. Er fürchtete einen Skandal und warf sie auf die Straße. Welch eine Ungerechtigkeit!
    Schon als kleines Kind hatte Caedmon Krankheit, Hunger und Not ertragen müssen. Ich fühlte mich an Niketas' Schicksal erinnert. Die Bittbriefe, die Caedmons Mutter an den Earl schrieb, blieben unbeantwortet. Seine Gnaden kümmerte sich nicht um seinen Bastard.
    Caedmons gefaltete Hände ballten sich zu Fäusten, als er über seinen Vater sprach. Wie sehr er ihn hasste!
    Nach dem Tod seiner Mutter, die einem Fieber erlegen war, suchte Caedmon seinen Vater auf. Er war fünfzehn. Wie der junge Mann den Earl schließlich dazu brachte, ihn als seinen Sohn anzuerkennen und ihm eine Ausbildung in Canterbury Abbey zu ermöglichen, verriet er mir nicht. Ich erfuhr lediglich, dass Caedmon das Kloster hasste. Doch sein Vater hatte ihm keine Wahl gelassen. Als Benediktinermönch sollte Caedmon Keuschheit, Armut und Gehorsam geloben - und als jüngster Sohn des Lords niemals auf ein Erbe hoffen, das ihm finanzielle Unabhängigkeit und Freiheit beschert hätte.
    Von seinem Vater und seinen fünf älteren Brüdern fühlte sich Caedmon ins Kloster verbannt wie in einen Kerker. In seiner Enttäuschung und seinem Zorn schwor er Rache! Nie wieder arm sein, nie wieder hungrig, nie wieder schwach, nie wieder dumm, nie wieder naiv, nie wieder machtlos und verachtet! In Canterbury studierte der junge Mönch, der im Kloster lesen und schreiben gelernt hatte, jedes Buch der Bibliothek des Erzbischofs. Wie ich hatte auch er erkannt: Wissen ist Macht! Wissen ist Freiheit! Durch das Lernen erschafft der Mensch sich selbst.
    Nach einigen Monaten wurde Henry Chicheley, der Erzbischof von Canterbury, auf den ehrgeizigen jungen Mann aufmerksam und förderte ihn nach Kräften. Luca hatte mir von Chicheley erzählt. Der Erzbischof von Canterbury und Primas von England war 1408 nach Rom gekommen und hatte Eugenius' Onkel aufgefordert, das Schisma zu beenden. Mein Vater war damals päpstlicher Sekretär gewesen.
    Henry Chicheley, der streitbare Erzbischof von Canterbury, der es wagte, sich Jahre später mit dem Colonna-Papst anzulegen, finanzierte Caedmon nach seinem Noviziat ein Studium an der Universität von Oxford, wo auch er selbst Kirchenrecht studiert hatte. Nach wenigen Monaten erkannte Caedmon, dass ihm das Studium der Rechte nicht lag. Er begriff, welche Möglichkeiten sich ihm am Hof des englischen Königs boten, und schrieb sich für Philosophie und Theologie ein. Nach zwei Jahren verließ er Oxford und studierte an der Sorbonne in Paris, die er 1435 mit einem summa cum laude als Doktor der Theologie verließ.
    Nach der Rückkehr nach England bewarb er sich beim Freund seines Vaters, dem Herzog von Gloucester, als Sekretär und wurde auf Fürsprache seines Mentors, des Erzbischofs von Canterbury, sofort in dessen Hofhaltung aufgenommen. In seinen Augen war damit das ungerechte Schicksal seiner Mutter gesühnt. Zwei Jahre diente Caedmon dem Herzog und gewann sein Vertrauen. Er hatte sein Ziel erreicht: Er war dem Kloster entkommen! Er war frei und unabhängig.
    »Ihr wart ein angesehener Gelehrter. Warum habt Ihr all das aufgegeben und England verlassen?« Ich wies auf das Empfehlungsschreiben des Duke of Gloucester.
    Er senkte den Blick, barg das Gesicht in beiden Händen und atmete tief durch. »Weil ich ...«
    »Ja?«
    »Ich habe vor zwei Jahren meinen Bruder erschlagen«, gestand er so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte. »In meinem unbeherrschten Zorn habe ich meinen älteren Bruder getötet. Wir hatten gestritten - es ging um das Erbe seines ... unseres Vaters. Er nannte mich den Sohn einer Hure, der seine Karriere bei Hofe im Bett des alternden Erzbischofs von Canterbury begonnen hatte. Als sein Lustknabe.«
    Das war zu viel! Caedmon hatte sich auf seinen Bruder gestürzt, der während des Kampfes stolperte, eine Treppe hinabstürzte und sich das Genick brach. Noch in

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