Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)
Schlafzimmer aufstieß und mich in den dunklen Raum zog.
Stöhnend ließ ich mich auf Lucas Bett sinken. Tito stopfte mir ein Kissen unter den Kopf und öffnete die Verschlüsse meiner Soutane.
Mit einer Kerze in der Hand erschien Tayeb in der offenen Tür. »Allah steh dir bei, Niketas!«, murmelte er erschrocken und trat ans Bett.
Während Tito mir hastig das Gewand auszog, berichtete er Tayeb, was geschehen war. Nach einem besorgten Blick auf die blutende Wunde verschwand Tayeb, um Verbandsmaterial zu holen.
Dann stürzte Alessandra im Nachthemd herein und sank neben mir auf das Bett. Ihr Gesicht war totenblass.
»Ich laufe zum Palazzo Albizzi und hole Natanael«, beschloss Tito. »Die Wunde muss genäht werden.«
Alessandra strich mir sanft über die Narben in meinem Haar. »Mein Liebster!«, flüsterte sie. »Wer hat dir das angetan?«
Ich berichtete ihr von dem Attentäter und meiner Vermutung, dass Sultan Murad ihn geschickt hatte.
Wenig später kehrte Tayeb mit den Leinenbinden und einem Fläschchen Opium zurück. Er half mir auf und reichte mir die entkorkte Phiole: »Nimm einen Schluck, Niketas! Es wird nicht angenehm, wenn Natanael gleich die Wunde näht.«
»Danke, Tayeb!«, murmelte ich und trank.
Dann bat ich Alessandra, das Silberfläschchen mit Natanaels Wundermittel aus der Tasche meines Gewandes zu holen. Das Elixier konnte keinen epileptischen Anfall verhindern, aber es half gegen die furchtbaren Schmerzen in meinem Kopf.
Behutsam wusch Tayeb die Wunde und deckte sie mit Binden ab, während Alessandra auf dem Rand des Bettes saß und meine Hand festhielt.
Wo blieben denn nur Tito und Natanael?
Tayeb schlug gerade Feuer, um die Holzscheite im Kamin zu entzünden, als Tito nach einer Viertelstunde zurückkehrte.
»Natanael ist nicht im Palazzo Albizzi!«, keuchte er und lehnte sich schwer atmend gegen die Tür. Er war den ganzen Weg gelaufen und dann die Treppen hinaufgestürmt. »Einer der Diener sagte, er wäre am Abend in die Synagoge gegangen. Doch er ist noch nicht zurückgekommen. Soll ich ihn suchen?«
»Nein, Tito«, murmelte ich und bemühte mich, die Augen offen zu halten. Ich war müde und nicht mehr Herr meiner Sinne. »Natanael wollte heute Abend ... einen Rabbi besuchen ... der ihn zum Abendessen eingeladen hat ...« Im Opiumrausch fiel mir das Reden immer schwerer. Die Worte entglitten mir und verschwanden im Nebel des Vergessens. »... mit Rabbi Raffaele ... über die Kirchenunion sprechen ... und über die Juden in Florenz und Byzanz.«
Dann war ich eingeschlafen ...
... und als ich wieder erwachte und die Traumwelt der Glückseligkeit verließ, lag Alessandra neben mir im Bett.
Das Feuer im Kamin war heruntergebrannt, und es war dunkel im Schlafzimmer. Ich sah ein geheimnisvoll glitzerndes Leuchten auf ihrem Gesicht - das Licht des Mondes oder eine Nebenwirkung des Opiumrauschs?
Ich räkelte mich in die Kissen und genoss das Gefühl der Seide auf meiner Haut. Ich fühlte mich wohlig entspannt und hatte keine Schmerzen.
Alessandra richtete sich auf. Die Bettdecke glitt an ihr herab - sie war nackt. »Wie geht es dir?«, flüsterte sie und strich mir über das Haar.
Hatte Tito ihr erzählt, dass genau das eingetreten war, wovor Natanael mich immer gewarnt hatte? Ich war mit dem Kopf hart aufgeschlagen. Wie leicht hätte mein Sturz auf die Pflastersteine eine neue Blutung in meinem Gehirn, einen schweren Anfall und einen tödlich endenden Status epilepticus auslösen können!
»Ich bin glücklich, dass ich noch lebe«, gestand ich. »Und dass du bei mir bist.«
»Ich werde immer bei dir sein«, versprach sie mit erstickter Stimme.
Ich umarmte sie und zog sie zu mir herunter, um sie innig zu küssen. »Ich liebe dich!«
»Hast du Schmerzen?«, sorgte sie sich. Ich schüttelte den Kopf.
»Und die Wunde an deiner Seite?« Sie schob die Bettdecke zurück, beugte sich über mich und liebkoste meine Brust oberhalb des Verbandes. »Tut es weh?«
»Ein bisschen.«
Sie küsste die Stelle noch einmal. »Besser?« Ich musste lachen. »Ja, viel besser!«
»Wo tut es noch weh?« Ich wies auf meinen Kopf.
Sie fuhr mir durch das Haar, beugte sich über mich und küsste zärtlich meine Narben.
»Und hier?« Ihre Hand strich über meine Stirn. »Da hast du bestimmt auch Schmerzen.«
»O ja!«, seufzte ich. »Ein Kuss kann gewiss nicht schaden!«
Ich schloss genüsslich die Augen und ließ mich von ihr liebkosen. Ihre Lippen huschten über meine Stirn, meine Lider,
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