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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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das Blutvergießen, tröstet die Trauernden, preist die Sanftmütigen und Barmherzigen und hilft denen, die Gerechtigkeit fordern.«
    Er verzog die Lippen. »Du bist zynisch!«
    »Nach acht Jahren Gewaltherrschaft in Rom und mehr als zweihundert ermordeten und hingerichteten Verwandten ist Zynismus noch das laueste meiner Gefühle! Mein Vater ist ermordet worden, Serafino, der wie ein Bruder für mich war, und drei meiner Freunde. Auf meinen Cousin Prospero ist ein Anschlag verübt worden. Selig die Sanftmütigen, die Barmherzigen und die Friedensstifter, denn ihrer ist das Himmelreich!«
    »Wie sehr musst du ihn hassen!«
    »Marco hatte Recht: Er ist der Antichrist.«
    Cesare schloss die Augen, räkelte sich im weichen Laub und schwieg eine Weile. Er schien, als ob er eingeschlafen sei. »Wie ist mein Bruder gestorben?«, murmelte er schließlich. »Was ist nach deiner Audienz bei Patriarch Philotheos geschehen?«
    »Ich war in Alexandria, um die verschollene Bibliotheca Alexandrina zu finden. Mein Freund Tayeb und ich haben die antiken Ruinen außerhalb der Stadtmauern untersucht und sind schließlich auf jene im Sand versunkene Synagoge gestoßen. Wir wussten, dass wir verfolgt wurden, und beschlossen, die Ruine in der nächsten Nacht zu untersuchen.«
    »In der Weihnachtsnacht.«
    »Vor Beginn der Christmesse haben Tayeb und ich den Funduk verlassen und sind mit einem Boot zum Strand gerudert, um die Synagoge zu erforschen. Über das, was dann geschehen ist, kann ich nur Vermutungen anstellen.«
    »Die würde ich gern hören.«
    »Dein Bruder hat uns beobachtet, wie wir den Funduk verließen. Er ist uns gefolgt, und als wir nicht zur Christmesse gingen, sondern im Hafen ein Ruderboot bestiegen, konnte er sich denken, wohin wir wollten: zur Ruine vor den Toren der Stadt. Er vermutete, dass ich dort eine spektakuläre Entdeckung gemacht hatte. Warum sonst sollte ich ausgerechnet in der Weihnachtsnacht durch die Wüste schleichen? Wieso wartete ich nicht bis nach dem Christfest? Weshalb suchte ich den Schatz nicht bei Tageslicht? Die versunkene Ruine zwischen den Sanddünen war von den Mauern von Al-Iskanderiya doch nicht zu sehen! Nein, ich schlich in der Weihnachtsnacht hinaus. Es musste ein sensationeller Fund sein!
    Dein Bruder ist zum Patriarchen geeilt, der vermutlich gerade zum orthodoxen Weihnachtsgottesdienst aufbrechen wollte. Im Namen von Giovanni Vitelleschi hat er den Patriarchen um Unterstützung bei meiner Festnahme gebeten, und Philotheos, der ihn kurz vor der Christmesse nur sehr widerwillig empfing, hat ihm drei Bewaffnete zur Verfügung gestellt. Immerhin hatte dein Bruder ein Beglaubigungsschreiben seines Amtskollegen vorzuweisen, des lateinischen Patriarchen von Alexandria.
    Dann ist uns dein Bruder zur Synagoge gefolgt. Er ist in die Ruine hinabgestiegen und hat gehört, wie ich gesagt habe, wir hätten ein neues Evangelium gefunden.«
    Cesare starrte mich fassungslos an. »Ein fünftes Evangelium?«
    »Eine Handvoll Papyrusfragmente mit einem hebräischen Evangelientext aus dem ersten Jahrhundert«, log ich kaltblütig.
    »Hebräisch?«, fragte er und hob die Augenbrauen. »Du meinst, die Juden, die Jesus Christus ans Kreuz nagelten, haben ein eigenes Evangelium verfasst?«
    Ich nickte. »Doch nicht die Juden, sondern wir Römer haben Jesus gekreuzigt.«
    Und, so fügte ich im Stillen hinzu, wir tun es jeden Tag aufs Neue, indem wir alles missachten, wofür er gestorben ist: Barmherzigkeit, Vergebung und Frieden.
    »Und wieso sind diese alten Papyrusfetzen so wichtig, dass sich zwei Patriarchen darum streiten?«, fragte Cesare.
    »Das Evangelium enthält bisher unbekannte Worte Jesu. Es kann leicht gefälscht werden. Ein alter Papyrus ... ein wenig blasse Tinte ... eine weiche Feder. Kein Problem.«
    »Und wozu soll das gut sein?«
    »Um die Machtpolitik der Kirche und den Primat des Papstes über die orthodoxen Patriarchate zu legitimieren. Um Dogmen zu rechtfertigen, über die das Unionskonzil seit über einem Jahr streitet. Oder um Papst zu werden.«
    Cesare schwieg eine Weile. Dann fragte er: »Du glaubst also, dass Napoleone dieses Evangelium in seinen Besitz bringen wollte, um Vitelleschi die Macht zu geben, Papst zu werden?«
    »Cesare, ich weiß nicht, was dein Bruder gedacht hat, als er mich mit seinem Schwert bedrohte. Als ich floh und er »Haltet sie! Sie darf nicht entkommend rief. Als er sich von hinten auf mich warf und mein Gesicht in den Sand presste, um mich zu ersticken. Als

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