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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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...
    Mutig hob ich einen weiteren Stein an und ließ ihn fallen ... wartete atemlos ... dann riss ich, zu allem entschlossen, noch einen heraus. Nun hatte ich den zerbrochenen Tonkrug freigelegt.
    »Papyrus!«, rief ich aufgeregt. »Noch unversehrt!«
    In diesem Moment senkte sich dröhnend die Decke. Feiner Staub rieselte auf mich herunter.
    »Komm da raus!«, befahl Tayeb. »Sofort!«
    »Einen Augenblick noch!« Ich hob einen weiteren Stein an und entdeckte weitere Tonscherben und Papyrusfragmente. »Hier ist noch mehr!«
    Das Gewölbe knirschte. Ein Stein polterte herab und verfehlte mich nur um Haaresbreite. Aus mehreren Rissen rann nun Sand auf mich herab. Ich zog mir den Schleier vor Mund und Nase.
    »Alessandra!«, rief Tayeb panisch.
    Mit zitternden Händen holte ich die Holzschachtel hervor und öffnete den Deckel. Dann griff ich nach dem ersten Papyrusfragment und hob es vorsichtig auf. Ein paar verblasste griechische Buchstaben.

    Dann zerfiel der Papyrus zu Staub.
    Ich ließ die Reste in den Sand rinnen und streckte die Hand nach dem nächsten Fragment aus.
    Ein Donnern erschütterte das Gewölbe.
    »Komm endlich!«, brüllte Tayeb panisch.
    Wortlos starrte ich auf den Schnipsel, der in meiner Hand in mehrere Bruchstücke zerbrach, jedoch nicht zu Staub zerging. Ich beugte mich vor und rettete noch zwei weitere Fragmente.
    Tayeb, der in die Genisa zurückgekehrt war, packte mich an der Schulter und riss mich hoch - beinahe hätte ich die Papyri fallen gelassen. »Y'allah!«, brüllte er. »Rette dein Leben!«
    Ich presste die flachen Hände aufeinander, um die zerbrechlichen Überreste des Evangeliums zu schützen, und hastete zur Lehmziegelwand. Tayeb stieß mich durch die Öffnung und folgte mir.
    Im letzten Augenblick!
    Als ich über einen Ziegel stolperte und stürzte und dabei die Papyrusfragmente fallen ließ, erschütterte ein apokalyptisches Getöse die Synagoge. Das Gewölbe hielt dem Gewicht des Flugsandes nicht mehr stand, stürzte ein und begrub die in der Kammer zurückgebliebenen Kerzen unter sich. Finsternis.
    Verdammt, wo waren die Papyri?
    »Beweg dich nicht, Tayeb! Sonst trittst du auf die Fragmente.« Ich rang nach Atem und hustete. Der Gang war von einer dichten Staubwolke erfüllt. Sachte ließ ich meine Hand über den feinen Sand gleiten und ertastete in der undurchdringlichen Dunkelheit eine Muschel. Und das hier - war das einer der Papyri? Und das dort?
    Ein Rascheln. Ein scharfes Kratzen. Dann: ein Funke.
    Tayeb entfachte den Zunder, der schnell verglomm.
    Hastig suchte ich die verstreuten Papyrusschnipsel zusammen und barg sie in meiner Hand. Dabei zerfielen sie.
    Dann wurde es wieder dunkel - der Zunder war verglüht.
    Tayeb erhob sich und umfasste meine Schultern. »Steh auf! Ich werde dich führen!« Er schob mich vor sich her zur aufgebrochenen Tür des Gebetssaals, über die Flugsanddüne hinweg durch das Portal und hinaus in die sternenklare Nacht.
    Hustend ließ ich mich auf den Boden sinken. Tayeb zog mir den Schleier vom Gesicht. Gierig atmete ich die erfrischend kühle Nachtluft ein.
    »Was ist mit den Papyri?«, fragte er.
    »Sie sind in kleine Fragmente zerbrochen.«
    »Bis zu unserem Lager ist es weit«, gab Tayeb zu bedenken. »Wie transportieren wir sie, ohne dass sie zu Staub zerfallen?«
    »Wir stecken sie in die kleine Gürteltasche, in der du dein Feuerzeug verwahrst.«
    Tayeb löste das silberbeschlagene Lederetui von seinem Gürtel, leerte es und reichte es mir. Dann riss er eine Handvoll trockener Gräser aus, entfachte sie mit seinem Zündstein und leuchtete mir, während ich ein wenig feinen Sand in die kleine Tasche rinnen ließ. Ich legte das erste Papyrusfragment hinein und bedeckte es mit Sand.
    Die Gräser verglühten, und es wurde wieder dunkel.
    Ich wartete, bis Tayeb erneut einen Funken schlug und eine weitere Handvoll Gras entzündete. Dann legte ich das nächste Bruchstück in die Tasche. Wieder ein wenig Sand und noch einen Papyrusschnipsel. Schließlich waren alle vierzehn Fragmente des Evangeliums verstaut. Vorsichtig schüttelte ich das Lederetui und füllte alle Zwischenräume mit feinem Sand.
    »Die silbernen Verzierungen stabilisieren die prall gefüllte Ledertasche. Die Papyri sind geschützt - wenn sie nicht aneinanderreiben und in noch mehr Teile zerbrechen. Wenn wir das Etui nicht fallen lassen, wird das Evangelium nicht zu Staub zerfallen.«
    »So Gott will!«, murmelte Tayeb.
    »Ja«, nickte ich. »Insh'Allah!«
    Dann machten wir uns

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