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Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der vergessene Papst: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Goldstein
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standen so dicht nebeneinander, dass wir uns immer wieder berührten.
    Niketas ergriff meine Hand und hielt sie fest. Meinem Blick wich er aus. Tränen schimmerten in seinen Augen. Schließlich ließ er mich los und sah mich verzweifelt an.
    Mein Gott, dieser Blick traf mich ins Herz!
    Dann wandte er sich wortlos ab. Wie seine Hände zitterten!
    Plötzlich schloss er die Augen, neigte den Kopf und fasste sich stöhnend an die Stirn, als erleide er unerträgliche Schmerzen. Dann schwankte er und hielt sich mit beiden Händen an Lucas Katafalk fest. Sein ganzer Körper bebte, und nur mit Mühe konnte er sich auf den Beinen halten. Er war bleich wie der Tod!
    Ich trat neben ihn, um ihn die drei Schritte zum Chorgestühl zu führen, damit er sich setzen konnte, bis der Schwächeanfall vorüber war. Hatte Alexios nicht erzählt, dass Niketas an diesem Morgen schon einmal zusammengebrochen war?
    Als ich meinen Arm um seine Schultern legte, um ihn zu stützen, taumelte er mir entgegen. Die Haube mit dem schwarzen Schleier fiel zu Boden, als er mit zuckenden Gliedern in meine Arme stürzte. Ich fing ihn auf, bevor er mit dem Kopf auf dem Marmorboden der Kapelle aufschlug, sank in die Knie und ließ ihn behutsam zu Boden gleiten.
    Hastig löste ich die Schärpe meines Kleides, knüllte die Seide zusammen und schob sie ihm zwischen die Zähne, damit er sich während des Anfalles nicht in die Zunge biss und an seinem Blut erstickte. Dann bettete ich seinen Kopf in meinen Schoß und strich ihm über die Stirn und sein Haar.
    »Es wird gleich vorbei sein!«, tröstete ich ihn.
    Seine rechte Hand verkrampfte sich in die Falten meines Kleides, als suchte er nach einem Halt. Er zerrte an dem Stoff, bis die Seide mit einem scharfen Geräusch zerriss.
    »Ich bin bei dir, Niketas!«, flüsterte ich. »Du bist nicht allein! Alles wird gut!«
    Ich hatte keine Ahnung, ob er meine Worte verstehen konnte oder ob er mich überhaupt wahrnahm. Doch ich redete weiter beruhigend auf ihn ein und streichelte ihn. Dann entdeckte ich das Geflecht von Narben zwischen seinen Haaren und erschrak angesichts der furchtbaren Kopfverletzungen, die er schon vor Jahren erlitten haben musste.
    Nach einer Weile hörte das Zittern auf, die Verkrampfungen in seinen Gliedern lösten sich. Ich zog die gefaltete Seide zwischen seinen Zähnen heraus, damit er tiefer atmen konnte.
    Dann folgte ein neuer Anfall, schlimmer als der erste!
    Wie unter unerträglichen Schmerzen wand er sich auf dem Boden und schlug wie besessen um sich. Ich wagte es nicht, ihn festzuhalten - ich konnte ihn verletzen! Was sollte ich denn nur tun? Der Status epilepticus war lebensbedrohlich! Sein Herz konnte aufhören zu schlagen, seine Atmung aussetzen!
    »Tayeb!«, schrie ich und hoffte, dass er mich durch die offene Tür der Kapelle hören konnte. Er war in seinen Räumen. »Tayeb! Komm schnell!«
    Ein dritter Anfall folgte in noch kürzerem Abstand. Es war unbeschreiblich! Welche Höllenqualen er durchlitt!
    Als Tayeb in die Kapelle stürmte, um mir zu helfen, kam Niketas schwer atmend zur Ruhe. Mein Freund hockte sich neben mich, ergriff Niketas' Hand und fühlte seinen Puls.
    »Ruf Alexios und Tito! Sie sollen uns helfen, ihn nach oben zu bringen«, bat ich ihn. »Hol das Buch von Hippokrates über die Epilepsie, eine Schüssel mit heißem Wasser und ein Tuch.« Tayeb sprang auf und war schon an der Tür, als ich ihn zurückrief. »Warte! Außerdem brauche ich zerstoßenes Eis in einem Leinenbeutel. Er glüht wie im Fieber. Ich muss seine Stirn kühlen.«
    Tayeb nickte und verschwand.
    Niketas war am Ende seiner Kräfte. Mit geschlossenen Augen ruhte er auf meinen Knien. Tränen rannen über seine Wangen. Er öffnete die Lippen, um zu sprechen, rang nach Worten und brachte nichts als ein Stöhnen heraus.
    »Du musst nichts sagen, Niketas!« Sanft streichelte ich sein heißes Gesicht und wischte die Tränen fort. »Sei ganz ruhig!«
    Erschöpft von dem furchtbaren Anfall fiel er schließlich in einen tiefen Schlaf.

Kapitel 12

    Seufzend, den Kopf tief in ein Kissen vergraben, erwachte ich. Der seidene Bettbezug duftete nach Rosen. Tief sog ich den Duft ein und räkelte mich in die Kissen.
    Erst als ich mich umdrehte, spürte ich die Schmerzen in meinem ganzen Körper. Und noch etwas anderes: Ich war nackt! Wo war ich? Nicht in meiner Klosterzelle!
    Erschrocken setzte ich mich auf und zog die Bettdecke über meinen Körper.
    Es war noch Nacht. Das Bett mit einem Baldachin und

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