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Der vergessene Tempel

Der vergessene Tempel

Titel: Der vergessene Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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nennen ihn Belzig. Im Krieg hat er viele Griechen getötet. Er hat sie zu Sklaven gemacht, sie mussten für ihn graben, viele sind gestorben. Ein Schwein. Darum habe ich nein gesagt.»
    Grant stieß die Luft aus. «Was hat Kurchosow dann gemacht?»
    Roussakis zuckte die Schultern. «Wir haben viele Männer hier im Tal. Vielleicht hat er einen anderen gefunden, der für ihn arbeitet.»
    «Ich glaube, wir sind ihm und seinen Leuten begegnet.»
    Roussakis erwiderte nichts. In dem darauffolgenden Schweigen drang durch das Laubdach des Waldes von fern das Brummen eines Flugzeugmotors zu ihnen herunter. Diesmal war es nicht das durchdringende Summen der Bomber, sondern das dumpfe Knattern einer Dakota.
    «Und was ist mit ihr?» Er zeigte mit der Signalpistole auf Marina. «Es ist nicht das erste Mal, dass die Papagiannopouli mit Faschisten gemeinsame Sache machen.»
    Roussakis richtete die Pistole zum freien Himmel und drückte den Abzug. Zischend schoss die Signalmunition heraus und explodierte hoch über den Bäumen in einer roten Rauchwolke. Ein halbes Dutzend von Roussakis’ Männern rannten auf ihre Positionen entlang der Landebahn.
    «Was mit Alexei passiert ist, hat mit dieser Sache hier nichts zu tun», sagte Grant. Plötzlich schienen sich sämtliche Gewehre direkt auf ihn zu richten wie tödliche anklagende Finger. Auch Marinas Blick war ihm schmerzlich bewusst.
    «Wovon redest du?» Ihre Stimme klang jetzt beinahe hysterisch. Ein Schatten glitt über sie hinweg: die Dakota, die jetzt sehr tief flog, weil der Pilot die Landebahn auskundschaften wollte. Aber niemand beachtete das Flugzeug. «Was ist mit Alexei?»
    Roussakis’ Augen wurden schmal. «Grant hat es dir nicht erzählt?»
    «Er ist in einen Hinterhalt geraten und wurde getötet», sagte Grant verzweifelt. Die schwüle Luft erschien ihm plötzlich zum Schneiden dicht, und ihm war übel.
    «Die Briten haben ihn umgebracht», sagte Marina. «Sie haben befürchtet, wenn die Deutschen fort sind, würde der Widerstand versuchen, ganz Griechenland in den Kommunismus zu führen. Sie dachten, wenn sie die kommunistischen Anführer töten, könnten sie Griechenland für sich behalten. Also haben sie Alexei umbringen lassen.»
    «Nein. Nicht weil er Kommunist war. Und er wurde auch nicht von den Briten getötet. Sie haben es versucht – sie haben einen Mann geschickt, der ihn ausschalten sollte, aber der hat versagt.» Roussakis warf Grant einen verächtlichen Blick zu. «Aber ich bin ihm gefolgt. Ich bin hingegangen zu der Schlucht. Ich habe Alexei getötet.»
    Marina starrte ihn an. «Du? Aber warum?»
    «Weißt du noch, was passiert ist, drei Tage bevor er starb? Eure Männer – alle von den Deutschen niedergemetzelt. Nur ihr drei seid davongekommen: du, Alexei und Grant.»
    «Alexei hatte uns nach Rethimnon geschickt, um ein deutsches Treibstofflager auszukundschaften.»
    «Weil er Bescheid wusste. Er wusste, was passieren würde. Weißt du, warum die Deutschen eure Männer gefunden haben? Alexei hat sie verraten.»
    Marina schauderte und sank ein wenig in sich zusammen, als habe sie einen Schlag in die Magengrube bekommen. Ihr Gesicht wurde bleich. Grant fasste nach ihrem Arm, um sie zu stützen, doch sie schüttelte ihn ab. «Warum hätte er uns verraten sollen? Er hat sein Leben lang gegen die Deutschen gekämpft.»
    Roussakis zuckte die Schultern. «Warum verrät ein Mann sein Land? Vielleicht für ein Mädchen, vielleicht für Gold? Then ksero – ich weiß es nicht. Aber ich habe ihm in die Augen geschaut, dort in der Imbros-Schlucht, und ich habe gesehen, dass es wahr ist.»
    Was er sonst noch sagte, ging im Motorenlärm der Dakota unter, die tief über ihren Köpfen herflog und gleich darauf auf der Landebahn aufsetzte. Ihre Räder holperten kaum auf der vom Regen aufgeweichten Erde. Es war eine wirklich gelungene Landung, aber der Pilot brauchte trotzdem die gesamte Länge der Landebahn, um die Maschine zum Stehen zu bringen. Roussakis’ Männer, die sich entlang der Strecke versteckt hielten, machten ihre Waffen bereit und warteten auf sein Signal. Er warf ihnen einen unsicheren Blick zu – und in diesem Sekundenbruchteil stürzte sich Marina auf ihn. Sie sprang ihn an, legte in einer einzigen schnellen Bewegung einen Arm um seinen Hals und zog ihn im Würgegriff an sich, während sie ihm mit der anderen Hand die Pistole entwand und sie gegen sein rechtes Ohr drückte.
    «Lügt er?»
    Die Guerillas umringten sie wie eine Meute Jagdhunde,

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