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Der vergessene Tempel

Der vergessene Tempel

Titel: Der vergessene Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Harper
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Freunde auf Lemnos begegnet.»
    «Erwähnte Muir schon. Deshalb müssen wir dieses Ding unbedingt finden, bevor die uns zuvorkommen.»
    «Nun, wir haben die Tafel. Das scheint die beste Spur zu sein. Allerdings hat der Professor gerade dargelegt, wie viel Arbeit es noch kosten wird, bevor wir den Text entziffern können.»
    «Wenn ich Ihnen da irgendwie helfen kann, sagen Sie einfach Bescheid.»
    Reed wirkte fast erschrocken über das Angebot, das jedoch völlig ernst gemeint schien.
    «Davon abgesehen glauben wir jetzt zu wissen, wo die Tafel herstammt: von einer Grabungsstätte auf Kefalonia.»
    «Prächtig. Das prüfen wir gleich morgen früh nach. Ich habe ein Flugzeug.» Er flocht es so beiläufig ein, als ginge es um ein Paar Schuhe. «Sam, wie ich höre, sind Sie ein guter Mann, wenn’s hart auf hart kommt. Sie begleiten mich.»
    Grant sträubte sich innerlich, empfand den spontanen Drang, sich zu weigern, schluckte aber seinen Widerspruch herunter. Es hatte wenig Sinn, sich Jackson jetzt schon zum Feind zu machen.
    Jackson wandte sich an Reed. «In der Zwischenzeit hocken Sie sich wieder in Ihre Bibliothek und machen mit dieser Tafel weiter.» Er warf Marina einen Blick zu. «Sie auch, Süße. Und Muir kann hierbleiben, um auf Sie beide aufzupassen.»
    Er blickte in die Runde, fasste jeden kurz ernst ins Auge. «Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie wichtig das ist.»

FÜNFZEHN
    Kefalonia, Ionisches Meer
    Das Flugzeug küsste kurz das Meer mit seiner Schnauze, fand dann zu einer stabilen Lage und glitt geschmeidig auf den Strand zu. Als das Wasser nur noch einen guten halben Meter tief war, schaltete Jackson die Motoren aus und ließ sie die letzten Meter von den Wellen an Land tragen. Grant sprang aus der Kabine und watete an Land, wobei er das Flugzeug an der Strebe hielt und auf den Strand hochzog. Nachdem es gesichert war, zog er die Landkarte heraus, die sie am Morgen in Athen gekauft hatten, und studierte sie kurz. «Dem Antrag nach, den Belzig im Ministerium ausgefüllt hat, müsste sich die Grabungsstätte irgendwo da oben befinden.» Er deutete nach Norden, auf einen felsigen Hügel, der die flache Küstenebene krönte.
    «Sieht wie ein nettes Fleckchen aus.»
    «Für einen Hinterhalt», sagte Grant mürrisch. Nicht einmal das sonnige Wetter und die Seeluft vermochten seine Laune zu heben. Er hatte Jackson von Anfang an nicht getraut, und im Flugzeug zwei Stunden lang die fröhlichen Banalitäten des Amerikaners über sich ergehen lassen zu müssen hatte ihn nicht eben milder gestimmt.
    «Damit kommen wir schon klar.» Jackson nahm den schwarzen Lederrucksack von seiner Schulter und zog einen Colt heraus. «Was genau wollen wir hier eigentlich finden?»
    Grant zuckte die Achseln. «Belzigs Antrag auf Grabungserlaubnis nach ‹Mykenischen Unterbauten›. Reed glaubt, wir suchen nach dem Palast des Odysseus.»
    «Odysseus? Sein Palast befand sich doch in Ithaka.» Er bemerkte Grants verblüfften Blick. «Was? Haben Sie denn im Studium nie die Odyssee gelesen?»
    «Nein.»
    «Tolles Buch. Aber was der Professor sagt, wird schon stimmen, schätze ich. Das ist ein richtiger Einstein, was?»
    Grant lächelte schmallippig. «Schon möglich.»
    Sie fanden einen leicht erhöhten Pfad, der durch das marschige Gelände hinter dem Strand führte, und folgten ihm. Der Sandboden wurde fester und stieg zu einem Tal hin an, das den Hügel von einem Höhenkamm im Westen trennte. An der Weggabelung wandten sie sich nach links und stapften einen immer steiler werdenden Hang hinauf, bis sie auf einem bewaldeten Gipfel ankamen. Durch die Bäume wehte ein gleichmäßiger Wind; als Grant sich umdrehte, konnte er das Wasserflugzeug sehen, im Sonnenschein funkelnd wie ein Spiegel, das unten am Strand inmitten einer geschwungenen Bucht lag.
    Mit ein paar Metern Abstand voneinander bahnten sie sich einen Weg zwischen den Bäumen hindurch. Es war sehr warm, sogar im Schatten, doch Grant war angespannt. Obwohl er eigentlich den Boden nach Spuren absuchen sollte, die darauf hindeuteten, dass er bewegt worden war, sah er sich ständig nervös um. Zu seiner Rechten trampelte Jackson lautstark durchs Unterholz wie ein Wildschwein. Bei dem Lärm, den er machte, waren andere Geräusche unmöglich wahrzunehmen, was Grants Nervosität noch steigerte. Aufmerksam fasste er seine Umgebung ins Auge.
    Holla . Links von ihm, fast völlig hinter den Bäumen verborgen, meinte er etwas zu erkennen, das stark nach einer bemalten Mauer aussah. Er

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