Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der vergessene Templer

Der vergessene Templer

Titel: Der vergessene Templer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Ritter zurückkehrt?«
    »Man muss damit rechnen.«
    »Warum?«
    Harry lächelte etwas mokant. »Ich könnte jetzt sagen, weil er Blut geleckt hat, aber das verkneife ich mir. Sie sind Zeugen, Sie haben ihn gesehen. Entweder akzeptiert er das, oder er verfällt in das genaue Gegenteil. Beides ist möglich.«
    Sven Nolte war noch unsicherer geworden. »Ich begreife das alles nicht«, flüsterte er. »Wir haben ein so normales Leben geführt. Alles lief glatt und sicher ab. Aber jetzt...«
    »Sie dürfen nicht unbedingt über Gründe nachdenken. Wenn Sie das tun, sind Sie verloren«, sagte ich. »Es passieren manchmal Dinge, die muss man hinnehmen, und wenn man Glück hat, bekommt man vielleicht am Ende, wenn alles gut gegangen ist, eine Aufklärung.«
    »Ja, das ist wohl so...«, er hob die Schultern. »Jedenfalls werde ich jetzt hoch zu Sharon gehen.«
    »Tun Sie das«, sagte Dagmar.
    Er stand auf. Nach einem verlegenen Lächeln verließ er unseren Tisch. Dagmar Hansen sprach mit Harry, während ich mich von den beiden weggedreht hatte und auf den Rücken des entschwindenden Sven Nolte schaute.
    Mal abgesehen von dem Auftauchen des vergessenen Tempelritters war eigentlich alles normal abgelaufen. Ich hätte ruhig und recht zufrieden sein können.
    Genau das war ich nicht.
    Die Unruhe, die ich schon seit einigen Minuten gespürt hatte, steckte weiter in mir, und ich begann, darüber nachzudenken, warum sie wohl entstanden war.
    Hing es mit der langen Wartezeit zusammen? Oder mit einer, wie ich meinte, versteckten Gefahr, die jeden Augenblick eintreten konnte? Der vergessene Tempelritter war mir bisher nur beschrieben worden, aber aus welch einem Grund war er erschienen? Was hatte den nicht mehr Toten nach Jahrhunderten aus dem Hügelgrab getrieben? War er einfach nur gekommen, um durch die Gegend zu irren, in der man ihn lebendig eingemauert hatte? Oder wollte er ganz etwas anderes?
    Auch die zweite Möglichkeit war nicht von der Hand zu weisen. Das wusste ich aus meinen Erfahrungen. Ich kannte derartige Wesen. Sie waren plötzlich da und zogen einen Job durch, wobei sie keine Rücksicht kannten, um ihre Motive durchzubringen.
    Harry und Dagmar merkten es an meinem Verhalten, dass ich mit den Gedanken nicht bei der Sache war und auch ihrem Gespräch nicht folgte.
    »Was geht dir durch den Kopf, John?«
    Ich schaute Dagmar an. »Ich denke nach und habe das Gefühl, dass wir unsere Zeit vertun, indem wir hier hocken.«
    »Aber was willst du tun?«
    »Jedenfalls nicht hier sitzen bleiben. Ich gehe mal dem jungen Mann nach. Kann ja nicht schaden.«
    Harry winkte ab. »Ich denke nicht, dass sich der Ritter hier blicken lässt. Der würde ja auffallen.«
    »Richtig. Nur wer sagt uns denn, dass er allein unterwegs ist?«
    Ich wartete die Antwort nicht mehr ab, sondern verließ sehr rasch das Restaurant. Von Sven Nolte hörte ich nichts. Er hätte auch schreien müssen, um sich verständlich zu machen, denn aus der Gaststätte wehte mir der Wirrwarr der Stimmen entgegen. Dort ging es recht hoch her, wie ich erkannte, als ich einen Blick hineinwarf.
    Eine Gruppe von Touristen hatte ihren Platz an einem Tisch gefunden, der zur Hälfte von einer rustikalen Eckbank umgeben war. Ebenso rustikal waren die dazugehörigen Stühle. Die Gruppe aus Frauen und Männern hatte dem Wein und dem Gerstensaft schon anständig zugesprochen und übte sich im Singen irgendwelcher Rhein-Lieder, die ja recht nett sein mochten, wenn der Text stimmte. Das war bei dieser Gruppe nicht der Fall. So sang jeder seinen eigenen Text.
    Die Wirtsleute hatten alle Hände voll zu tun, und auch die Bedienung kam aus dem Stress nicht mehr heraus. Ich hatte nur nachschauen wollen, ob Sven hier nicht eine Zwischenstation eingelegt hatte. Das war nicht der Fall, und so ging ich weiter. Vorbei an Wänden, die mit Bildern beklebt waren. Oftmals alte Aufnahmen, und auf jedem der Fotos wurde richtig gebechert.
    Ich passierte einen bogenförmigen Durchgang und sah dann vor mir einen längeren Gang, der nur spärlich erhellt war. Hier ging es auch zu den Toiletten und in den hinteren Teil des Hotels.
    Irgendein Drang trieb mich weiter.
    Nach drei zurückgelegten Schritten hörte ich den Schrei einer Frau. Schlagartig war der Spaß vorbei...
    ***
    Sven Nolte machte sich Sorgen um seine neue Freundin. Sharon wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf. Seine Gedanken konnte er einfach nicht mehr von ihr lösen. Ständig sah er ihr Gesicht vor sich, das auf ihn wie eine

Weitere Kostenlose Bücher