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Der vergessene Templer

Der vergessene Templer

Titel: Der vergessene Templer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wunderschöne Malerei wirkte, dabei aber voller Leben steckte. Er würde dieses Gesicht, nein, die gesamte Frau, nicht mehr aus seinem Leben streichen. Es hatte bei ihm eingeschlagen wie der Blitz.
    Er würde mit ihr über die Zukunft reden, und er glaubte fest daran, dass auch sie ähnlich dachte.
    Alles hätte so wunderbar sein können, wäre da nicht dieser verdammte Vorfall mit einer Gestalt gewesen, die es normalerweise gar nicht geben durfte.
    Einer, der seit Jahrhunderten tot sein musste, war plötzlich wieder aufgetaucht. Ein Unding. So etwas gehörte in den Film und nicht in die Realität, die allerdings so verändert war, dass sein bisheriges Bild von der Welt einen Riss bekommen hatte.
    Er war aus seinem Grab gekommen und nicht einfach in die Gegend hineingelaufen, nein, er hatte sich sofort an ihre Verfolgung gemacht. Warum? Sie hatten ihm nichts getan. Er hätte ebenso gut im Gelände verschwinden können, aber nein, er war ihnen auf den Fersen geblieben, und es hätte fast tödlich für sie geendet.
    Sharon und er waren ihm entkommen. Sie konnten aufatmen. Leider nicht für immer. Er betrachtete die Dinge jetzt ganz nüchtern. Welchen Grund sollte dieser Ritter haben, ihn und seine Freundin nicht mehr weiterzuverfolgen?
    Keinen. Er würde es noch mal versuchen. Er hatte sein Grab jetzt verlassen. Er befand sich in freier Wildbahn, und ihre Spuren waren immer zu finden.
    Außerdem war es dunkel...
    Gerade der letzte Gedanke bereitete ihm einige Probleme. Lahnstein gehörte nicht eben zu den illuminierten Großstädten, in denen sich die Menschen nur schlecht verstecken konnten. Auch ihnen beiden würde es schwer fallen, ein solches Versteck zu finden, und so stellte sich Sven Nolte vor, dass er bereits lauerte.
    Es war mit Sharon abgesprochen, dass beide sich ausruhen sollten. Ein wenig Luft schnappen, um dann zu besprechen, wie es weitergehen würde. Sven hatte auch Vertrauen zu den beiden Männern und der rothaarigen Frau, doch auf sie verlassen wollte er sich nicht unbedingt. Er war es gewohnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
    Sharon hatte sich duschen wollen, um sich danach mit ihm zu treffen. Es war eine gute Idee von ihr gewesen, und so hatte er das Gleiche getan. Allerdings war er schneller fertig und hatte sich seinen Gedanken hingeben können.
    Genau die bedrängten ihn. Jede Minute, die er nicht mit Sharon zusammen war, kam ihm verloren vor. Außerdem machte er sich Gedanken um den Ritter, der unterwegs war.
    Das gab den Ausschlag. Er wusste, in welchem Zimmer seine neue Freundin wohnte. In der schrägen Etage, die über der ersten lag. Dort würde er sie in dem kleinsten Zimmer finden. Sie war sicherlich auch fertig, auch wenn es bei den Frauen meistens etwas länger dauerte.
    In seinem Zimmer hielt er es nicht mehr aus. Es gehörte eigentlich zur Wohnung seiner Tante, war ihm aber zur Verfügung gestellt worden.
    Er hatte es plötzlich eilig. Sein Haar lag noch recht nass auf dem Kopf, als er die Räume verließ und sich auf den Weg machte. Er eilte die erste Treppe hoch und blieb auf halber Strecke für einen Moment stehen, weil er glaubte, ein Geräusch gehört zu haben. Nicht in seiner Nähe war es aufgeklungen, sondern unter ihm im halbdunklen Flur, der auf einen Hinterausgang zuführte.
    Sekundenlang wartete er ab. Er hörte wieder etwas, war nur nicht in der Lage, es zu identifizieren. Außerdem wurde in der Gaststätte mal wieder gefeiert, und die Stimmen der Gäste übertönten alle anderen Geräusche.
    Egal, Sharon war wichtiger.
    Nach der normalen Treppe folgte die schmale Stiege, die auch seine neue Freundin genommen haben musste. Er huschte ebenfalls hoch und hatte das Gefühl, ihr Deo riechen zu können, was aber möglicherweise die reine Einbildung war.
    Schließlich erreichte er das Dachgeschoss und blieb stehen, um tief durchzuatmen.
    Es gefiel ihm schon nicht, dass die Tür des Zimmers nicht geschlossen war. Sie stand nicht weit offen, doch der Spalt reichte aus, um ihn misstrauisch zu machen.
    Sven Nolte zog sie auf und rief gleichzeitig den Namen seiner Freundin. Er war nicht mal zu stark enttäuscht, keine Antwort zu bekommen. Beide Hände ballte er zu Fäusten, und er merkte, dass sein Herz schneller schlug.
    Er betrat das Zimmer. Noch immer lag der schwache Geruch einer Seife oder eines Gels in der Luft. Aber das Zimmer war leer. Ebenso das winzige Bad. Dafür stand das Fenster offen. Jemand hatte die Scheibe gekippt und nach vorn gezogen.
    Seine Sorgen wuchsen.

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