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Der Vergessene

Der Vergessene

Titel: Der Vergessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ebenfalls von zahlreichen Zeugen gesehen worden. Man hat dich beschrieben. Man weiß, wie der Mörder aussieht. Wenn jemand so auffällig ist wie du, kann er nicht übersehen werden. Sam Elam wurde von dir geküsst und verbrannt. Stimmt es?«
    »Ja, es stimmt.« In seinem Gesicht nahe des Munds zuckte es. Kamuel sah aus, als wollte er mich angrinsen. Das stimmte nicht. Er öffnete nur kurz seinen Mund und gestattete mir einen Blick hinein. Ich sah in einen normalen Mund, aber zugleich bewegte sich dort etwas Rotes. Feuer!
    In ihm steckte tatsächlich das Feuer. Kleine Flammen, die zwischen den Innenseiten hin und her tanzten und sogar Schatten warfen. So etwas wie Furcht überfiel mich. Ich hatte es ja gehört, doch jetzt, wo ich direkt damit konfrontiert worden war, da wurde mir die gesamte Tragweite bewusst.
    Er schloss die Lippen. Kein Feuer mehr, auch kein Geruch nach Verbranntem. Nichts mehr. Nur er stand vor mir und war sich seiner Sache verdammt sicher. »Hast du alles gesehen?«
    Ich nickte ihm zu. »Ich konnte nicht vorbeischauen. Du brennst in deinem Innern.«
    »Und ich verbrenne nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Stell keine Fragen, Mensch. Es ist nun mal so. Ich verbrenne nicht, denn ich bin kein Mensch. Ich bin nur hier, um eine Aufgabe zu erledigen, aber das habe ich schon gesagt. Und ich möchte nicht, dass ich gestört werde. Auch nicht durch euch.«
    »Aber Sam Elam hat dich nicht gestört - oder?«
    »Nein, nicht auf eine bestimmte Art und Weise. Er musste trotzdem sterben, weil er den Weg nicht mit mir gegangen ist. Er wollte nicht. Er war schon zu sehr degeneriert. Er hat sich einfach blenden lassen von einer menschlichen Existenz. Das Leben gefiel ihm. Er hat das Wichtige einfach vergessen, und so etwas konnte und durfte ich nicht durchgehen lassen. Ich denke, das ist verständlich.«
    Er warf einen Blick auf das Fenster, von dem nur noch Reste vorhanden waren. Sein Auftritt war beileibe nicht lautlos verlaufen, doch es hatte sich niemand beschwert. Keiner war gekommen. Kein anderer Hausbewohner war aus dem Schlaf gerissen worden, und auch draußen gab es keine Zeugen. Dabei hatte es Krach genug gegeben.
    »Du siehst, ich habe alles im Griff«, sagte er.
    »Was ist dein Ziel?«
    Er lächelte mich an. »Das liegt auf der Hand. Ich war lange genug vergessen. Ich war so etwas wie verstoßen. Man mochte und wollte mich nicht mehr. Ich kann dir den Grund nicht sagen, du würdest ihn nicht verstehen. Aber ich sage dir hier und jetzt, dass ich mich nicht zurückhalten kann. Ich existiere schon zu lange. Ich werde wieder meine alte Funktion übernehmen. Und ich weiß, dass es andere aus meinen Reihen gibt, die mir dabei zur Seite stehen sollen. Wer sich dabei weigert, dessen Existenz ist beendet.«
    »Dann bist du nicht allein.«
    »Nein, nein«, erwiderte er und konnte dabei sogar lachen. »Wer so etwas behauptet, der irrt sich. Ich bin nie allein. Das waren wir nie. Wir haben uns schon immer unter die Menschen gemischt und auch ihr Leben geführt. Es gibt uns, und es gibt uns wie eine wunderbare Waffe. Ich suche sie auf, der Reihe nach, und ich werde es auch richten, das habe ich mir selbst versprochen.«
    »Wer gehört noch zu dir?«
    »Einige, die ihre eigentlichen Sphären verlassen haben und sich nun die Welt der Menschen als Fixpunkt aussuchen wollen. Viele von uns haben es geschafft. Wir stammen aus anderen Sphären, denn im Himmel ist kein Platz für uns…«
    »Himmel?« höhnte ich.
    »Warum nicht?«
    »Ist es nicht die Hölle, Kamuel? Gehörst du nicht auch zu Luzifer und seinen Schergen? Bist du nicht besser bei denen aufgehoben, die mit Schimpf und Schande verdammt wurden? Damals, als alles begann?«
    Er amüsierte sich. Er lachte lautlos und breitete dabei seine Arme aus.
    »Ich sage nur, dass du einiges weißt. Großes Kompliment, wirklich. Aber da liegst du falsch. Luzifer gibt es, wie auch all die anderen, doch ich gehe meinen eigenen Weg. Ich gehöre zu den Mächtigen, und wir wollen uns nicht an die Kette nehmen lassen. Wir sind frei, und wir werden es auch bleiben.«
    »Warum willst du dann töten? Warum willst du den anderen diese Freiheit nehmen?«
    »Weil sie sich zu sehr vermenschlicht haben. Weil sie vieles vergessen haben, was einmal gewesen ist. Ich bin gekommen, um sie wieder an ihre wahren Aufgaben zu erinnern. Entweder stehen sie auf meiner Seite oder nicht.«
    »Und für wen kämpfst du? Wer steht hinter dir?«
    »Niemand. Ich selbst bin mir gut genug. Es gibt keinen, für den

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