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Der Vergessene

Der Vergessene

Titel: Der Vergessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gebracht.
    Sehr bald schon stellte ich fest, dass ich diesen Mann mit bloßen Händen nicht besiegen konnte. Er drehte mir den Rücken zu. Es war alles so unwirklich. Der Wind fuhr durch das Fenster und auch gegen die Reste des zerstörten Rollladens. Er spielte damit und ließ sie klappern, während der Killer Suko einen zweiten Tritt verpasste, der ihn endgültig ausschaltete.
    Ich wusste, dass er sich auch um mich kümmern wollte, und zog deshalb meine Waffe. Es kam, wie es kommen musste. Der Unbekannte drehte sich, und sein offenstehender Mantel schwang dabei herum.
    Ich stand fast an der schmalen Seite des Zimmers und zielte mit dem dunklen Mündungsloch der Beretta auf ihn.
    Er sah es. Für einen Moment wurde er starr, aber nicht ängstlich. Auf mich wirkte er eher überrascht, so dass ich sogar Zeit bekam, ihn näher zu betrachten.
    Diese Person war außergewöhnlich. Sie sah aus wie ein Mensch, sogar wie ein für viele Frauen attraktiver Mann, denn von ihm strahlte eine gewisse Kälte ab und zugleich etwas Animalisches, das manche Menschen regelrecht anzog. Wir standen uns gegenüber, und beide bewegten wir uns nicht. Sekundenlang war die Situation wie eingefroren, bis der andere seine Augenbrauen zusammenzog. Durch diese Bewegung richtete ich meinen Blick auf die Augen und suchte nach einer Farbe der Pupille oder nach einem bestimmten Ausdruck im Blick.
    Es gab keinen.
    Da war alles anders. Dieser Blick war einfach da. Er war hell und dunkel zugleich. Wenn diese Augen überhaupt einen Ausdruck hatten, dann konnte man ihn nicht erfassen und auch nicht erklären. Für mich hatten diese Augen schon Schlimmes und Schreckliches gesehen, doch nicht nur in dieser Welt. Sie kamen mir vor, als hätten sie bereits andere Welten und Zeiten durchstreift.
    Diese Augen waren dazu geschaffen, einen Menschen zu bannen und unter ihre Kontrolle zu bekommen. Auch ich hatte es schwer, gegen diesen Blick anzukämpfen. Der Fremde wirkte auf mich, als wäre er davon überzeugt, dass es keinen Menschen auf der Welt gab, der ihm je Paroli bieten konnte.
    Er war einfach stark. So übermäßig stark, und es interessierte ihn auch nicht, dass ich eine Waffe in der Hand hielt. So etwas ignorierte er einfach.
    Ich wusste es. Ich hatte es deutlich gespürt. Aber ich tat so, als wäre alles normal und bemühte mich auch, mir nichts anmerken zu lassen.
    »Sie werden jetzt die Hände hochnehmen und sie hinter Ihrem Kopf verschränken, Mister.«
    »Mister…?«
    »Ja.«
    »Was ist das für eine Anrede, du Wurm.«
    Die Antwort erstaunte mich, und ich hatte mich schon zuvor über seine Stimme gewundert. Sie hatte so hart und präzise geklungen. Ich glaubte nicht, dass ich einen Menschen kannte, der jemals so gesprochen hatte. Okay, sie war aus seinem Mund gedrungen, aber er hätte ebenso gut eine neutrale Sprechmaschine in seiner Kehle eingebaut haben können.
    »Was habe ich falsch gemacht?«
    Er verzog seine breiten und schmalen Lippen. »Ich bin kein Mister. Ich bin Kamuel!«
    In diesem Augenblick machte es bei mir klick. Es war mir nicht alles klar, aber einiges, und das lag an seinen Namen. Er hieß also Kamuel.
    Ein Name wie er beim Menschen nicht vorkommt oder nur höchst selten. Dafür bei anderen Geschöpfen, die Uriel, Raniel, Belial oder ähnlich hießen. Und genau das waren die Namen der Engel.
    Auf diesem Gebiet kannte ich mich aus, da ich oft genug mit ihnen zu tun gehabt hatte. Es gab sie wirklich. Sie existierten, und dies sogar nach bestimmten Regeln. Sie waren nicht gut, denn es gab auch andere.
    Letztendlich war Luzifer ebenfalls ein Engel gewesen und nun Herr über das, was die Menschen Hölle nannten. Erfreut darüber, einen Engel vor mir zu haben, war ich nicht. Allein deshalb nicht, weil sie es prächtig verstanden, sich zu verstecken, zu verbergen. Sie nahmen eine menschliche Gestalt an und konnten sich damit zwischen den Menschen wunderbar bewegen. So vertuschten sie oft genug ihre wahren Absichten, und wenn es gemerkt wurde, dann war es meistens zu spät.
    »Kamuel?« flüsterte ich.
    »Ja, merke dir diesen Namen genau, Mensch.«
    »Wer bist du genau?«
    »Einer, der mal vergessen war. Ein Vergessener. Das bin ich jetzt nicht mehr. Ich habe meine Zeichen gesetzt und werde sie auch weiterhin setzen. Jeder, der mich auf meinem Weg stören will, muss sterben.«
    »Wie Sam Elam, nicht?«
    Er horchte auf. »Sam? Du kennst ihn?«
    »Ich habe seine Leiche gesehen. Ich habe auch gehört, wie er ums Leben gekommen ist. Du bist

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