Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Vergessene

Der Vergessene

Titel: Der Vergessene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
etwas anderes. Er wollte sie küssen und damit in den Tod schicken.
    Letztendlich war es eine Abrechnung mit ihm, denn er wusste, wie stark Amos an seiner Freundin hing. Wenn er sie ihm nahm, war das wieder ein Beweis seiner ungeheuren Machtfülle, denn Amos musste dabei zuschauen.
    Er startete noch einen Versuch. »Nicht - bitte, lass sie in Ruhe, Kamuel. Sie hat dir nichts getan. Ich will es nicht, verdammt noch mal…«
    »Sei ruhig. Du bist nicht gefragt. Du hättest bei meinem Besuch vorhin anders reagieren können. Jetzt habe ich Blut geleckt. Jetzt werde ich dir beweisen, wie es ist, wenn man sich gegen mich stellt oder mir nicht sofort gehorcht.« Er war bei seiner Antwort nicht einmal stehen geblieben und näherte sich seinem ›Opfer‹ Schritt für Schritt. Immer noch lächelnd und mit funkelnden Augen.
    Carol Maxwell hatte alles gehört. Durch den Klang der Stimme jedes Wort sogar überdeutlich verstanden. Nur hatte sie nichts begriffen. In ihrem Kopf klemmte eine Sperre fest. Es war unmöglich für sie, sich der Faszination zu entziehen. Je näher dieser Fremde ihr kam, um so mulmiger wurde ihr.
    Ein gutes Gefühl. Das merkte sie. Hingabe und Wildheit. Sein Gesicht ließ sie nicht aus den Augen. In seinem Blick malte sich schon jetzt ab, was er vorhatte. Hoffentlich blieb es nicht bei dem Kuss. Sie wollte mehr von ihm, sie wollte einfach alles.
    Er stand vor ihr. Bewegte sich keinen Schritt mehr weiter. Beide schauten sich an. Seine Lippen zuckten wieder, doch er öffnete sie nicht, sondern berührte sie mit der linken Hand in Höhe des rechten Ellbogens.
    Zum erstenmal hatte Carol Kontakt mit ihm. Ihre Knie wurden weich.
    Etwas strömte in sie hinein, von dem sie noch nie zuvor etwas gehört oder erlebt hatte. Sie gab ihm nach.
    »Ja, komm nur.« Ein kurzer Ruck, und die Frau lag in seinen Armen.
    Kamuel lachte. Er genoss seine Macht über die Frau. Er war noch immer der alte, daran hatten auch die Zeiten nichts ändern können.
    Keinem war es gelungen, ihm die Macht zu nehmen, und auch deshalb war er der großen Lilith so wahnsinnig dankbar.
    »Siehst du es, Amos? Siehst du, was ich mit deiner Freundin gemacht habe? Wie einfach es für mich ist, mich in dein Leben einzumischen, ohne dass du etwas dagegen unternehmen kannst?«
    »Ich weiß es.«
    »Wie schön.«
    »Aber lass es sein.«
    »Warum? Ich liebe es, Spaß zu haben. Da konnte ich mich den Menschen angleichen.«
    »Das weiß ich alles, Kamuel. Ich kenne dich, ich kenne mich, ich kenne uns. Du hast mich überzeugen können. Es gibt Aufgaben, die wir erledigen müssen, und ich werde auch mit dir gehen, aber warum soll sie denn sterben?«
    »Weil ich es so beschlossen habe.«
    Amos sprang auf. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, gegen Kamuel anzugehen. Er war viel zu schwach, der andere hatte sich damals als Herrscher der Schreckensengel gezeigt. Wer über sie Macht besaß, der musste schon etwas Besonderes sein. Kamuel lachte. »He, was ist los mit dir? Was hast du? Was ist denn? Willst du dich gegen mich stellen?«
    »Lass sie los!«
    »Nein!«
    Amos Atkins drehte durch. Er sah plötzlich rot. Er dachte nicht mehr nach. Es mochte auch am genossenen Alkohol liegen, jedenfalls dachte er an seine eigene Sicherheit nicht mehr. Deshalb stürmte er auf den Vergessenen zu.
    Kamuel ließ ihn kommen. Er lachte ihn sogar laut an, bis zu einem gewissen Zeitpunkt. Da griff er ein. Und er machte es hart. Seine rechte Faust rammte nach vorn, direkt in das neue Ziel hinein. Amos Atkins spürte den Hieb, der ihn an der Brust traf. Er hatte plötzlich den Eindruck, von einem fallenden Felsbrocken erwischt worden zu sein.
    Seine Luft wurde ihm knapp. Er riss den Mund weit auf, ohne richtig atmen zu können. Die Welt drehte sich vor seinen Augen, und zugleich wurden seine Knie weich.
    Kamuel lachte noch immer. Er griff wieder zu. Diesmal schob er seine rechte Hand in die Achselhöhle des anderen. Es bereitete ihm nicht die geringste Mühe, Atkins anzuheben. Als hätte er kein Gewicht, so stemmte er ihn hoch, und es sah so aus, als sollte Atkins mit dem Kopf gegen die Decke prallen, um sich dort den Schädel einzuschlagen.
    Das hatte Kamuel nicht vor. Er warf Atkins weg. Mit einer widerlich anmutenden Bewegung. Wie jemand, der etwas Ekliges loswerden wollte.
    Der Moderator segelte quer durch den Raum. Er krachte gegen sein schwarzes Regal, das dem Druck nicht standhielt. Es wackelte, kippte und entließ seinen Inhalt, wie einige Bücher, Gläser, Aschenbecher, ein

Weitere Kostenlose Bücher